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Eher Berg- als Talfahrt: Neugründungen und Insolvenzen 2021

Wie schlug sich die deutsche Wirtschaft tatsächlich durch das zweite Pandemiejahr? Hatte die Situation Auswirkungen auf die Neugründungen?
databyte | 31.01.2022
© Fotolia / alphaspirit
 

Herausforderungen in Gesellschaft und Wirtschaft führten in der Vergangenheit zu Innovationen und Entwicklungen, aus denen neue Arbeitsplätze, neue Firmen, gar neue Wirtschaftszweige wuchsen. Die letzten zwei Jahre hinterließen Spuren am Markt. Einige Branchen trafen die Maßnahmen hart, andere profitierten von ihnen. Ob die Wirtschaft insgesamt stärker und mit mehr oder weniger Marktteilnehmern seit 2019 aus der Krise hervorgeht, analysiert Wirtschaftsinformationsanbieter databyte aus den Daten des Handelsregisters.


Gesamtübersicht


Im Vergleich zu 2019 stiegen die
Gründungen 2020 um 5 Prozent. 2021 überholte sein Vorjahr an Neugründungen nochmals um 3 Prozent, sodass 136.121 frische Marktteilnehmer die deutsche Wirtschaft stärken. Dabei stiegen die Gründungszahlen 2020 besonders in den Monaten ab September und 2021 in der ersten Jahreshälfte. Insolvenzen nahmen von einem Jahr aufs andere ab. Noch 2019 bei 8.646 stehend, sank die Zahl 2020 um 8 Prozent auf 7.947 illiquide Firmen und erreichte ihren Tiefpunkt 2021 bei minus 18 Prozent und 6.496 Insolvenzen.


Branchenplus

Den größten Zuwachs verbuchten mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten der Digitalisierung sei Dank. Nach einem geringen Wachstum von 9 Prozent verbucht dieser Wirtschaftszweig 2021 eine massive Gründungssteigerung von 135 Prozent oder 3.878 neue Handelsregistereintragungen. Auch der Markt um das Veterinärwesen expandierte deutlich: 80 Prozent betrug der Anstieg von in diesem Bereich verorteten Unternehmen.

Rundfunkveranstalter, die 2020 noch mit einem Minus an Gründungen umgehen mussten, nahmen im letzten Jahr um 56 Prozent zu. Ebenfalls gehören die Schifffahrt mit 39 Prozent sowie die Sparte Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten mit 26 Prozent zu den Gewinnern des Vorjahres.


Insolvenzen im Minus


Wie in der Gesamtwirtschaft zeigt auch ein Blick in die Branchenaufschlüsselung die Abnahme von Insolvenzen. Nur wenige Wirtschaftszweige kämpfen mit einem Auf und Ab. Betriebe im Bereich Forstwirtschaft und Holzeinschlag meldeten 2020 50 Prozent weniger Konkurse als 2019. 2021 stieg der Wert jedoch um 120 Prozent. Eine entgegengesetzte Entwicklung, die viele andere Branchen in den vergangenen zwei Jahren ähnlich erlebten, zeigt der Insolvenzverlauf in der Tabakverarbeitung: Um 400 Prozent stiegen die Anträge 2020, 2021 verbuchte 60 Prozent weniger.

Positiv traten nicht nur bei den Gründungen, sondern auch bei den Insolvenzen Rundfunkveranstalter hervor. Vorletztes Jahr 50 Prozent, letztes Jahr noch einmal 75 Prozent weniger Illiquidität. Auch das zu Beginn der Pandemie totgesagte Feld der Werbung und Marktforschung schlug sich wacker und zeigte mit einem Minus von zuerst 8 Prozent und darauf 35 Prozent seine Stärke.

Fazit

Trotz der vielen Hindernisse und Umstellungen, die Wirtschaftsteilnehmer 2021 hinnehmen mussten, bewältigten deutsche Firmen sie souverän. Insbesondere der Ausbau digitaler Alternativen in tradierten Zweigen, wie der Finanz- und Versicherungsbranche, kurbelte den Ideenreichtum von Unternehmern und Unternehmerinnen an, um selbst bürokratiereiche Wirtschaftssektoren am Laufen zu halten.
„Zu Beginn des Jahres bestimmte die Aussetzung der Insolvenzpflicht den Diskurs“, betont Alexander Hiller, Geschäftsführer der databyte GmbH. „Über die Gründungslust der Innovativen, die diese Situation als Chance verstehen, freut sich die Wirtschaft nun 12 Monate später.