print logo

Verbraucherschutz auf Ukrainisch

Verbraucherzentrale stellt neues mehrsprachiges Bundesprojekt vor.
© freepik / albertyurolaits
 

Um den Menschen, die vor dem russischen Angriffskrieg flüchten, Orientierung beim Ankommen zu bieten, stellt die Verbraucherzentrale wichtige Informationen kurzfristig auch auf Ukrainisch bereit, zum Beispiel zu Handy- und Energieverträgen oder zu vermeintlich „kostenlosen“ Kreditkarten. Dazu stockt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Mittel für das Projekt „Digi-Tools – ohne Sprachbarrieren“ um 150.000 Euro auf. So können Geflüchtete Unterstützung in ihrem Verbraucheralltag erhalten. Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im BMUV, hat den Förderbescheid online an Dr. Christian Rumpke, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Brandenburg e. V. übergeben.

Die Verbraucherzentrale Brandenburg hat bereits kurzfristig Informationen auf Deutsch und auf Ukrainisch zu Verbraucherfragen erstellt, die sich für Geflüchtete häufig stellen, darunter Informationen zu Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen, Unterkunft und Registrierung, Mobilität, Geldtransfer von der und in die Ukraine oder zur Kontoeröffnung in Deutschland.

Die ukrainischen Inhalte werden künftig auch erweitert um Alltagsfragen für Menschen, die länger in Deutschland bleiben. Geplant sind zum Beispiel Texte und Erklär-Videos zu untergeschobenen Verträgen, Störungen von Internet und Telefon, Kündigung von Handyverträgen oder zum Rundfunkbeitrag und Befreiungsmöglichkeiten. Auch zu Betrug und Abzockmaschen wie vermeintlich „kostenlose“ Kreditkarten im Internet erstellt die Verbraucherzentrale Informationen auf Ukrainisch.

Dr. Christiane Rohleder: „Die Informationen in ukrainischer Sprache sollen den geflüchteten Menschen helfen, sich hier schnell zurechtzufinden. Das Projekt lebt auch davon, dass die Verbraucherzentrale Brandenburg mit Vereinen und Einrichtungen zusammenarbeitet, die Geflüchtete unterstützen. Diese geben die Informationen direkt an die Geflüchteten weiter. Und die Verbraucherzentrale erfährt so auch, welche Hilfestellungen am dringendsten benötigt werden. So kann sie ihr Angebot bedarfsgerecht anpassen und auch auf neue betrügerische Maschen reagieren. Sprachbarrieren dürfen nicht zu einer Einschränkung der Verbraucherrechte führen.“

Dr. Christian A. Rumpke: „Zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gehören neben dem Zugang zum Angebot von Waren und Dienstleistungen auch der Schutz und die Warnung vor Abzocke sowie das Wissen über Verbraucherrechte. Deshalb unterstützen die Verbraucherzentralen bundesweit zugewanderte Menschen mit Information und digitalen Hilfestellungen.“

Hilfen auch auf Polnisch und Russisch

Da auch andere Verbrauchergruppen aus dem slawischen Sprachraum, die bereits hier leben, ihre Verbraucherrechte aufgrund von Sprachbarrieren teilweise nur unzureichend durchsetzen können, werden innerhalb des Projektes nicht nur Hilfen für Menschen mit ukrainischer Muttersprache erstellt. Mit dem Fokus auf Migrant:innen aus dem slawischen Sprachraum bietet die Verbraucherzentrale auch digitale Hilfen auf Polnisch und Russisch.

So ermöglicht der neue „eReklamator konsumencki“ polnischsprachigen Verbraucher:innen bei Fragen zu Garantie, Reklamation und Rückgabe von Waren und Dienstleistungen eine individuelle und kostenlose rechtliche Ersteinschätzung. Mithilfe der digitalen Legal-tech-Anwendung können sich Verbraucher:innen nach der Beantwortung einiger Fragen auf Polnisch ein individuell angepasstes Musterschreiben auf Deutsch erstellen lassen, um damit beispielsweise von einen Kaufvertrag zurückzutreten oder einen Anspruch auf eine Ersatzlieferung beim Händler geltend zu machen. Gleichzeitig erhalten sie die Übersetzung des Schreibens in ihrer Muttersprache. Verbraucher:innen, die Fragen zur Benutzung haben, können den telefonischen Rückruf-Infoservice auf Polnisch nutzen.

Das Angebot wird im Laufe des Projektes sukzessive erweitert um weitere Legal-tech-Anwendungen, kurze Erklär-Videos sowie Informationen für häufig auftretende Verbraucherprobleme in polnischer, ukrainischer und russischer Sprache.

Netzwerkarbeit und Kooperation

Das Bundesprojekt „Digi-Tools – ohne Sprachbarrieren“ wird umgesetzt durch die Verbraucherzentrale Brandenburg. Um möglichst viele Menschen mit dem neu geschaffenen Angebot zu erreichen, steht sie mit zahlreichen Organisationen im Austausch. Ziel ist es, Verbraucherprobleme, mit denen Migrant:innen in Deutschland täglich konfrontiert sind, zu ermitteln und passende Informationsangebote bereitzustellen. Das Projekt wird mit insgesamt knapp 600.000 Euro gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und läuft bis Juni 2024.

 

Weitere Informationen zum Projekt: www.verbraucherzentrale.de/node/67386