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Die Zukunft der Energieversorger sind Business-Ökosysteme

Branchenübergreifende Kooperationen verändern die Industrie. Start in moderne Ökosysteme mit dem wissenschaftlichen Ecosystemizer-Ansatz.
Die Zukunft der Energieversorger sind Business-Ökosysteme © freepik / wirestock
 

Was für viele Handels-, Automobil- und andere technologiegetriebene Unternehmen bereits gelebte Realität ist, zieht auch in die Energiewirtschaft ein: Ein energiesegment- und sogar branchenübergreifendes, kooperationsbasiertes Wirtschaften in Business-Ökosystemen. Diese vereinen weitgehend unabhängige, dynamisch agierende Marktakteure, die sich und ihre Angebote ergänzen, um miteinander verbundene, also integrierte Angebote für ihre Kund:innen zu schaffen. Wie Energieversorgungsunternehmen Business-Ökosysteme gewinnbringend in ihre Geschäftsmodelle integrieren können, hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) Deutschland in der Studie „Die Zukunft der Energieversorger sind Business-Ökosysteme. Mit dem Ecosystemizer-Ansatz in die Energiewirtschaft von morgen starten“ untersucht.

Hohes Ökosystem-Potenzial im Wärmesektor  

38 Prozent der CO2-Emissionen entstehen in der Wärmeerzeugung, was diesen Sektor zum zweitgrößten CO2-Verursacher nach dem Segment der Stromversorger macht. Deshalb wird dieser Bereich im Fallbeispiel „Dekarbonisierte Wärme“ ausführlich behandelt. 

Die Endkonsument:innen mehr denn je in den Fokus nehmen

Um EVUs in die neue Welt der Energiewirtschaft mitzunehmen, kooperiert PwC Deutschland seit Kurzem exklusiv mit Julian Kawohl, Professor für Strategisches Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Der Experte für Business-Ökosysteme hat den „Ecosystemizer“-Ansatz entwickelt. Dieser beinhaltet eine neuen Blickwinkel auf grundlegende Unternehmensfunktionen und -strukturen: die „Ecosystem-to-Human“ (E2H)-Perspektive. 

Die Ecosystem Strategy Map als Startpunkt für den Wandel

Die Studienautoren erklären den Ecosystemizer ausführlich und orientieren sich dabei am Buch „Ecosystemize Your Business“ von Prof. Dr. Julian Kawohl, das im März 2022 erschienen ist. Das Buch ist ein umfassender, leicht verständlicher und konsequent anwendungsorientierter Praxis-Leitfaden für Unternehmen, die in bestehende Ökosysteme eintreten oder eigene Ökosysteme aufbauen möchten. Ein wesentliches Tool dafür ist die „Ecosystem Strategy Map“ von Prof. Dr. Kawohl. Sie bringt unter anderem Klarheit über zehn Lebensbereiche, die (potenzielle) Kund:innen und ihre Bedürfnisse ganzheitlich beschreiben. Denn im Ecosystemizer-Ansatz stehen die Kund:innen konsequent Mittelpunkt der wirtschaftlichen Aktivitäten der Ökosystem-Mitglieder. Zwei der zehn Lebensbereiche, in denen EVUs besonders aktiv sind, sind „Living“ und „Mobility“. 

Erweiterte Geschäftsmodelle mit dekarbonisierter Wärme

Im Lebensbereich „Living“ sind unter anderem Wärmeanbieter aktiv. „Deshalb wird in Business-Ökosystemen der Zukunft dekarbonisierte Wärme eine große Rolle spielen“, prognostiziert der Ökosystem-Experte Rösch. „Das gilt vor allem für die Lebensbereiche „Living“ und „Mobility“ – und perspektivisch für alle im Ecosystemizer-Ansatz definierten Lebensbereiche.“ In der Studie geben die Autoren entsprechende Anregungen. Drei Beispiele: 

1. Kund:innen könnten ein Auto erwerben und nicht nur Strom, sondern auch Wärme und mehr gleich mitkaufen. Vorreiter sind neue Wettbewerber von EVUs, vor allem Elektroauto-Anbieter. So bietet der Elektroauto-Hersteller Tesla bereits Photovoltaik-Anlagen, Elektrospeicher, Ladeinfrastruktur und – über Partner – sogar einen eigenen Stromtarif an.

2. Neue Marktakteure können auch Wärme in ihr Angebot integrieren: So betreiben Amazon, Apple und Co bereits umfassende Ökosysteme für diverse Lebensbereiche – beispielsweise für die Lebensbereiche „Work“, „Entertainment“, „Consumption“ und „Living“. Dekarbonisierte Wärme wäre eine sinnvolle Ergänzung.  

3. Industrie-Akteure bieten verstärkt (Ab-) Wärmequellen an: Sie könnten eigene (Ab-) Wärmekapazitäten mit neuen Technologien extrahieren und in örtliche Fernwärmenetze einleiten.