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Deutsche geben 23 Milliarden Euro zu viel für Handyverträge aus

Würden alle Kunden der großen deutschen Mobilfunker in einen günstigeren Discountertarif wechseln, ließen sich pro Jahr 23,4 Milliarden Euro sparen.
Verivox | 29.07.2022
Deutsche geben 23 Milliarden Euro zu viel für Handyverträge aus © freepik / tongcom
 

Viele Produkte des täglichen Bedarfs verteuern sich gerade erheblich – bei Handytarifen sind jedoch hohe Ersparnisse möglich: Würden alle Kunden der großen deutschen Mobilfunker in einen günstigeren Discountertarif wechseln, ließen sich rechnerisch pro Jahr 23,4 Milliarden Euro sparen. Für Durchschnittsnutzer sind so bis zu 82 Prozent Ersparnis drin. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox.

287 Euro rechnerische Ersparnis pro Jahr möglich

Derzeit haben die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica/O2 rund 81,5 Millionen Kundinnen und Kunden. Würden alle diese Kunden mit ihren Verträgen zu einem günstigeren Discountertarif wechseln, könnten sie pro Mobilfunkvertrag rechnerisch 286,61 Euro im Jahr einsparen. Die mögliche Gesamtersparnis pro Jahr liegt damit bei 23,4 Milliarden Euro.

Vor allem Handytarife mit kleinen und mittleren Datenbudgets werden bei weniger bekannten Anbietern wesentlich günstiger angeboten. Aktuell sind etwa Discounter-Tarife mit 4 bis 5 Gigabyte (GB) Datenvolumen bereits ab fünf Euro monatlichem Durchschnittspreis zu haben. Sie kosten teilweise weniger als ein Viertel der günstigsten Netzbetreiberangebote – das Sparpotenzial liegt je nach zugrunde liegendem Netz zwischen 75 und 82 Prozent.

Durchschnittlicher Datenverbrauch ist weiterhin niedrig

Laut Bundesnetzagentur lag das pro Vertrag im Schnitt verbrauchte Datenvolumen zuletzt bei 4,3 GB. In den Handytarifen der großen Anbieter stecken aber pro Vertrag durchschnittlich 27 GB – also mehr als das Sechsfache. Somit zahlen viele Kundinnen und Kunden jeden Monat für Tarifleistungen, die sie nicht oder nur teilweise benötigen.

„Viele Verbraucher überschätzen ihren Datenbedarf,“ sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. „Üblicherweise sind Smartphones die meiste Zeit des Tages in einem WLAN-Netz eingeloggt, entweder am Arbeitsplatz oder zu Hause. Während dieser Zeit wird kein Datenvolumen über den Handytarif verbraucht.“

Eigenen Datenverbrauch auf den Prüfstand stellen

Tipp für Verbraucher: In den Smartphone-Einstellungen ist transparent ablesbar, wie viel Datenvolumen im letzten Abrechnungszeitraum genutzt wurde. Weicht das gebuchte Volumen regelmäßig vom Verbrauch ab, sollte ein passenderer Tarif gesucht werden. Zur Finanzierung eines neuen Smartphones ist es in den meisten Fällen deutlich günstiger, Gerät und Tarif getrennt zu erwerben. „Um den Einmalpreis eines Geräts so niedrig wie möglich zu halten, buchen viele Kunden hochpreisige Tarife“, sagt Theumer. „Diese enthalten immer höhere Datenbudgets, die oft kaum genutzt werden.“

Wer leistungsstarke Tarife mit viel Datenvolumen und Extras wie schnellem 5G-Mobilfunk oder Multi-SIM-Optionen sucht, findet bei den Vertragstarifen von Telekom, Vodafone und Telefonica die größte Auswahl. Für die meisten Bedarfe sind die Angebote der Discounter hingegen absolut ausreichend.

 

Methodik

77 Prozent aller aktiven SIM-Karten (81,5 Mio.) sind laut Jahresbericht der Bundesnetzagentur bei den Netzbetreibern im Einsatz. Die jährliche Ersparnis beim Wechsel vom Netzbetreiber- zum Discounter-Tarif im gleichen Netz beträgt über alle drei Netze hinweg 286,61 Euro. Multipliziert mit 81,5 Millionen Vertragskunden bei den Netzbetreibern ergibt sich eine Ersparnis von 23,4 Milliarden Euro. Die Marktanteile der Netzbetreiber wurden hierfür gewichtet. Ab dem 25. Vertragsmonat kann die Ersparnis abweichen.