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Nur 9 Prozent der Eltern verdecken das Gesicht ihres Kindes

Eltern sehen sich selbst am stärksten in der Verantwortung, ihren Kindern Medienkompetenz zu vermitteln
Bei welchen Akteuren liegt die größte Verantwortung, Medienkompetenz zu vermitteln? © eco Verband der Internetwirtschaft
 

Es ist Ferienzeit! Und nicht nur die Anreise zum Urlaubsort wird von Kindern und Jugendlichen gern durch die Nutzung digitaler Medien überbrückt. Ob Smartphone, Tablet oder Gameboy – digitale Begleiter sind auch am Strand oder Baggersee immer dabei. Ein kritischer und kompetenter Umgang mit digitalen Medien ist aber das A und O, wenn sich Kinder in der digitalen Welt bewegen.

Dass Eltern in erster Linie sich selbst verantwortlich für die Medienkompetenz ihrer Kids machen, zeigt eine aktuelle Umfrage, die das Meinungsforschungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von eco durchgeführt hat*: 66,1 Prozent der 1000 befragten Eltern gaben an, dass die Familie für die mediale Erziehung der Kinder verantwortlich ist, 22,4 Prozent meinen, dies sei eine pädagogische Aufgabe beispielsweise von Schulen und 4 Prozent sehen die Verantwortung bei der Politik.

Die Vermittlung von Medienkompetenz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen auch die über 25-jährige Erfahrung der eco Beschwerdestelle als Wissens- und Kompetenzvermittler:

„Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Internet und die Vermittlung digitaler Kompetenzen muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden, als ein Zusammenspiel von Eltern, Bildungseinrichtungen, Politik und beratenden Anlaufstellen wie der eco Beschwerdestelle. Nur so funktioniert es“, sagt Alexandra Koch-Skiba, Leiterin der eco Beschwerdestelle.

Um die Medienkompetenz ihrer Kinder zu schulen, erklären 69,4 Prozent der Eltern regelmäßig den Umgang mit digitalen Medien, 52,1 Prozent stellen konkrete Regeln bei der Mediennutzung auf, beispielsweise feste Bildschirmzeiten, 37 Prozent haben Jugendschutzlösungen auf den Geräten ihrer Kinder installiert

Nur wenige Eltern nutzen Smileys, um das Gesicht ihres Kindes zu verdecken

Auch Erinnerungsfotos sind ein wichtiges Thema im Urlaub – wie werden Bilder von Kindern und Jugendlichen über Messenger-Dienste oder Social-Media-Plattformen sicher geteilt?

Laut eco Umfrage schränken zwar 81,6 Prozent aller befragten Eltern den Empfängerkreis ein, wenn sie Fotos via Messengerdienste teilen; 77,7 Prozent verschicken keine Nacktbilder ihrer Kinder. Doch nur 17,8 Prozent der Eltern achten darauf, dass das Gesicht ihres Kindes nicht auf dem Bild ist. Lediglich 8,8 Prozent nutzen Smileys, um das Gesicht ihres Kindes zu verdecken.

Hier rät Koch-Skiba Eltern zu mehr Vorsicht. „Es ist absolut nachvollziehbar, dass Eltern im Urlaub Fotos von ihren Kindern machen und diese auch Anderen zeigen möchten“, so Koch-Skiba. „Doch entscheidend dabei ist, was auf den Bildern zu sehen ist und mit wem beziehungsweise auf welchen Plattformen sie geteilt werden. Auch wenn sich immer mehr Eltern Gedanken machen, zeigen die Umfrageergebnisse und unsere tägliche Arbeit, dass noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist.“

* Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag von eco 1.003 Personen zwischen dem 27.7. und dem 5.08.2022 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Eltern von Kindern bis 18 Jahre in Deutschland. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 4.5 Prozent.

 

Digitale Urlaubsfotos: eco Beschwerdestelle gibt Eltern 5 Tipps

1. Keine Bilder im Bikini, Badehose oder zu viel nackter Haut teilen

Grundsätzlich empfiehlt die Rechtsanwältin und Beschwerdestellen-Leiterin, keine Fotos zu teilen, auf denen Kinder und Jugendliche nackt oder nur leicht bekleidet zu sehen sind. Hierzu zählen auch Fotos in Badekleidung. „Natürlich möchten Eltern den Ausflug ans Meer oder ins Schwimmbad auch festhalten, aber hier ist beim Teilen immer besondere Vorsicht geboten“, so Koch-Skiba weiter. Sie warnt davor, dass die Familienfotos in falsche Hände geraten und sexualisiert werden können.

2. Gesichter von Kindern und Jugendlichen mit Smileys verdecken oder verpixeln

Doch selbst bei vermeintlich unbedenklichen Fotos gilt Vorsicht. Im Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Netz begegnen Koch-Skiba und ihrem Team auch scheinbar harmlose Bilder, auf denen Minderjährige vollständig bekleidet sind. „Selbst Fotos auf dem Spielplatz oder beim Kindergeburtstag können mitunter in Pädophilen-Foren auftauchen und in den falschen Kontext gebracht werden“, warnt Koch-Skiba. „Wer das Gesicht seiner Kinder mit einem Smiley bedeckt, verpixelt oder auch nur den Hinterkopf fotografiert, fährt hier auf jeden Fall eine Nummer sicherer.“

3. Sicherheitseinstellungen checken

Weiter empfiehlt Koch-Skiba, Fotos nur mit Verwandten oder engen Freunden zu teilen. Hierzu bieten gängige Social-Media-Plattformen detaillierte Sicherheitseinstellungen an, die über die eigentliche Entscheidung eines privaten oder öffentlichen Accounts hinausgehen. „Will ich Urlaubsbilder in meinem Status – das heißt temporär und bis zu 24 Stunden – teilen, kann ich inzwischen für jeden einzelnen Kontakt entscheiden, ob ihm die Fotos angezeigt werden oder nicht.“, so Koch-Skiba.

4. Rechte von Kindern beachten

Sofern möglich, sollten Eltern zudem ihre Kinder dabei einbinden, mit wem sie ihre Fotos teilen möchten. „Wer seine Kinder aber schon früh an dieses Thema heranführt, leistet parallel wichtige Aufklärungsarbeit für deren spätere Social-Media-Nutzung im Teenager-Alter.“, sagt Koch-Skiba. Mit regelmäßigen Workshops an Schulen und bei Elternabenden zählt auch die Prävention in das Aufgabengebiet der eco Beschwerdestelle.

5. Unangebrachte Fotos melden

Sofern Internetuser unangebrachte Fotos von Kindern und Jugendlichen entdecken, können sie diese zudem bei der eco Beschwerdestelle melden.