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E-Commerce-Händler und die Realität unter PSD2

Fast die Hälfte der europäischen E-Commerce-Händler hat immer noch Schwierigkeiten, die Zweite Zahlungsdienstrichtlinie (PSD2) einzuhalten
Riskified | 31.08.2022
E-Commerce-Händler und die Realität unter PSD2 © freepik / rawpixel
 
Eine neue, von Forrester Consulting durchgeführte und von Riskified in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass fast die Hälfte der europäischen E-Commerce-Händler immer noch Schwierigkeiten hat, die Zweite Zahlungsdienstrichtlinie (PSD2) einzuhalten, obwohl die Verordnung nach der verlängerten Frist vollständig in Kraft getreten ist. 
 
Die Ergebnisse im Überblick: 

  • 45 Prozent der E-Commerce-Händler erfüllen entweder die PSD2-Mindestanforderungen oder sind immer noch dabei, sich mit der Verordnung auseinanderzusetzen 

  • Über 30 Prozent der Befragten haben mit Einschränkungen in anbieterspezifischen Tools zu kämpfen 

  • 39 Prozent der befragten E-Commerce-Entscheider gaben an, dass selbst bei 3DS-authentifizierten Bestellungen noch Betrugsfälle auftreten   


 
Die PSD2-Verordnung wurde bereits im Jahr 2015 mit dem Ziel veröffentlicht, das europäische Zahlungsverkehrsökosystem sicher sowie offener und bequemer zu gestalten. Mit der PSD2 wurde auch die starke Kundenauthentifizierung (Strong Customer Authentication, kurz: SCA) eingeführt, die eine Multi-Faktor-Verifizierung für kartenlose Online-Transaktionen vorschreibt. 
  
Für die Studie wurden 207 europäische Entscheidungsträger im E-Commerce befragt.  Die Ergebnisse zeigen, dass 45 Pronzent der Befragten entweder nur die Mindestanforderungen der Verordnung einhalten oder aber immer noch Probleme im Zusammenhang mit der PSD2-Einführung zu lösen versuchen. 
  

Ein langer Weg zur Optimierung 


Trotz der Hoffnung, dass PSD2 den Onlinebetrug reduziert und den Zahlungsverkehr sicherer macht, gaben 39 Prozent der Händler zu, dass betrügerische Rückbuchungen bei 3DS-authentifizierten Transaktionen zugenommen haben, was sich wiederum negativ auf ihre Gesamtbetrugsrate auswirkt. 
  
"Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer hat sich der Optimierung ihrer Zahlungsflüsse bereits genähert", sagt Roman Korobkov, PSD2 Domain Expert bei Riskified, "Die E-Commerce-Händler befinden sich an einem Wendepunkt, was die Transformation ihrer Zahlungsstrategie angeht. Sie versuchen, innerhalb dieser neuen Richtlinien zu arbeiten und dabei ein Gleichgewicht zwischen Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Compliance herzustellen. Aber sie suchen auch nach mehr Transparenz im gesamten Ökosystem, damit der Wandel funktionieren kann." 
  

Betrug breitet sich weiter aus 


43 Prozent der Befragten gaben an, dass die Kosten für die Betrugsprävention nach dem Inkrafttreten der PSD2-Veeordnung gestiegen sind, 3DS-Kosten ausgenommen. Von diesen 43 Prozent sagten zudem 57 Prozent aus, dass ihre Gesamtausgaben rund um das Thema Betrugsprävention um 25 Prozent oder mehr im Vergleich zu den Ausgaben vor der PSD2-Verordnung gestiegen sind. Trotz dieser Mehrausgaben verzeichnen die Händler einen Anstieg der betrügerischen Rückbuchungen bei authentifizierten Bestellungen. 
 
“Für viele Händler hat sich 3DS als Industriestandard für starke Kundenauthentifizierung zwar als effizient erwiesen, aber man darf eins hierbei nicht vergessen: 3DS ist keine einheitliche Universallösung. Die Technologie entwickelt sich weiter – genauso wie die Betrüger, die immer neue Wege finden, um die Sicherheitsstandards der Unternehmen zu umgehen. Jetzt kommt es darauf an, die richtige Strategie zu entwickeln. Eine, die auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten ist und die richtigen Daten, Lösungen und Technologien nutzt", so Korobkov weiter. 
  

Lock-ins und Beschränkungen 


80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Individualregelungen für Betrugsbekämpfung, die von einem Partner oder einem Zahlungsdienstleister angeboten werden, ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen. Mit solchen Ausnahmeregelungen können 60 Prozent der Händler nach eigenen Angaben bei mehr als der Hälfte ihrer Bestellungen verhindern, dass sie eine SCA durchlaufen müssen.  
 
Einige Entscheidungsträger im E-Commerce gaben jedoch auch an, dass sie sich bei Ausnahmeregelungen mit Einschränkungen aufgrund der von ihren Zahlungsdienstleistern festgelegten Obergrenzen konfrontiert sehen – obwohl sie technisch gesehen für höhere Individualregelungen in Frage kämen. Zudem sagten 31 Prozent, dass sie an bestimmte von Zahlungspartnern kostenpflichtige Zusatztools gebunden sind.  
 

Was fehlt der PSD2-Verordnung? 


Trotz der Bedenken wurden in der Umfrage auch potenzielle Lösungen aufgezeigt, die den Händlern helfen, die PSD2-Verordnung einzuhalten und gleichzeitig die Betrugsraten zu senken und dabei die Einnahmen zu steigern. So gaben die Befragten an, dass mehr Daten und Transparenz helfen würden, die PSD2-Strategien der Unternehmen voranzutreiben. Fast zwei Drittel (65 Prozent) forderten mehr Transparenz bei den Gebühren für die Zahlungsverarbeitung, während 59 Prozent eine Überprüfung der auf dem Markt verfügbaren Lösungen forderten, um die Einhaltung von PSD2 entsprechend optimieren zu können. 
  
Diese Ergebnisse unterstreichen den Bedarf an besserer Kommunikation und Transparenz innerhalb des Betrugs- und Zahlungsverkehrsökosystems. Es ist auch erwähnenswert, dass Händler nicht grundsätzlich gegen PSD2 sind, sondern das Potenzial sehen, ihr Geschäft mit PSD2 unter den richtigen Voraussetzungen zu verbessern. Die Befragten gaben an, dass die Erzielung eines Wettbewerbsvorteils durch die Optimierung ihrer Zahlungsströme im Rahmen der PSD2 für ihre künftige Strategie von entscheidender Bedeutung ist, neben einem verbesserten Kundenerlebnis, höheren Konversionsraten und einer stärkeren Kundenbindung.