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Assistiertes und autonomes Fahren kann zum Wachstumsmotor werden

McKinsey-Studie: 2035 bis zu 400 Milliarden US-Dollar zusätzlicher Umsatz möglich.
McKinsey & Company | 13.01.2023
Assistiertes und autonomes Fahren kann zum Wachstumsmotor werden © Freepik / creativeart
 

Die Weiterentwicklung von fortgeschrittenen Fahrassistenzsystemen bis hin zum autonomes Fahren kann zukünftig eine bedeutende Umsatzquelle für die Automobilindustrie werden. Mit einer jährlichen Steigerung von 15-20% wird der Markt für Fahrassistenzsysteme und autonomes Fahren für Privatfahrzeuge von heute rund 50 Milliarden US-Dollar auf 300-400 Milliarden US-Dollar im Jahr 2035 wachsen. Der größte Teil des Umsatzes entfällt dann auf Level 4-Funktionen, also das fahrerlose Fahren unter bestimmten Bedingungen. Dies geht aus der neuen Analyse „Autonomous driving’s future: Convenient and connected“ hervor, die die Unternehmensberatung McKinsey & Company zur Consumer Electronics Show 2023 in Las Vegas vorgestellt hat. 

Kosten für Level-3-System noch bei 5.000 US-Dollar pro Fahrzeug

„Der Traum vom fahrerlosen Auto ist nicht ausgeträumt“, sagt Kersten Heineke, Partner von McKinsey und Co-Autor der Studie. „Zwar haben einige Unternehmen den Marktstart ihrer vollautonomen Fahrzeuge verschoben, aber insbesondere bei fortgeschrittenen Fahrassistenzsystemen der Level 2 und 3 sehen wir große Sprünge und zunehmend mehr Autos mit diesen Funktionen auf der Straße.“ Um die technologischen Unsicherheiten abzubilden, wurden in der Studie drei Szenarien für die weitere Entwicklung berechnet. Im Basisszenario – mit den bislang von Autoherstellern kommunizierten Entwicklungszeiten sowie einem mittleren Kundeninteresse – würden 2030 12% aller neuen Fahrzeuge mindestens mit Level 3+-Fahrassistenzsystemen ausgestattet sein, 2035 sogar 37%. 

„Wir erwarten, dass die fortgeschrittenen Fahrassistenzsysteme zunächst im Premiumsegment Einzug erhalten“, so Heineke. In der Markthochlaufphase seien die Kosten mit mehr als 5.000 US-Dollar pro Fahrzeug für Level-3 und Level-4-Systeme noch sehr hoch. Fallende Kosten für Sensoren und Hochleistungschips würden diese Systeme aber günstiger machen. 

Ein weiteres Studienergebnis: Das Kundeninteresse für Fahrassistenzsysteme ist weiterhin groß: Ein Viertel von mehr also 25.000 befragten Kund:innen gab an, dass sie bei ihrem nächsten Fahrzeugkauf sehr wahrscheinlich auf ein fortgeschrittenes Fahrassistenzsystem Wert legen würden. Zwei Drittel dieser Kund:innen ist beispielsweise bereit, für einen Level-4-Autobahnpiloten einmalig 10.000 US-Dollar zu bezahlen. Heineke: „Aus Kundensicht ist das assistierte Fahren sehr attraktiv – es kann die Automobilität sicherer, angenehmer und produktiver machen.“ 

Bei komplett fahrerlosen Fahrzeuge (Level 5) ist das Kundeninteresse jedoch erstmals zurückgegangen: Waren 2020 noch 35% der Befragten bereit, auf ein vollautonomes Auto umzusteigen, sank dieser Wert aktuell auf 26%. Wesentlicher Grund ist das gesunkene Vertrauen in die Technologie: 64% der Kund:innen gaben an, dass die Sicherheit noch größer werden müsse. „Auch das Regulierungsumfeld sollte sich noch weiterentwickeln, wenngleich wir in Deutschland und in anderen Ländern schon richtige Schritte gesehen haben“, so Heineke. 

Markt für Komponenten wächst auf bis zu 80 Mrd. US-Dollar

Für die Automobilindustrie bedeutet die Weiterentwicklung der Fahrassistenzsysteme eine Veränderung ihres Geschäftsmodells. „Die Autoindustrie sollte ein noch größeres Augenmerk auf die Software legen und vor allem über Monetarisierungsoptionen über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeuges nachdenken“, so Heineke. „Der Verkauf der Fahrzeuge ist ein wesentliches Standbein; aber die nachträgliche Freischaltung von Features kann eine weitere wichtige Erlösquelle für die Autoindustrie werden.“ 

Auch in der Automobilzulieferindustrie kann das assistierte und autonome Fahren für zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten sorgen: Der Markt für Komponenten wie Steuereinheiten, Kameras, Sensoren sowie Lidar- und Radarsysteme wird von heute 8-12 Milliarden auf bis zu 80 Mrd. US-Dollar wachsen.