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Die Nominierungen des 59. Grimme-Preises 2023

69 Produktionen und Einzelleistungen nominiert.
Die Nominierungen des 59. Grimme-Preises 2023 © Freepik / ngad
 

Nach drei Jahren haben die Nominierungskommissionen der vier Kategorien Information & Kultur, Fiktion, Unterhaltung und Kinder & Jugend zum ersten Mal wieder vollständig in Präsenz getagt und aus mehr als 780 Einreichungen insgesamt 69 Produktionen und Einzelleistungen für den 59. Grimme-Preis 2023 nominiert. 

„Die schwierige weltpolitische Lage hat sich im vergangenen Jahr mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der Energiekrise und den Protesten im Iran noch einmal deutlich zugespitzt. Die Nominierungen in diesem Jahr zeigen, wie viel herausragendes Programm es im vergangenen Jahr zu diesen Themenkomplexen gab, lassen dabei aber auch die Dringlichkeit und Relevanz weiterer drängender gesellschaftlicher Themen nicht außer Acht“, so Grimme-Direktorin Gerlach. Das Angebot für die Zuschauenden stelle dem Wunsch nach Information und Einordnung besonders in den Sparten Information und Kultur ein komplexes Angebot entgegen, aber auch für die jungen und jüngsten Zuschauer*innen gäbe es hier passende Produktionen, die altersgerecht und sensibel auf ihre Fragen eingehen. Gerlach weiter: „Vergessen wird jedoch dankenswerter Weise nicht, dass sich die Menschen bei den vielen Krisen auch nach Abwechslung, Unterhaltung und Ablenkung vom Alltag sehnen.“

Über alle Kategorien hinweg zeigt sich, wie relevant das Thema Vielfalt für unsere Gesellschaft ist. Von den zehn Nominierungen der Kategorie Unterhaltung rücken es nicht weniger als vier Produktionen in den Fokus: In „ANDAZ – Der diverse Talk“ (WDR) und „Queer Eye Germany“ (Netflix) steht vor allem die respektvolle Interaktion zwischen Menschen unterschiedlicher Identitäten im Vordergrund. Die Formate „Zum Schwarzwälder Hirsch“ (VOX) und „Down the Road“ (SWR) zeigen, dass jede*r Teil dieser Gesellschaft sein kann, wenn Inklusion ernst gemeint wird. Der Jugendfilm „Futur Drei“ bietet eine besonders eindringliche und einfühlsame Herangehensweise an die Themen Queerness und Identitätsfindung bei Heranwachsenden. Dem Thema Vielfalt widmet sich auch „Die Sendung mit dem Elefanten – Warum gibt es unterschiedliche Hautfarben?“ (WDR/KiKA). In der Kategorie Information und Kultur widmen sich in den Produktionen „Genderation“ (ZDF/3sat) und „Wie Gott uns schuf – Coming Out in der katholischen Kirche“ (rbb/SWR/NDR) die Filmschaffenden dem komplexen Thema.

Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist die Berichterstattung über die Lage in Ländern wie Syrien, Afghanistan und dem Irak zunehmend in den Hintergrund gerückt. Umso wichtiger ist es deshalb, dass sie von Filmemacher*innen aufgegriffen werden. Der Mehrteiler „Mission Kabul-Luftbrücke“ (rbb) und die Produktion „STRG_F bei den Taliban: Warum finden Menschen sie gut?“ (NDR/funk) betrachten die Lage in Afghanistan, nachdem die internationalen Truppen aus dem Land abgezogen sind. Der Dokumentarfilm „The Other Side of the River“ (ARTE) geht über distanzierte Berichterstattung hinaus und portraitiert eine ganz persönliche Wahrnehmung aus dem Bürgerkriegsland Syrien. In der Kategorie Fiktion ist mit „Im Feuer – Zwei Schwestern“ (ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel/ARTE) ein Spielfilm nominiert, der Familienzusammenhalt über Landesgrenzen – von Deutschland bis zu den kurdischen Untergrundkämpfen im Irak – hinweg zeigt. 

Mit einer Spezialnominierung greift das Format „Joko & Klaas 15 Minuten Live: Aufmerksamkeit für #IranRevolution“ (ProSieben) die anhaltenden Proteste im Iran auf und wurde von der Nominierungskommission „für die nachhaltige Schaffung von Aufmerksamkeit für die Revolution in Iran – und die Souveränität anzuerkennen, dass das Medium Fernsehen dabei an seine Grenzen stößt“ gelobt. 

Mit einer außergewöhnlich schnellen fiktionalen Umsetzung wurde der Ukrainekrieg in Kooperation mit ukrainischen Filmschaffenden in der Serie „Himmel & Erde – Небо та Земля“ (ZDF/ZDFneo) als Anthologie verarbeitet, die sich mit dem Verlassen der Heimat und dem Umgang mit Zurückgelassenen befasst. Als empfehlenswert befand auch die Kommission der Kategorie Kinder & Jugend die Auseinandersetzung mit der Situation in der Ukraine in den Produktionen „Ab 18! Following Valeria“ (ZDF/3sat) und „Schau in meine Welt: #Ukraine – mein Land im Krieg“ (Radio Bremen/rbb//hr/SWR/MDR/KiKA). Mit Katrin Eigendorf (ZDF) erhält die Grimme-Preisträgerin des vergangenen Jahres für die Besondere Journalistische Leistung erneut eine Nominierung für ihre herausragende Arbeit. Neben ihr wurde außerdem Golineh Atai (ZDF) für ihre Berichte aus dem Arabischen Raum nominiert sowie die Redaktion des Magazins „Kontraste“ (rbb) für die Berichterstattung zu Randgebieten des Rechtsradikalismus.

Bereits ab dem 28. Januar kommen in Marl die Jurys zusammen, um über die Vergabe von 16 möglichen Grimme-Preisen zu urteilen. Wer sich schließlich zu den Preisträger*innen des 59. Grimme-Preises zählen darf, wird am 21. März 2023 bei der Pressekonferenz im Filmhaus in Köln bekanntgegeben. Moderator Jo Schück wird auch in diesem Jahr wieder durch den Abend führen, wenn am 21. April 2023 im Theater der Stadt Marl die Auszeichnungen verliehen werden.