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Hohe Erwartungen & große Skepsis: Vertrauen in die Technologie-Branche unter Druck

Nur 27 Prozent der befragten Deutschen sagen, dass Tech-Unternehmen genug tun, um die Konsequenzen ihres Handelns auf den Klimawandel zu verringern.
Edelman GmbH | 23.01.2023
Hohe Erwartungen & große Skepsis: Vertrauen in die Technologie-Branche unter Druck © freepik / panya8510
 

Künstliche Intelligenz, Robotics, Virtual Reality, Blockchain, Kryptowährungen oder neue Social Media Trends: Die Innovationskraft der Tech-Branche ist weltweit ungebrochen. Doch genau das ist Fluch und Segen zugleich, finden viele Deutsche. Das zeigen die aktuellen Daten des Edelman Trust Barometer 2022 Special Report: Trust in Technology. Darin hat Edelman insgesamt 15.000 Menschen in 15 Märkten (Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Japan, Mexiko, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien und die USA) zu ihrem Vertrauen in den Technologie-Sektor befragt.

Die Mehrheit der befragten Deutschen ist davon überzeugt, dass technische Innovationen helfen können, gesellschaftliche Herausforderungen zu überwinden. 68 Prozent der Befragten sagen, dass neue Technologien einen positiven Einfluss auf die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit und den Zugang zur Gesundheitsversorgung (67 Prozent) haben, aber auch für gut bezahlte Jobs sorgen (61 Prozent). Grundsätzlich seien technische Innovationen auch in der Lage, den Klimawandel zu bekämpfen (54 Prozent). Insgesamt stellen 67 Prozent den Unternehmen aus dem Tech-Sektor nach wie vor ein gutes Vertrauenszeugnis aus. 

Jedoch steht dieses Vertrauen zunehmend unter Druck. Global hat in den vergangenen Jahren in 14 von 22 untersuchten Märkten das Vertrauen in den Sektor abgenommen. Verantwortlich sind im Wesentlichen drei Faktoren:


Social Media & Fake News

Die global Befragten, die bei Tech-Unternehmen direkt an Social Media denken, vertrauen der gesamten Branche 4,3 Prozent weniger. Gerade die Sorge vor Falschinformationen und Fake News, die als Waffe verwendet werden könnten, ist von Januar 2021 auf Oktober 2022 auf 67 Prozent gestiegen. 


Sicherheit persönlicher Daten

Die in Deutschland Befragten wünschen sich mehr Kontrolle über ihre persönlichen Daten. 80 Prozent möchten selbst entscheiden, auf welche Daten Unternehmen Zugriff haben können. 77 Prozent wünschen sich konkrete Möglichkeiten, ihre Daten selbst effektiv zu schützen. 75 Prozent schätzen volle Transparenz, wenn es um das Sammeln persönlicher Daten geht. Die Mehrheit der Deutschen sieht weder bei den Tech-Unternehmen selbst (67 Prozent), noch bei der Regierung (54 Prozent) ein ausreichendes Verständnis von neuen Technologien, um sie wirksam zu regulieren, oder Online-Inhalte effektiv zu kontrollieren. 

Damit zusammenhängend: In Deutschland ist das Vertrauen in ausländische Tech-Unternehmen mit 34 Prozent besonders gering. Im europäischen Vergleich sind nur die Franzosen und Französinnen (33 Prozent) und die Japaner:innen (31 Prozent) skeptischer. Immerhin: Das Vertrauen in heimische Unternehmen ist mit rund 60 Prozent fast doppelt so hoch. Hauptgrund für die Skepsis bei Unternehmen mit Hauptsitz im Ausland ist das Misstrauen gegenüber den jeweiligen Regierungen (61 Prozent) und den jeweiligen Datenschutzgesetzen (50 Prozent). 


Zu wenig gesellschaftliches Engagement

Die befragten Deutschen erwarten mehr Engagement von Tech-Unternehmen und ihren Lenker:innen, wenn es um gesamtgesellschaftliche Herausforderungen geht. Nur 27 Prozent der Deutschen finden, dass Tech-Unternehmen das Notwendige machen, um den eigenen Einfluss auf den Klimawandel zu verringern und einen angemessenen Teil ihres Gewinns als Steuern abzuführen. 

Die Mehrheit erwartet, dass CEOs mehr Empathie und Führungsstärke zeigen sollten. Lediglich 40 Prozent stimmen zu, dass Tech-Unternehmen von Menschen geführt werden, denen das Wohlbefinden anderer und der Gesellschaft wirklich wichtig ist. Nur 25 Prozent sind zufrieden, wie CEOs sich für die Gesellschaft insgesamt einsetzen. 

Gesamtgesellschaftliche Themen in den Blick nehmen 

Gerrit Gericke, Managing Director Technology bei Edelman Deutschland, dazu: „Heute reicht es für Tech-Unternehmen nicht aus, erstklassige Produkte auf den Markt zu bringen und mit Innovationen die Unternehmensentwicklung voranzutreiben. Um das Vertrauen zu festigen und auszubauen, sollten Unternehmen größere gesellschaftliche Themen wie Datenschutz, die Sicherheit von Jobs, Nachhaltigkeit, oder die zunehmende Verunsicherung durch Fake News in den Fokus nehmen.“ 

Eine aktivere Rolle stehe in diesem Zusammenhang besonders den Entscheider:innen gut – und zwar nicht nur gegenüber Kund:innen, sondern auch gegenüber den eigenen Mitarbeitenden. Nur 37 Prozent der hierzulande Befragten geben an, dass Tech-Unternehmen heute beim Umgang mit ihren Angestellt:innen und Diversity-Themen eine gute Figur abgeben. 63 Prozent der Deutschen erwarten, dass Tech-Unternehmen in jedem Fall ihren Beitrag leisten sollten, Mitarbeitenden, deren Arbeitsplatz durch neue Technologien in Gefahr ist, Weiterbildungen oder Umschulungen zu finanzieren.


Vertrauen durch mehr und offenere Kommunikation gewinnen

Ganz gleich, um welche Themen es bei der Kommunikation konkret geht: Transparenz ist entscheidend.

Von Robotics über Blockchain bis hin zu Kryptowährungen – für viele sind das abstrakte, unscharfe Begriffe, die mit Leben gefüllt und konkret erklärt werden müssen“, sagt Gerrit Gericke.

Tatsächlich wünschen sich die Deutschen mehr Kommunikation über die Vorteile (39 Prozent), aber auch die Nachteile (35 Prozent) neuer Technologien.

Wenn es der Tech-Branche gelingt, die Vision einer inklusiven Gesellschaft zu entwickeln und zu verfolgen, die technologisch vorangeht und in der Menschen die volle Kontrolle über ihre persönlichen Daten haben, wird sie das hohe Vertrauen bewahren können.