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10 Jahre NSA-Skandal: Mehrheit der Deutschen sieht keine Verbesserung beim Datenschutz

Drei Viertel machen sich Sorgen, dass Geheimdienste im Internet auf ihre persönlichen Daten zugreifen.
10 Jahre NSA-Skandal: Mehrheit der Deutschen sieht keine Verbesserung beim Datenschutz © freepik / chinnarach
 

Gut ein Jahrzehnt ist es her, dass Edward Snowden einen der größten Datenschutzskandale des 21. Jahrhunderts öffentlich machte. Demnach spionieren US-amerikanische Geheimdienste im großen Stil ohne jeglichen Anlass die digitale Kommunikation von Bürgerinnen und Bürgern weltweit aus. Zehn Jahre später ist der öffentliche Aufschrei von damals weitgehend ohne rechtliche Folgen geblieben: 61 Prozent der Deutschen glauben nicht, dass ihre persönlichen Daten im Netz heute besser geschützt sind als 2013. Drei Viertel der Bevölkerung (76 %) machen sich zumindest geringe Sorgen, dass Geheimdienste auch heute auf ihre persönlichen Daten im Internet zugreifen und sie auswerten. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der E-Mail-Anbieter WEB.DE und GMX.

„Die Bilanz nach zehn Jahren NSA-Skandal ist ernüchternd. Immer noch gibt es keine Lösung für den Schutz europäischer Daten. Während sich an der umfassenden Überwachungsstrategie vermutlich wenig geändert hat, stehen den Geheimdiensten heute völlig neue technische Möglichkeiten zur Verfügung, durch KI immer größere Datenmengen immer detaillierter auszuwerten. Da effektive internationale Datenabkommen weiterhin fehlen, bleibt als derzeit einzige Lösung, eine europäische Datenhaltung auch für internationale Konzerne konsequent durchzusetzen“, sagt Jan Oetjen, CEO von WEB.DE und GMX.

Für eine europäische Lösung zur Datenspeicherung gäbe es bei den Deutschen viel positive Resonanz: Über die Hälfte (52 %) der Befragten haben „sehr große“ (19 %) oder „eher große“ (33 %) Bedenken, persönliche Daten bei nicht-europäischen Anbietern zu speichern. Kaum jede/r Zehnte (9 %) gibt an, dabei gar keine Bedenken zu haben.

Verschlüsselung kein Ersatz für politisches Versagen

Der sichere Schutz persönlicher digitaler Daten durch verschiedene Verschlüsselungstechnologien ist nur für wenige Nutzerinnen und Nutzer ein Thema: Zwei Drittel der Befragten (68 %) haben noch nie selbst manuell private Daten wie E-Mails, Chats, Fotos oder Videos aktiv verschlüsselt. Als Hauptgrund geben die meisten Unkenntnis der verschiedenen Verschlüsselungstechniken an (31 %), rund jede/r Sechste (17 %) findet die Möglichkeiten zu kompliziert. Nur knapp eine/r von fünf Befragten (18 %) gibt an, schon einmal private Daten manuell verschlüsselt zu haben.

„Verschlüsselung verbreitet sich bei den Nutzerinnen und Nutzern aufgrund des Aufwands auf breiter Basis nur sehr langsam. Es ist auch nicht verständlich, dass europäische Bürgerinnen und Bürger ihre Kommunikation verschlüsseln müssen, weil die europäische Politik es nicht schafft, sie angemessen vor den Zugriffen fremder Geheimdienste zu schützen“, kommentiert Jan Oetjen.

Das Bewusstsein für den Schutz privater Daten ist hoch: Über die Hälfte der Deutschen (55 %) ist überzeugt, dass Geheimdienste nur dann Zugriff auf private digitale Daten erhalten sollten, wenn ein konkreter Verdacht auf ein Verbrechen besteht und ein richterlicher Beschluss vorliegt. Nur gut jede/r Zehnte (12 %) würde den Geheimdiensten zur besseren Verbrechensbekämpfung uneingeschränkten anlasslosen Zugriff auf digitale Daten einräumen.

Die Arbeit von Whistleblowern wie Edward Snowden sieht die Mehrheit der Deutschen positiv: 57 Prozent der Befragten sind der Auffassung, die Gesellschaft profitiere von der Veröffentlichung von Missständen. Nur jede/r Fünfte (21 %) möchte, dass vertrauliche Informationen nicht an die Öffentlichkeit kommen, auch nicht durch Whistleblower. Um künftig die Position von Whistleblowern zu stärken, hat der Gesetzgeber das „Gesetz für einen besseren Schutz hinweisgebender Personen“ beschlossen. Es tritt voraussichtlich ab Mitte Juni 2023 in Kraft.

 

 

Zur Methodik

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2087 Personen zwischen dem 26. und 29.05.2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.