Das sind die Finanz- und Marketingführungskräfte der deutschen Unicorns
Die Einhörner der deutschen Start-up-Szene verbindet nicht nur ihre Milliardenbewertung, auch die Verantwortlichen für Marketing und Finanzen haben trotz unterschiedlicher Zuständigkeitsbereiche überraschend ähnliche Profile. Das ergab eine Untersuchung von Analyx, dem führenden Anbieter zur Optimierung von Marketingbudgets. Das Unternehmen analysierte die LinkedIn-Profile der Top-Marketing- und Finanzführungskräfte der deutschen Unicorns.
Kein Schleudersitz fürs Marketing: CMO und CFO beinahe gleichlang auf ihren Posten
Douglas überträgt die Marketingaufgaben nach dem Weggang seiner CMO auf eine andere Funktion. Die CMO Tenure Study der Personalberatung Stuart Spencer verzeichnet die kürzeste CMO-Verweildauer seit mehr als zehn Jahren. In etablierten Unternehmen scheint Chief Marketing Officer ein Posten zu sein, der im Vergleich mit anderen Top-Positionen schneller ausgetauscht wird. Anders verhält es sich bei den untersuchten deutschen Unicorns. Hier liegen die Finanzverantwortlichen mit einer Verweildauer von 30 Monaten nur knapp vor den Marketingführungskräften, die im Schnitt 28 Monate für alle Unternehmensaktivitäten rund um Absatz, Werbung und Marktbeobachtung zuständig sind. Damit haben beide Funktionen ihre aktuellen Positionen zwar fast gleichlang inne, im Schnitt aber immer noch kürzer als die CMOs der “CMO Tenure Study” in etablierten US-Unternehmen. Sie bleiben durchschnittlich 40 Monate.
Seit 2014 im Amt: Fabian Wesemann von Wefox ist dienstälteste Führungskraft
Bereits zweieinhalbmal so lang (102 Monate) ist Fabian Wesemann Group CFO von Wefox und damit die dienstälteste Führungskraft der untersuchten deutschen Einhörner. DeepLs CMO bekleidet seine Position hingegen erst seit Mai 2023. Genau im Durchschnitt der beiden Funktionen liegen mit 29 Monaten Verweildauer beispielsweise Carlos Kirjner (CFO von Celonis), Nicholas Poppi (VP Marketing von Flink) oder Tobias Muckel, Verantwortlicher für Finanzen bei Commercetools.
Wenig weibliche Finanz- und Marketingkompetenz bei deutschen Einhörnern
Start-ups: Jung, dynamisch, innovativ und doch zum überwiegenden Teil männlich. Rund 90 Prozent der untersuchten Top-Führungskräfte geben in den Profilen ihr Geschlecht an. Demnach sind 78 Prozent der CFOs und CMOs männlich, während nur 22 Prozent der Spitzenpositionen von Frauen bekleidet werden. Die US-Unternehmen der “CMO Tenure Study” zeigen sich hier fortschrittlicher, mehr als die Hälfte der CMOs ist dort weiblich. Auch bei den deutschen Unicorns werden Frauen geringfügig häufiger Marketingverantwortliche als Finanzchefin. Fünf weibliche CFOs stehen sieben weiblichen CMOs gegenüber.
Wirtschaftswissenschaften dominieren: Marketing-Abschlüsse selbst bei CMOs selten
Blickt man auf die Bildungsabschlüsse und Fächerwahl der beiden Funktionen, ergeben sich wieder Gemeinsamkeiten. Die meisten CMOs und CFOs weisen als höchsten Bildungsgrad einen Masterabschluss auf. Einen Doktortitel tragen die CFOs von Enpal und DeepL. Unter allen CMOs und CFOs am häufigsten verbreitet sind Abschlüsse mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt in Fächern wie Business Administration oder Economics. Mike Boyarski, CMO von DeepL, bleibt als Biologe ein Exot. Interessant: Reine Marketing-Abschlüsse sind selbst unter den CMOs selten.
Sascha Stürze, CPO der Analyx® GmbH, kommentiert: „Nicht nur das aktuelle Beispiel bei Douglas zeigt: Die Marketingfunktion gerät in Unternehmen schnell unter (Kosten-)druck und muss nicht nur in Krisenzeiten seinen Beitrag zum Unternehmenserfolg routinemäßig verteidigen. CMO und CFO scheinen dann beinahe naturgemäß auf unterschiedlichen Seiten zu stehen. Eine Allianz ist allerdings maßgeblich für den Unternehmenserfolg. Aus Studien wissen wir, dass Synergien der beiden Funktionen insbesondere in digital gut aufgestellten Unternehmen am besten genutzt werden. Was CFO und CMO benötigen, um zum Dreamteam zu werden? Neben einer Vertrauensbasis und gemeinsamen Sprache hauptsächlich messbare Ziele und Tools für echte Optimierung der Marketing-Spendings statt bloßer Daten-Insights.”