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Ein Jahr Startup-Strategie: Nur Note „ausreichend“ für die Politik

Startups wünschen sich vor allem Unterstützung für Kooperationen mit dem Mittelstand, Zugang zu öffentlichen Aufträgen und eine digitale Verwaltung
bitkom | 26.07.2023
Ein Jahr Startup-Strategie: Nur Note „ausreichend“ für die Politik © freepik/ standret
 

Mehr Wagniskapital, leichterer Zugang zur öffentlichen Vergabe für Startups oder die Förderung von Gründerinnen – vor einem Jahr hat sich die Bundesregierung mit ihrer Startup-Strategie vorgenommen, den Standort Deutschland für junge Unternehmen entscheidend nach vorne zu bringen. Fragt man die Startups, so wurde dieses Versprechen allerdings noch nicht eingelöst. Aktuell geben sie der Startup-Politik der Bundesregierung nur die Schulnote „ausreichend+“ (3,7). Gerade einmal jedes hundertste Startup (1 Prozent) bewertet Deutschlands Startup-Politik auf der Schulnotenskala mit „sehr gut“, 6 Prozent mit „gut“. Demgegenüber sagen 22 Prozent, die Startup-Politik sei „mangelhaft“ und 4 Prozent „ungenügend“. 39 Prozent vergeben ein „Befriedigend“, 18 Prozent ein „Ausreichend“. Das sind Ergebnisse aus einer Befragung von 203 Tech-Startups im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Mit der Startup-Strategie hat die Bundesregierung rund 130 Einzelmaßnahmen aus verschiedenen Ministerien gebündelt und damit die Bedeutung von Startups für den Standort Deutschland unterstrichen. Die Stimmung unter den Startups zeigt: Das Tempo bei der Umsetzung der Vorhaben muss in der zweiten Hälfte der Legislatur erhöht werden“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Wichtig ist, dass ein kontinuierliches Monitoring der Umsetzung der Startup-Strategie erfolgt. Tatsächlich wurden bei einer Reihe wichtiger Maßnahmen zumindest die ersten Schritte getan, etwa bei der Mitarbeiterkapitalbeteiligung.“

Für 36 Prozent hat sich die eigene Situation verbessert, für 14 Prozent verschlechtert

Zugleich wird die Situation für Startups in Deutschland deutlich skeptischer eingeschätzt als noch vor einem Jahr. So sagen nur 30 Prozent, die Situation habe sich in den vergangenen zwei Jahren verbessert, vor einem Jahr waren es noch 42 Prozent. Mit 30 Prozent geben aber ebenso viele an, dass sich die Lage verschlechtert hat, gegenüber gerade einmal 12 Prozent vor einem Jahr.  Deutlich besser als die allgemeine Einschätzung fällt die Bewertung der Startups für ihre eigene Situation aus. So sagen 36 Prozent, ihre Situation habe sich binnen zwei Jahren verbessert (2022: 40 Prozent), nur 14 Prozent sehen eine Verschlechterung (2022: 19 Prozent).

Was Startups jetzt von der Politik erwarten

Die Startups fordern eine Reihe von Maßnahmen der Politik. So sagen 83 Prozent der Startups, dass sie konkret davon profitieren würden, wenn es mehr und bessere Förderprogramme zur Zusammenarbeit von Startups und Mittelstand geben würde. Ebenso viele erwarten positive Effekte von einem vereinfachten, rechtssicheren Zugang zu öffentlichen Aufträgen. 81 Prozent halten ein digitales, behördenübergreifendes Portal für Verwaltungsleistungen für hilfreich. Drei Viertel (76 Prozent) sprechen sich für einen Ausbau des Zukunftsfonds aus, um verstärkt institutionelle Investoren in den Wagniskapitalmarkt zu holen. Auch beim Thema Fachkräftemangel erhoffen sich viele Startups Unterstützung. 73 Prozent würden attraktivere Regeln für die Mitarbeiterkapitalbeteiligung helfen, 71 Prozent ein vereinfachter Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte aus dem außereuropäischen Ausland. Und je 70 Prozent würden nach eigenem Dafürhalten von einer einfacheren und schnelleren Gründung von Gesellschaften profitieren, etwa durch einen One-Stop-Shop auf Behördenseite, sowie den leichteren Zugang zu öffentlichen Daten, etwa mit Hilfe des Dateninstituts. Wintergerst: „Es gibt eine ganze Reihe von Maßnahmen, von denen zahlreiche Startups sofort ganz konkret profitieren würden. Vieles davon kann die Politik selbst regeln und sich sofort an die Umsetzung machen. Bei der Umsetzung der Startup-Strategie sollte die Bundesregierung mutiger und schneller sein. Für einen nachhaltigen Erfolg muss sie den Startup-Standort Deutschland im internationalen Vergleich wettbewerbsfähiger machen.“