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BDI zum Weltfrauentag: Mehr Frauen in Führungspositionen

Frauen zu fördern und zu qualifizieren ist im Sinne der Chancengleichheit selbstverständlich.
Berlin, 07.03.2011, Der Frauenanteil in der ersten und zweiten Führungsebene hat sich seit 2002 verdoppelt. Die Unternehmen haben ein hohes Interesse daran, Frauen in Führungspositionen stärker zu beteiligen. Der BDI unterstützt entsprechende Aktivitäten der Unternehmen.

Eine gesetzliche Frauenquote beurteilt der BDI kritisch. »Die Quote ist keine Antwort auf gesellschaftliche Fragen, um die sich die Unternehmen längst ernsthaft und nicht ganz erfolglos bemühen«, sagt BDI-Präsident Hans-Peter Keitel. Es gebe viele Ursachen für den geringen Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten. Die könne der Gesetzgeber nicht durch statistische Vorgaben beseitigen.

Die Lösung dieser Herausforderungen sieht Keitel als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. »Zum Beispiel brauchen wir mehr Kindertagesstätten und Ganztagsschulen. Wir müssen die Ausbildung von Frauen in den technischen Fächern fördern«, fordert Keitel. »Da müssen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam ran - durch Sacharbeit, nicht durch wohlklingende Vorgaben für den jeweils anderen.«

Frauen zu fördern und zu qualifizieren ist im Sinne der Chancengleichheit selbstverständlich. »Die Unternehmen haben doch ein ureigenes Interesse daran, die Beteiligung von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten zu erhöhen«, erklärt Keitel. »Es ist gut, wenn Unternehmen sich dafür selbst verbindliche Ziele setzen.«

Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft haben 2001 eine Vereinbarung mit der Bundesregierung zur Förderung der Chancengleichheit in der Privatwirtschaft geschlossen. Dabei ging es unter anderem darum, den Anteil von Frauen an der Erwerbsbevölkerung und in Führungspositionen insgesamt zu erhöhen. Auf den ersten und zweiten Führungsebenen hat sich der Frauenanteil bereits verdoppelt: Er ist von 9,9 Prozent im Jahr 2002 auf 19,5 Prozent im Jahr 2010 gewachsen. Dieser Trend in den oberen Führungsebenen wird sich in absehbarer Zeit auch in Aufsichtsräten und Vorständen fortsetzen.

Der Deutsche Corporate Governance Kodex hat die positive Entwicklung in den Unternehmen aufgenommen: Er empfiehlt seit 2010, bei der Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat eine angemessene Berücksichtigung von Frauen anzustreben und für den Aufsichtsrat konkrete Ziele zu benennen. Die deutsche Wirtschaft unterstützt die Empfehlungen des Kodex ausdrücklich. Die Befassung der Aufsichtsräte und Vorstände mit Diversity hat bereits zu ersten konkreten Ergebnissen geführt: Für die Arbeit in Vorständen werden zunehmend Frauen gewonnen. In den Aufsichtsräten auf Anteilseignerseite stieg der Frauenanteil von 4,8 Prozent im Jahr 2009 auf 7,2 Prozent im Jahr 2010.

Die turnusgemäßen Aufsichtsratswahlen auf Anteilseignerseite stehen bei den meisten großen mitbestimmten Unternehmen im Jahr 2013 an. Erst dann können Aktionäre weibliche Vertreter in die Anteilseignerseite der Aufsichtsräte wählen. Eine einheitliche gesetzliche Quote würde nach Ansicht der Industrie tief in die Rechte und Entscheidungsfreiheit der Aktionäre eingreifen. Zudem würde die Quote die unterschiedlichen Bedürfnisse und tatsächlichen Gegebenheiten in den Branchen nicht widerspiegeln. Eingriffe des Gesetzgebers in die Gremienbesetzung privater Organisationen wie eine gesetzliche Frauenquote werfen überdies verfassungsrechtliche Fragen auf.

»Wir haben in Deutschland seit Jahrzehnten ein Umfeld, das es Frauen nicht leicht macht, Familie und Karriere in Übereinstimmung zu bringen,« konstatiert Keitel. Daher laute die eigentliche Aufgabe, die gesellschaftlichen und betrieblichen Bedingungen so zu gestalten, dass Führungsaufgaben auch tatsächlich wahrgenommen werden können.

So müssen laut BDI unter anderem die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter besser werden. Die Politik ist beispielsweise am Zuge, für mehr Kindertagesstätten und Ganztagsschulen zu sorgen. Ein flächendeckendes Betreuungsangebot - für alle Altersklassen - ist eine der Grundvoraussetzungen für mehr Frauen in Führungspositionen. Auch die Unternehmenskultur, die insbesondere auf Ebene der Top-Führungskräfte häufig von langen Arbeitszeiten und nahezu ständiger Erreichbarkeit geprägt ist, muss familienfreundlicher werden.