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COMPUTERWOCHE-Interview mit Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts:

„Einige Firmen nutzen die Finanzkrise als Vorwand, um von strukturellen Problemen abzulenken“
COMPUTERWOCHE | 20.02.2009
Lobbyismus instrumentalisiert die aktuelle Lage, um das politische Handeln massiv zu beeinflussen / Unternehmerische Risiken auf Staat und Steuerzahler zu übertragen sehr fragwürdig / Viele Unternehmen in Deutschland sehr gut aufgestellt / Indizien für kurze und milde Rezession

München, 20. Februar 2009 – Angesichts der aktuellen Debatte um staatliche Unterstützung für angeschlagene Unternehmen oder ganze Branchen übt Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), scharfe Kritik. In einem Gespräch mit der IT-Wochenzeitung COMPUTERWOCHE (8/2009; www.computerwoche.de), die sich in ihrer Ausgabe vom 20. Februar 2009 ganz dem Thema „Umgang mit der Krise“ widmet, sagte der Ökonom: „Einige Firmen weltweit und auch in Deutschland nutzen die Finanzkrise als Vorwand und als Generalabsolution, um von strukturellen Problemen abzulenken, die sie seit langem haben.“ So gebe es „starke Interessengruppen, denen es ein sehr großes Anliegen ist“, dass die jetzige Finanzmarktkrise das politische Handeln massiv beeinflusse. „Da versuchen viele Interessengruppen, ihre Situation noch zu retten oder zu verbessern.“

Beispielhaft dafür steht laut Straubhaar die Autozulieferer-Branche. Bei genauerer Betrachtung lasse sich feststellen, „dass deren Probleme mehr mit den Überkapazitäten in der Automobilindustrie zu tun haben.“ Staatliche Hilfen wie etwa bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank oder die Diskussion um Alimentierungen für die Schäffler-Gruppe bewertet Straubhaar in diesem Zusammenhang als äußerst problematisch. Vor dem Hintergrund der gewaltigen Risiken und weiterer zusätzlicher Probleme sei die Frage zu stellen, „wieso es da im öffentlichen Interesse sein soll, dass der Steuerzahler einspringen und die betriebswirtschaftlichen Risiken übernehmen soll, die ja eigentlich der Aktionär schultern müsste“.

Insgesamt seien die Aussichten für die Unternehmen in Deutschland laut Straubhaar keineswegs desaströs. Viele Firmen seien bezüglich ihrer Prozesse und Produkte „sehr gut aufgestellt und hätten Reserven zur Seite gelegt“. Auf die Frage, wie schlimm die Krise denn nun wirklich wird, antwortete Straubhaar im COMPUTERWOCHE-Gespräch: „Wir bleiben unverändert optimistisch, denn es gibt immer noch eine Menge guter Gründe, davon auszugehen, dass diese Rezession vergleichsweise kurz und mild wird.“


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Jan-Bernd Meyer
Redaktion COMPUTERWOCHE
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