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Dialogmarketing zwischen Hype und Krise

Interview mit Jörn Grunert, Geschäftsführer United MailSolutions zum Thema "Dialogmarketing zwischen Hype und Krise"
Frage: Wie bewerten Sie den Stellenwert von Direktmarketing bei den aktuellen Rahmenbedingungen
Jörn Grunert:
Früher wurde das Direktmarketing dann bemüht, wenn die Kasse klamm war. In der heutigen Zeit hat man aus der Not eine Tugend gemacht. Die Marketingbranche orientiert sich mehr an den Wünschen der Kunden. Man hat gemerkt, dass es nichts bringt, Kunden mit omnipräsenten Werbebotschaften zu bombadieren. Die Kunden nehmen die Werbung nicht mehr auf. Im Direktmarketing ist das anders: Hier wird der Kunde, sofern die Adressqualität stimmt, von Angeboten erreicht, die ihn interessieren.
Die Akzeptanz solcher Werbung ist wesentlich höher, der Erfolg der Kampagne auch. Besonders der digitale Dialog mit dem Kunden nimmt stetig zu. Dies liegt nicht nur an den Kosten, die wesentlich geringer sind als beim klassischen Postversand. Mit unseren Mail-Versand-Systemen können wir genau nachvollziehen, ob die E-Mail geöffnet wird und welche Objekte oder Links der Empfänger angeklickt hat. Wir können die Kampagne mit diesem Wissen weiterführen. Dies ist mit dem klassischen Dialog nicht mehr zu vergleichen. Wir merken eine deutlich stärkere Nachfrage nach unseren Dienstleistungen. Die Aktivitäten im Dialogmarketingbereich erleben insgesamt eine positive Entwicklung, der digitale Dialog jedoch wächst noch viel stärker.

Frage: Inwieweit haben die Datenskandale dem Direktmarketing geschadet?
Jörn Grunert:
Die Diskussion in der Branche ist vor allem eine Qualitätsfrage. Adresshändler bieten schon seit geraumer Zeit Opt-in Adressen an, bei denen der Nutzer auf hochqualifizierte Daten trifft. Es wird sicher weniger in die Masse versendet, dafür steigt die Qualität der Adressaten, was wiederum die Effizienz der Kampagnen steigen lässt. Zudem muss man abwarten, was und in welchem Umfang entschieden wird.
Wie in den Medien zu lesen ist, versucht man die Abstimmung in die nächste Legislaturperiode zu bringen, die Diskussion wird dann von neuem entfacht. Von uns als reinem E-Mail-Versender wird das Opt-in-Verfahren seit Jahren angewandt. Wir sind strenge Regeln gewöhnt und agieren sehr gut in diesen rechtlichen Grenzen. Zukünftig ändert sich für uns nichts.

Frage: Können Unternehmen heute noch ohne Dialogmarketing auskommen?
Jörn Grunert:
Ein ganz klares „Nein“: Der Dialog mit dem Kunden wird immer relevanter, für jedes Unternehmen. Was sich verändert, ist die Art des Dialogs. Der digitale Dialog wird immer mehr an Bedeutung gewinnen. Unter anderem liegt das daran, dass der Kunde sehr schnell und bequem mit einer E-Mail hantieren kann. Wenn er z.B. weitere Informationen wünscht, kann er diese mit einem Klick sofort bekommen. Für unsere Kunden haben E-Mails weitere Vorteile: Im E-Mail-Bereich können wir die Reaktion und die Handlungen des Kunden messen. Für ein Unternehmen sind dies wichtige Informationen, sowohl bei seiner Kommunikationsstrategie als auch bei der Ansprache innerhalb einer Kampagne. Ich kann nur jedem Unternehmen raten, im Vorfeld jeder Direktmarketingaktivität genau zu planen, was man erreichen will.
Schließlich geht man direkt auf einen Kunden zu und sollte auch mit seiner Reaktion rechnen. Der Kunde wartet auf eine Antwort, auf Informationen vom Unternehmen. Diese Reaktion muss bewältigt werden. Zudem bleiben auch beim digitalen Dialog immer noch große Potentiale ungenutzt. Ein Beispiel sind Transaktions-E-Mails. Das sind die individualisierten Status-, Rechnungs- oder Versand-Benachrichtigungen, die von den Systemen der Online-Shops oder der Sozialen Netzwerke wie Xing, Facebook oder wer-kennt-wen generiert werden. Diese Systemmails bergen große Potenziale für Direktmarketing-Maßnahmen. Doch meist fehlen dem Versender die notwendigen Systeme oder der richtige Partner, um diese E-Mails für professionelles E-Mail-Marketing zu nutzen. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, diese ja bereits bestehenden Kundenkontakt effizient für zu erschließen.

Fragen: Was sind Ihre Erwartungen für die Dialogmarketing-Branche für 2009/2010? Was planen Sie 2009/2010?
Jörn Grunert:
Der digitale Dialog erlebt zur Zeit eine Boomphase. Von der Krise sind wir nicht betroffen. Im Gegenteil: Kunden, die bislang sehr zurückhaltend E-Mails versendet haben, kommen nun verstärkt auf uns zu. Durch die technischen Möglichkeiten wie E-Mail-Tracking oder Targeting kann man immer mehr Potentiale aus den Kundenkontakten erschließen.
Schon im Vorfeld lassen sich die Kampagnen optimieren, z.B. durch das Testen von verschiedenen Versionen. Hierbei kann schnell entschieden werden, welche Variante beim Kunden den größeren Erfolg verspricht. Das sind einzigartige Vorteile für Kunden, die das digitale Marketing im Vergleich zum traditionellen Marketing bietet.
Ganz anders sieht die Situation im klassischen Direktmarketing aus. Dort überwiegt derzeit die Verunsicherung hinsichtlich der Gesetzeslage. Wir selbst erwarten, dass das Volumen der gewerblichen E-Mails stark ansteigen und dass die Branche die vielfältigen Möglichkeiten des digitalen Direktmarketings verstärkt nutzen wird. Besonders den Bereich der Transaktions-EMails schätzen wir als den am stärksten wachsenden Markt im E-Mail- Marketing ein. Mit unseren Produkt und unserer Technik sind wir hier sehr gut aufgestellt und freuen uns auf die Herausforderungen der nächsten Jahre.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.