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Krieg der Bildschirme – Der Angriff auf's TV

Fernseher immer noch Screen Nr. 1 – einzige Ausnahme: Videos-Clips.
Neue Geräte und Plattformen bieten Verbrauchern mehr Zugang zu Inhalten und Marken als je zuvor. Jederzeit und überall online zu sein – diese Freiheit und Flexibilität schätzt jeder zweite Deutsche (48 Prozent). Damit liegen die Deutschen allerdings hinter dem europäischen Durchschnitt (66 Prozent). Dies ist das Ergebnis der Studie „Screen Wars“ von Nielsen, einem führenden Anbieter von Informationen und Erkenntnissen zum Medien- und Konsumverhalten von Verbrauchern, die die Fernseh- und Video-Nutzung weltweit untersucht hat.

Die Digitalisierung hat massive Auswirkungen auf die Sehgewohnheiten der Deutschen. Bei der Nutzung von Fernsehen, Video-on-demand und Video-Clips hinken Konsumenten hierzulande dem europäischen Digitalisierungs-Trend hinterher.

„Die Medienlandschaft ist in ständiger Bewegung und der Verbraucher profitiert nicht nur von dem schnell wachsenden Markt, sondern auch von der hohen Konkurrenz“, sagt Ingo Schier, Geschäftsführer von Nielsen Deutschland. „Der Nutzer kann heute viel gezielter den für sie oder ihn passenden Content auswählen und aktiv interagieren. Die Art und Weise was, wo und wie Konsumenten heute im Allgemeinen Inhalte ansehen, hat sich über die letzten Jahre extrem gewandelt und sich den veränderten Möglichkeiten immer wieder neu angepasst. Heute muss ein Verbraucher nur noch das ansehen, was er auch wirklich sehen will.“

Soziale Medien ergänzen Bewegtbild-Inhalte – Deutsche eher „Social Media-Muffel“


Die anhaltende Beliebtheit von Fernsehen und Video-Clips wird durch die sozialen Medien unterstützt. „Nebenbei“ surfen rund ein Viertel (26 Prozent) der Deutschen im Internet – in Europa tun dies sogar 44 Prozent. Auch wenn die sozialen Medien Fernsehen und Clips immer mehr ergänzen – z.B. über Twitter mit #tatort – diskutieren die deutschen Verbraucher (21 Prozent) Gesehenes im Vergleich zum europäischen Durchschnitt noch verhalten (Europa: 27 Prozent). Ein Drittel (31 Prozent) der befragten Deutschen (Europa: 36 Prozent) gibt an, dass sie bestimmte Sendungen schauen, um den Unterhaltungen in den sozialen Netzwerken folgen zu können. 17 Prozent sagen, dass sie Sendungen bevorzugen, die eine Social Media-Einbindung haben – auch hier liegen die Konsumenten hierzulande hinter dem europäischen Durchschnitt (26 Prozent). Hinzu kommt, dass 59 Prozent der Deutschen angeben, dass sie während dem Fernsehen keine sozialen Medien benutzen (wollen).

Zwei Bildschirme sind besser als einer, gerne dürfen es auch drei sein


Es ist also nicht mehr nur der Inhalt des Programms, sondern zunehmend die soziale Interaktion, die die Konsumenten am Bewegtbild interessiert. Für diese Interaktion nutzen die Verbraucher ein oder mehrere elektronische Geräte wie etwa Tablets oder Smartphones. Der Trend geht somit zum Zweit- und mitunter auch zum Dritt-Bildschirm.

Das erweitert das Seh-Erlebnis der Zuschauer enorm. Gleichzeitig erhalten Unternehmen dadurch mehr Kontaktpunkte, an denen sie mit den Konsumenten interagieren können. Unternehmen sollten ihre Kommunikations- und Werbestrategien deshalb auf die neuen Sehgewohnheiten anpassen. Auf Basis der Studienergebnisse sind drei Strategien erfolgversprechend:

1. Sei sozial: Social Media kann die Aufmerksamkeit deutlich steigern und Zuschauer länger an die Sendungen binden. Der Wunsch, Teil einer gemeinschaftlichen Unterhaltung zu sein, kann eine grundlegende Motivationsquelle für das gezielte Schauen von Sendungen oder Filmen sein.
2. Sei (inter)aktiv: Der Zuschauer kann durch interaktive Elemente besser in das Programm eingebunden werden. Diese Inhalte sollten möglichst frisch sein, um die Verweildauer der Zuschauer zu erhöhen.
3. Sei verfügbar: Inhalte sollten sich nicht nur auf einen Bildschirm beschränken, sondern die Zuschauer in der Situation abholen, in der sie sich für die jeweiligen Inhalte interessieren.

Alle Macht dem Zuschauer?


Geräte und Plattformen konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Konsumenten. Dieser Trend zeigt sich auch in der zunehmenden Beliebtheit der Video-Flatrate-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime Instant, Watchever, Maxdome oder Sky Snap. Fast die Hälfte der Deutschen (46 Prozent) gibt an, dass flexible Programme für sie interessant sind, da sie besser in ihren Tagesablauf passen. 38 Prozent sagen zudem, dass sie häufig mehrere Folgen einer Serie, hintereinander schauen wollen. Trotzdem bleibt das klassische Fernsehen auch weiterhin am Beliebtesten. 53 Prozent der Deutschen bevorzugen das vorgegebene Programm.

Fernseher immer noch Bewegtbild-Medium Nummer 1– außer bei Video-Clips


Trotz der zunehmenden Nutzung anderer elektronischer Geräte ist und bleibt der Fernseher bei den deutschen, aber auch bei den europäischen Verbrauchern, die Nummer 1. Spielfilme (Deutschland: 85 Prozent; Europa: 81 Prozent), Nachrichten (Deutschland: 82 Prozent; Europa: 80 Prozent) oder Dokumentationen (Deutschland: 81 Prozent; Europa: 79 Prozent) schauen Konsumenten am liebsten auf ihrem Fernseher. Einzige Ausnahme: Video-Clips. Durchschnittlich 51 Prozent der Deutschen schauen diese lieber auf dem Computer, statt auf dem Fernseher (12 Prozent), Handy oder Tablet (jeweils 17 Prozent). Die Deutschen liegen damit auch hier leicht unter dem europäischen Durchschnitt (Computer: 61 Prozent; Fernseher: 16 Prozent; Handy: 25 Prozent). Unternehmen sollten daher bei der Produktion und Verbreitung von Video-Clips im Blick haben, auf welchen Geräten Verbraucher diese ansehen.