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Österreich: E-Commerce-Beschwerden von Konsumenten verdoppelten sich

Internet Ombudsmann präsentiert Jahresbericht 2005 im BMSG
marketing-BÖRSE | 01.06.2006
(Wien, 31. Mai 2006) - Im Jahr 2005 haben sich die Beschwerden von Konsumenten beim Internet Ombudsmann (www.ombudsmann.at) mehr als verdoppelt. Die vom Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz unterstützte Streitschlichtungsstelle für den Online-Handel wurde im Jahr 2005 in 1.460 Fällen um Hilfe ersucht. Im Jahr 2004 waren es noch 750 Beschwerdefälle, die von den Experten des Internet Ombudsmann behandelt werden mussten.


Diese für den kleinen österreichischen Markt enormen Zahlen, präsentierte das Team des Internet Ombudsmann gemeinsam mit Konsumentenschutz-Staatssekretär Sigisbert Dolinschek im Rahmen einer Pressekonferenz am 31. Mai 2006.


Obwohl die Zahl der zu bearbeitenden Beschwerdefälle im Jahr 2005 enorm stieg, konnte die Lösungsquote beim Internet Ombudsmann wie in den letzten Jahren erfreulich hoch gehalten werden. Fast drei Viertel aller Beschwerden (73 %) konnten außergerichtlich und für die Betroffenen vollkommen gratis vom Internet Ombudsmann gelöst werden.


Insgesamt löste der Internet Ombudsmann im Jahr 2005 Streitfälle im Wert von über 285.000 Euro im Sinne der Konsumenten, erreichte eine Rückzahlung des Betrages oder intervenierte für eine ordnungsgemäße Lieferung der Produkte und Dienstleistungen. Der durchschnittliche Streitwert pro Fall (bzw. die Schadenssumme) lag im Jahr 2005 bereits bei 260 Euro.


Mit den über 1.460 im Jahr 2005 bearbeiteten Beschwerdefällen entlastete das Projekt Internet Ombudsmann nicht nur die ordentlichen Gerichte enorm, auch beträchtliche Zusatzkosten, wie Anwalts- und Verfahrenskosten konnten so für die betroffenen Konsumenten vermieden werden.


Hauptgründe für Beschwerden beim Internet Ombudsmann waren Probleme beim Vertragsrücktritt bzw. bei Reklamationen (30,6 %), Probleme mit einer nicht ordnungsgemäß oder zeitgerecht durch-geführten Lieferung (29 %), Verrechnungs- oder Qualitätsprobleme mit Internet-Providern (16,1 %) oder Produkte, die nicht der Beschreibung entsprachen oder sonstige Mängel aufwiesen (9,1 %).

Neben diesen "normalen" Abwicklungsproblemen mit grundsätzlich seriösen Online-Anbietern stiegen gegen Ende des Jahres 2005 die Anfragen und Beschwerden über betrügerische Online-Dienste enorm an.

So täuschte zum Beispiel eine Gruppe von Website-Betreibern (z. B. simsen.de u. ä.) tausenden Konsumenten im deutschsprachigen Raum Gratis-Angebote vor, um sich später auf Abo-Klauseln in den AGBs zu berufen und gegen die Konsumenten mit Inkassobüros vorzugehen. Detaillierte Warnungen vor diesen Websites finden sich auf der "Watchlist" des Internet Ombudsmann unter www.ombudsmann.at.

Das BMSG bekämpfte die versteckten Kosten bei diesen Internet-Angeboten mit der Beauftragung von Klagen nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Gegen die mangelnden Belehrungen über das Rücktrittsrecht wurden mit Verbandsklagen nach dem KSCHG vorgegangen. Durch diese Klagstätigkeit konnten bereits Verbesserungen bei einigen der Web-Auftritte erreicht werden.

Der für Konsumentenschutz zuständige Staatsekretär Dolinschek appelliert vor allem an Jugendliche, sich bei vermeintlichen Gratis-Angeboten im Internet alle Texte besonders kritisch durchzulesen, um gar nicht erst in die Kostenfalle zu geraten.

"Gerade viele Internet-Einsteiger sind auf diese vermeintlichen ′Gratis-Dienste′ hereingefallen und haben dann aus Angst vor Inkassobüros die erschlichenen Rechnungen bezahlt. Hier sind vor allem Bildungs- und Präventionsmaßnahmen notwendig, um zu verhindern, dass man als Konsument allzu einfach in die Falle tappt", so Jürgen H. Gangoly, Sprecher des Ombudsmann-Teams.

Das BMSG will daher Konsumentenbildung in Zukunft zu einem Schwerpunkt im Schulunterricht machen: "Derzeit arbeiten unsere Experten an modernen Unterrichtsmaterialien zum Thema ′Konsumentenrechte im Internet′. Diese werden wir in Kürze den österreichischen Lehrern zur Verfügung stellen. Wir hoffen damit das Thema Konsumentenschutz und Internet und die damit verbundenen Risken langfristig im Unterricht verankern zu können."

Zusätzlich zur Tätigkeit als Informationsstelle und Streitschlichter hat sich das insgesamt aus fünf Personen bestehende Team des Internet Ombudsmann im Jahr 2005 intensiv an der EU-Sicherheitsinitiative "Safer Internet" (www.saferinternet.at) und an der Entwicklung einer Sperre für unerwünschte Mehrwert-SMS (www.sms-sperre.at) beteiligt. Im Dezember 2005 hat der Internet Ombudsmann auch die außergerichtliche Streitschlichtung im Zusammenhang mit österreichischen Internet-Domains übernommen.

Der umfassende Jahresbericht des Internet Ombudsmann, der dieses Jahr erstmals in Broschürenform zur Nutzung für Experten und die breite Öffentlichkeit veröffentlicht wird, kann unter kontakt@ombudsmann.at gratis bestellt werden und ist unter http://www.ombudsmann.at auch digital abrufbar.