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SAP – Der Konzern-Vergrößerer

Deutsche Erfolgsstory
marketing-BÖRSE | 05.07.2006
Bonn, 4. Juli 2006 - Noch vor kurzem wollten die SAP-Mitarbeiter den Betriebsrat um jeden Preis verhindern. Doch kaum ist er gegründet, freundet sich die Belegschaft mit ihm an. Noch Anfang März hatten sich 91 Prozent der Mitarbeiter in Walldorf gegen die Wahl eines Betriebsrats ausgesprochen. Doch nach Ansicht des neu gewählten Betriebsrate Klaus Gassmann war das eher ein Votum gegen die Gewerkschaften, die eine Wahl initiieren wollten. „Ich glaube, für eine starke Mitarbeitervertretung gibt es hier eine ganz große Mehrheit“, so Gassman gegenüber der Financial Times Deutschland. „Die großen Themen liegen auf dem Tisch. Praktisch jede Liste, die für den Betriebsrat kandidiert hat, warb mit sicheren Arbeitsplätzen in Walldorf – eine Sorge vieler Mitarbeiter, weil der Konzern sich immer stärker global aufstellt. Ein weiteres Thema, trotz flacher Hierarchien: die interne Bürokratie“, schreibt die FTD. „In Summe hält es sich wahrscheinlich noch in Grenzen, trotzdem ist es uns schon zu viel“, sagt Classen.



Als die Diskussion um einen Betriebsrat bei SAP aufkam, war Hasso Plattner, aber mehr noch Dietmar Hopp ziemlich sauer über soviel Undank. Über dreißig Jahre war es doch auch ohne Gewerkschafter gegangen. Hopp dachte sogar laut über Betriebsverlagerungen nach. NeueNachricht-Autor Alexander Ross irritiert diese Haltung gegenüber den Gewerkschaften, „denn das Zukunftsunternehmen SAP schlägt hier die Schlachten der Vergangenheit. Dabei wurde SAP doch damit groß, dass es die vorhandene Realität in Daten, Strukturen und Prozesse überführte. Daher sollte man Gewerkschaften nicht als Feind, sondern vielmehr als unbeackertes Geschäftsfeld sehen“, schreibt Ross in seinem Beitrag „SAP - Der Konzern-Vergrößerer“ in der Sommerausgabe der Zeitschrift NeueNachricht http://www.ne-na.de. Man würde sicher herausfinden, dass Gewerkschaften ein schlecht gemanagter Laden sind – in Bezug auf IT wie viele Firmen ohne SAP - und dass es dort große Potentiale zu heben gilt. In spätestens fünf Jahren gäbe es dann ein neues SAP-Modul zu kaufen für Betriebsräte, die international „Works Councils“ heißen. Der Produktname würde vielleicht sogar Dietmar Hopp gefallen: SAP/WC - für Gewerkschaften.



Verstecken brauche sich der Konzern ohnehin nicht: „SAP ist einer der wenigen deutschen Welterfolge aus den Siebzigern und Achtzigern, als wir schon auf Pump der nächsten Generation lebten, ohne es wissen zu wollen. Denn SAP zeigt, was der Sozialstaat bis heute vergisst: SAP wurde groß, weil es andere Unternehmen größer machte – das ist das schlichte, aber schlagende Erfolgsgeheimnis des Unternehmens aus Walldorf bei Mannheim, gegründet von fünf erfolgreichen IBM-Mitarbeitern um Hasso Plattner und Dietmar ‚Vadder’ Hopp“, so Ross. Dabei ist SAP gar kein Software-Unternehmen – jedenfalls nicht in meinen Augen. Und wer genauer hinsieht, dem fällt auf: SAP ist sicher der erfolgreichste deutsche Software-Konzern, doch in seinem innersten funktioniert die Firma nach dem Prinzip einer anderen deutschen Erfolgsbranche, dem Maschinenbau. Daher ist für mich SAP der klassische deutsche Maschinenbauer – aber des 21. Jahrhunderts“, führt Ross weiter aus.



Das werde deutlich, wenn wir es mit einem US-Unternehmen vergleichen, das wie kein anderes in der Geschichte für Software steht: mit Microsoft. „Auch wenn SAP viel Geschäft in den USA macht, so ist die Firma doch so deutsch wie nur irgendwas: so deutsch wie deutscher Wein, deutsche Autos und der deutsche Schäferhunde – der interessanterweise oft auf den Namen ‚Hasso’ hört“, betont Ross.



Microsoft sei erfolgreich als Hersteller von Massenprodukten – und SAP als „Maschinenbauer“: „Die gleiche Rolle, die eine klassische Maschine im industriellen Produktionsprozess einnimmt, spielt die SAP-Software im Geschäftsprozess. Und so flippig, wie die SAP-Programmierer auf einen Facharbeiter bei Maschinenbauern auch wirken würden: Sie haben genau die gleiche Arbeitseinstellung und genau die gleiche Arbeitsmoral. Und folgen demselben Prinzip: der Kunde bestimmt, was er bekommt. Oft bekommen keine zwei Kunden dasselbe Produkt. Deshalb ist SAP mehr ein Maschinenbauer denn ein Softwareunternehmen. Vielleicht ist es ein Schlüsselgeheimnis von SAP, dass es keine normale Softwareschmiede ist und auch kein ganz normales DAX-Unternehmen“, so das Fazit von Ross.



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