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T-Mobile verbannt fremde Karten aus eigenen Telefonen

Netzsperre schon in 14 Vertragshandys
marketing-BÖRSE | 02.02.2006
Bonn/Lindau, www.ne-na.de – Die Handypreise purzeln. Immer mehr der sogenannten Discount-Anbieter drängen in den deutschen Mobilfunkmarkt und lassen die Minutenpreise fallen. Doch der Nachteil der meisten Billig-Anbieter: Sie haben keine subventionierten Handys, die sie dem Kunden offerieren können. Die haben jedoch die großen bekannten Anbieter wie T-Mobile, Vodafone, E-Plus oder O2 im Programm. Doch T-Mobile macht jetzt den ersten Schritt, dass die Handy mit fremden Karten unbrauchbar sind, berichtet die Welt am Sonntag (WamS).

Wie das geht? Ganz einfach. T-Mobile versieht die Mobilfunkgeräte, die das Bonner Unternehmen anbietet, mit einer Netzsperre – ähnlich des SIM-Locks bei Prepaid-Karten. Sprich: Ein T-Mobile-Handy funktioniert nur mit T-Mobile-Karte. Inzwischen werden bei T-Mobile fast alle Geräte nur mit der Netzsperre angeboten. „Das ist sehr ungewöhnlich, wundert sich der TK-Experte Michael Sander vom Beratungshaus Terra Consulting Partner in Lindau. „Dieser Schritt ist auch nicht unbedingt empfehlenswert.“ Die Intention, die dahinter steckt ist klar: T-Mobile will vor allem die Karten der Discountanbieter aus seinen Geräten verbannen. Kunden von Anbietern wie Victorvox mit seiner Simply Card nutzen meist ein Handy aus einem abgelaufenen Vertrag mit der neuen Karte. Das ist dann nicht mehr möglich. Durch die Netzsperre kommen für die Handbesitzer meist unerwartete Mehrkosten hinzu. Besonders bei Auslandsaufenthalten, so Sanders, sei dies der Fall. Denn bisher war es bei Reisen ins Ausland üblich, sich beim dortigen Netzanbieter eine Prepaid-Karte zu kaufen, diese ins eigene Handy einzulegen und somit auch aus Deutschland erreichbar zu sein. Der Nutzer sparte so die Entgelte, die er mit der eigenen Karte für die Verbindung von Deutschland ins ausländische Netz hätte tragen müssen. Und vom deutschen Festnetz eine ausländische Mobilfunknummer anzurufen, verursacht in Call by Call-Vorwahlen-Zeiten äußerst überschaubare Kosten. Auch Verbindungen vom Ausland auf zu einem deutschen Handy waren meist günstiger als Anrufe aus dem Ausland mit der eigenen Karte.

Die Begründung, die T-Mobile der WamS lieferte, klingt wenig überzeugend. Nur bei Nutzung des T-Mobile-Netzes seien bestimmte Funktionen ohne Einschränkungen möglich - beispielsweise das Surfen im Internet. Um Enttäuschungen zu vermeiden, wenn der Kunde eine andere Karte einlegt, sei die Sperre eingebaut worden, zitiert das Blatt einen Pressesprecher des Bonner Unternehmens . Netzsperre als Kundenbindungs-Instrument? Sander hält dies für einen Trugschluss: „Merkt der Kunde, dass er sein Handy nur mit der T-Mobile-Karte nutzen kann, fühlt er sich eingeschränkt und geht dem Unternehmen eher von der Stange. Und wenn ein Kunde verloren ist, bekommt man ihn in diesem Geschäft nicht wieder.“ Und tatsächlich: T-Mobile ist der einzige der großen Netzanbieter, der so verfährt. Denn bei Vodafone zum Beispiel ist nur ein einziges Handy mit einer Netzsperre versehen (das VPA 4). Bei E-Plus und O2 gibt es kein einziges Handy mit solch einer Sperre. Und laut WamS soll dies bei beiden Anbietern auch so bleiben. Wer die Sperre entfernen lassen will, muss zahlen. Nach Ablauf der 24-monatigen Vertragslaufzeit kann die Sperre zwar kostenlos herausgenommen werden. Doch wer das eher haben möchte, zahlt 99 Euro. In Österreich sind solche Maßnahmen zwar schon länger Gang und Gäbe, doch die Handys sind im vergleich dort auch günstiger als hier. Laut WamS sind viele der Geräte von T-Mobile, die mit Netzsperre versehen werden, sogar teurer als bei der Konkurrenz.

Das Unternehmen informiert seine Kunden zwar über die Netzsperre. Auf der Homepage jedoch nur im Kleingedruckten. Wer die Netzsperre umgehen will, hat die Möglichkeit, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. „Genau hingucken lohnt sich. Besonders im Ausland macht sich ein uneingeschränkt nutzbares Handy im Geldbeutel bemerkbar“, so Sander.