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Texten ist zweierlei – Handwerk und kreatives Tun

Michael Simperl, Jahrgang 1970. Als Interviewpartner geradezu die Idealbesetzung. Business Texter, Business Coach, erfolgreicher Sachbuchautor von „Lessness“, Mentor Coach, Speaker und, und, und
Klaus Wenderoth | 29.08.2012
Klaus Wenderoth: Herr Simperl, wohlgesetzte Worte, zur rechten Zeit und am richtigen Platz vermögen viel. Was macht für Sie die Faszination eines guten Textes aus?

Michael Simperl: Ob ein Text ein guter Text ist, hängt natürlich auch von der Leserschaft ab, die ich ansprechen möchte. Allgemein beginnt Texter-Kunst für mich da, wo ich als Leser merke, der Autor weiß, wie und womit er mich ansprechen muss, damit ich zu lesen beginne, bis zum Schluss bei der Stange bleibe und das Gesagte bei mir einen gewissen Eindruck hinterlässt. Und das mit Esprit und möglichst ohne ein Wort zuviel.

Klaus Wenderoth: Bei allen Kriterien, die einen guten Text ausmachen: Welche drei Punkte sind für Sie bei einem Auftrag immer von größter Bedeutung?

Michael Simperl: Für mich gibt es einen zentralen Punkt: Ein persönliches Gespräch, bevor es nach der Auftragserteilung mit dem eigentlichen Texten losgeht. Auch wenn ich noch so viele Informationen und Briefing-Unterlagen vorab bekommen habe, erfahre ich meist erst hier, was wirklich wesentlich ist.

Auch für die Vertrauensbildung ist dieses Gespräch wichtig. Als Dienstleister habe ich ja kein Produkt, das ich hinlegen kann, sondern spreche auch an diesem Punkt immer noch vor allem durch meine Person.

Klaus Wenderoth: Texten heißt kreativ sein. Von wem oder wie lassen Sie sich bei Ihrer Arbeit inspirieren?

Michael Simperl: Kleiner Einschub vorweg: Für mich ist Texten zweierlei – Handwerk und kreatives Tun. Bei meiner Arbeit inspiriert mich häufig der Gedanke, wie der fertige Text zum Erfolg meines Kunden beiträgt.

Etwa, weil dessen eigene Kunden noch mehr und noch besser nachvollziehbare Gründe finden, bei ihm zu kaufen. Ich arbeite ja in der Regel im Business-to-Business-Bereich, wo Kaufentscheidungen argumentativ weit mehr abgesichert werden müssen, zum Beispiel auch gegenüber Vorgesetzten.

Klaus Wenderoth: Nützen die Erfahrungen des Business Coach Michael Simperl auch dem Business Texter Michael Simperl? Und wenn ja, in welcher Art und Weise?

Michael Simperl: Auf jeden Fall – insbesondere beim gerade erwähnten Arbeitsgespräch, bevor es an das eigentliche Texten geht. Hinterfragen, nachfragen, perspektivisch fragen („Was würde ihr wichtigster Konkurrent an ihnen loben, wenn ich ihn fragen würde?“), dranbleiben: Mit Fragetechniken aus dem Coaching kann ich natürlich auch wunderbar einen tiefen Einblick in das Produkt oder die Leistung eines Unternehmens gewinnen.

Grundsätzlich verdanke ich meiner Tätigkeit als Business Coach ein noch besseres Gefühl dafür, was Menschen in Unternehmen bewegt. Wovon auch der Texter profitiert, der sich in andere hineinversetzen können muss.

Klaus Wenderoth: Sie schreiben auf Ihrer Internetseite, dass Sie auch die Textregeln des Internet beherrschen. Heißt das, dass dort besondere Regeln gelten?

Michael Simperl: Allerdings. Allein, weil Lesen auf einem Monitor mehr anstrengt als auf Papier. Und weil im Internet ein Mausklick genügt, um zum nächsten Anbieter zu wechseln – und damit die Hemmschwelle, abzuschweifen, deutlich niedriger ist.

Das erfordert zum Beispiel geringere Textumfänge pro Unterseite und ein besonders lesefreundliches Layout, etwa durch Absätze. Auch die Herausforderung, Dinge in wenigen Worten und Sätzen attraktiv auf den Punkt zu bringen, ist hier größer.

Klaus Wenderoth: Eine Frage an Michael Simperl, den ehemaligen Geschäftsführer einer Zielgruppen-Agentur: Wie erreicht man am besten Kopf, Herz und Bauch einer bestimmten Zielgruppe?

Michael Simperl: Kurz gesagt: Indem ich mich selbst möglichst intensiv in die Zielgruppe einarbeite und einfühle. Indem ich herausfinde, was sie auf Verstandesebene bewegt und was sich auf der Gefühlsebene abspielt. Und indem ich mir die Metathemen erschließe, um die es geht: Welche Bedürfnisse sind im Spiel? Worum geht es meiner Zielgruppe letzten Endes?

Wenn ich auf dieser Grundlage klug mein Thema kommuniziere, in wohl gesetzten Worten und ohne mich anzubiedern, ist schon viel erreicht.

Klaus Wenderoth: Sie können auf fast 20 Jahre Berufserfahrung zurück blicken. Was hat sich in dieser Zeit im Werbemarkt aus Textersicht geändert?

Michael Simperl: Vielleicht erst einmal eine Konstante: Gute Texter sind nach wie vor ebenso rar wie gefragt. Wobei es für mich nicht nur darum geht, dass jemand gut schreiben kann, sondern dass der ganze Prozess professionell abgedeckt ist.

Dazu gehört auch, ein Thema tief erfragen zu können, um später das zu schreiben, was überhaupt relevant ist. Oder eine gewisse Dienstleister- und Service-Kultur zu leben.

Eine Veränderung sehe ich vor allem beim Textumfang. Viele haben kaum mehr Zeit, längere Texte zu lesen. Themen müssen deshalb heute oft kürzer und verdichteter kommuniziert werden.

Klaus Wenderoth: Welcher Mensch und welches Buch haben sie in den letzten Jahren beruflich am meisten beeindruckt? Und warum?

Michael Simperl: Speziell als Texter haben mich gerade in den ersten Jahren David Ogilvy und Jean-Remy von Matt – beides ehemalige und sehr gute Texter – angespornt. Weil sie mir immer wieder Beispiele für tolle Arbeit gaben. Generell inspirieren und beeindrucken mich Menschen, die in ihrem Beruf schon recht „punktgenau“ ihre Berufung leben.

Für mich merkt man das an einer gewissen Freude und Lebendigkeit, die von solchen Menschen ausgeht. Unter den Büchern, die ich lese, waren mir im vergangenen Jahr mehrere Titel aus der Reihe „Gespräche mit Gott“ von Neal Donald Walsh eine gute Begleitung. Sie haben mich ermutigt, weiter dran zu bleiben auf meinem Weg und haben mein Weltbild mit weiteren neuen Sichtweisen bereichert.

Dieses und weitere Interviews, finden Sie im Expertenblog http://www.KlausWenderoth.de