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Impfzustimmung sinkt seit Juni

Zurückhaltung in der Öffentlichkeit gegenüber einem COVID-19-Impfstoff wächst
Kantar | 19.11.2020
© freepik / jcomp
 

Laut einer aktuellen Kantar Studie ist eher eine Minderheit der Bevölkerung in den führenden Volkswirtschaften „definitiv“ bereit, sich mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus impfen zu lassen, wenn dieser verfügbar ist. Anlass der Studie war die Ankündigung des Impfstoffes von BioNTech/Pfizer, der sich in klinischen Studien der dritten Stufe als zu 90 Prozent wirksam erwiesen hatte. Die Ergebnisse der Studie deuten auf eine zunehmende Zurückhaltung in der Allgemeinbevölkerung hin, sich auf einen neuen Impfstoff festzulegen. In den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien korreliert die Rate, mit der sich die Öffentlichkeit zur Teilnahme an Impfmaßnahmen verpflichtet, mit dem Glauben an die an die Sicherheit von Impfstoffen im Allgemeinen. Diese Erkenntnisse sind eine große Herausforderung für Regierungen auf der ganzen Welt, da sie mit der Impfung die COVID-19-Pandemie eindämmen und ihre Volksw irtschaften bis 2021 wieder auf den richtigen Weg bringen wollen.

 

Zurückhaltender Zuspruch zu einer möglichen Impfung

 

Die national repräsentative Studie mit jeweils 1.000 Befragten in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien hat gezeigt, die Mehrheit der Menschen würden sich zumindest „wahrscheinlich“ impfen lassen. Ein viel geringerer Prozentsatz erklärt, sich den Impfstoff „definitiv“ impfen zu lassen. Seit der letzten Befragung von Kantar im Juni hat die Zurückhaltung gegenüber einer Impfung in allen Ländern der Befragung zugenommen.

 

35 Prozent der Deutschen würden sich laut ihrer Aussage den Impfstoff ‚definitiv‘ impfen lassen. Gleichzeitig stimmen 26 Prozent der deutschen Befragten der Aussage ‚voll und ganz zu‘, dass Impfstoffe sicher sind. In Großbritannien haben 43 Prozent der Befragten angegeben, dass sie sich den neuen Impfstoff ‚definitiv' impfen lassen würden. Der Aussage, dass Impfstoffe im Allgemeinen sicher sind, stimmen hier 34 Prozent ‚voll und ganz zu'. Im Vergleich dazu sagen nur 21 Prozent der Franzosen, dass sie ‚definitiv' einen Covid-19 Impfstoff impfen lassen würden. Gleichzeitig stimmen hier nur 14 Prozent ‚voll und ganz zu', dass Impfstoffe sicher sind.

 

Rückgang der Impfzustimmung seit Juni

 

In allen fünf untersuchten Ländern ist der Prozentsatz der Personen, die sagen, sie würden sich ‚definitiv‘ impfen lassen zurückgegangen. Am stärksten ist der Rückgang in den USA von 47 Prozent im Juni auf nur noch 30 Prozent Ende letzter Woche. Die steigende Zurückhaltung in Bezug auf den Impfstoff scheint mit den Bedingungen zusammenzuhängen, unter denen er entwickelt und getestet wurde. In vier der fünf Länder äußerte sich eine Mehrheit besorgt über die Sicherheit der Impfstoffe aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sie entwickelt und produziert werden. Dieser Anteil liegt in Frankreich sogar bei 69 Prozent. Die Deutschen äußern sich weniger deutlich besorgt (41 Prozent) als Bürger anderer Länder. Zusätzlich sind hier jedoch auch 28 Prozent unsicher, ob sie gegenüber der Sicherheit von Corona Impfstoffen Bedenken haben.

 

Vertrauen in die Regierung und die Impfung

 

Das Vertrauen in die Regierung scheint ein weiterer Faktor für die Zurückhaltung gegenüber Impfstoffen zu sein. Die Deutschen vertrauen ihrer Regierung am meisten – 33 Prozent geben an ihrer Regierung sehr darin zu vertrauen, die richtigen Entscheidungen bei der Bereitstellung eines Impfstoffs zu treffen. Frankreich hat erneut das niedrigste Vertrauensniveau mit neun Prozent.

 

Emmanuel Rivière, Vorsitzender des „Centre Kantar sur le Futur de l'Europe“, kommentierte die Studie mit den Worten: „Diese Ergebnisse sind für Regierungen auf der ganzen Welt sehr alarmierend. Wenn weniger als die Hälfte der Bevölkerung einer Nation sagt, dass sie sich ‚auf jeden Fall‘ impfen lassen würde, bedeutet dies, dass die Regierungen eine gewaltige Aufgabe vor sich haben. Sie müssen das Vertrauen in einen zugelassenen Impfstoff aufbauen und ihre Nationen mobilisieren, sich tatsächlich impfen zu lassen. Nur diejenigen, die motiviert sind, werden sich proaktiv um den Impfprozess bemühen. Alle anderen müssen überzeugt werden oder die Barrieren für eine Impfung müssen so niedrig sein, dass diejenigen, die sich „wahrscheinlich“ impfen lassen würden, am Ende auch tatsächlich geimpft werden. Alle Regierungen in den Ländern, die in unsere Studie einbezogen wurden, werden sich die besten Erkenntnisse aus der Kommunikation und dem Reg ierungsverhalten zunutze machen, um sicherzustellen, dass sie ihre Impfprogramme durchführen können, um ihre Bürger vor COVID-19 zu schützen. Es gibt jedoch wichtige Unterschiede zwischen den Ländern, da in jedem ein unterschiedliches Maß an Vertrauen der Bürger in die Politik und in den Arzneimittelsektor vorherrscht. Diesbezüglich liegt ein langer Weg vor uns".

 

Zur Studie: Zwischen dem 10. und 14. November wurden in Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien und den USA jeweils 1.000 Interviews mit Erwachsenen durchgeführt. Dabei wurde der Kantar Accelerated Answers-Dienst für alle Befragten des Kantar Profiles Network genutzt. Alle Interviews wurden als Online-Selbstauskunft durchgeführt.