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"Das beschäftigt Deutschland" - Ein Stimmungsbarometer

Die Initiative Markt- und Sozialforschung gibt einen Rückblick auf ein ungewöhnliches Jahr.
"Das beschäftigt Deutschland" - Ein Stimmungsbarometer © freepik
 

Kaum jemand konnte sich vorstellen, welche gravierenden Auswirkungen ein Virus auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft haben kann. Lockdown und Mund-Nase-Schutz gehörten Anfang 2020 nicht zum Vokabular der Mehrheit der Bevölkerung Deutschlands. Das Virus hat vieles geändert; auch,was uns am dringlichsten beschäftigt. Dem will das Stimmungsbarometer der Initiative Markt-und Sozialforschung „Das beschäftigt Deutschland“ auf den Grund gehen.

Menschen ab 55 Jahren sehnen sich besonders stark nach mehr Kontakt zu Freunden und Bekannten

Das Jahr 2020 ist und bleibt von der Corona-Pandemie und den mit ihr einhergehenden Einschränkungen dominiert.Hinweise zu Vorsichtsmaßnahmen beim Zusammentreffen mit Anderen und Kontaktbeschränkungen gehören seit langem zum Inhalt der täglichen Nachrichten. Deshalb ist es wenig überraschend, dass Menschen die Frage „Wann kann ich wieder mehr Kontakt zu Freunden und Bekannten haben?“ in zunehmendem Maße beschäftigt. Der Anteil derer, die sich diese Frage stellen,stieg von 38 Prozent im Juli auf 50 Prozent im November an. Insbesondere Menschen ab 55 Jahren,scheinen sich nach mehr Kontakten zu sehnen. In dieser Altersgruppe stieg der Anteil von Juli bis November von 37 auf 55 Prozent.

Die Deutschen reisen gerne. 78 Prozent der Bevölkerung hat in 2019 eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen unternommen, so die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. (FUR) in ihrer Reiseanalyse 20201. Deshalb überrascht es kaum, dass sich die Menschen auch hierbei zunehmend Normalität wünschen. Wieder unbeschwert verreisen zu können, wäre schön, finden 46 Prozent der Befragten im November. Im Juli waren das 40 Prozent. Auch ist es wieder insbesondere die Altersgruppe ab 55 Jahren, die heraussticht. Ihr Wert stieg von 38 Prozent im Juli auf knapp 50 Prozent im November.

Sorgen um die Wirtschaft

Shutdown im Frühjahr, Teil-Lockdown im November und ein erneuter Shutdown ab Mitte Dezember. Daraus resultieren Verluste und Kosten für Wirtschaft und Gesellschaft, die vor der Pandemie unvorstellbar waren. Wer wird die Kosten tragen und wie soll es mit der Wirtschaft weitergehen, wenn nicht bald wieder eine Art Normalität Einzug hält? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Menschen in Deutschland zunehmend. Laut IMSF-Stimmungsbarometer waren es im November 60 Prozent,im Juli 57 Prozent. Auch bei diesem Thema verzeichnet die Altersgruppe der ab 55-Jährigen mit 67 Prozent den höchsten Novemberwert. Dem gegenüber stehen die 18-bis 24-Jährigen, die diese Frage im November zu 42 Prozent beschäftigt hat. Dennoch scheint sich diese Altersgruppe zunehmend mit der Zukunft der Wirtschaft auseinanderzusetzen, hatte dieser Wert im Juli doch erst bei 37 Prozent gelegen.

Die Beschäftigung mit drohender Arbeitslosigkeit bleibt weiterhin auf niedrigem Niveau

Wie sieht es aber mit der persönlichen Betroffenheit aus? Haben die Menschen auch Angst um ihre eigene wirtschaftliche Zukunft? Erstaunlicherweise ist dies in viel geringerem Maße der Fall, als man vielleicht vermuten könnte. Insgesamt liegt der Anteil derer, die sich um die eigene Arbeitslosigkeit sorgen, im November mit 16 Prozent unverändert auf relativ niedrigem Niveau (im Juli lag der Anteil bei 18 Prozent). Dies ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Kurzarbeitsregelungen erleichtert wurden und die Unternehmen diese Möglichkeit auch in großem Umfang nutzen. Allein im März und April dieses Jahres waren laut Bundesagentur für Arbeit 10,66 Mio. Menschen in Kurzarbeit2. Das war fast ein Viertel der Erwerbstätigen. Dass die Unternehmen diese Möglichkeit in Anspruch nahmen statt Mitarbeiter zu entlassen, vermittelt den Menschen offensichtlich ein Gefühl der Sicherheit, wenn es um den eigenen Arbeitsplatz geht.

Die Suche nach einem Impfstoff gegen das Virus ist weit fortgeschritten. Bald sollen die Impfungen auch in Deutschland starten. Neue Fragen werden sich ergeben und sicherlich wird auch das Auswirkungen auf die Themen haben, mit denen sich die Gesellschaft beschäftigt. Das IMSF-Stimmungsbarometer wird darüber auch 2021 mit neuen Ergebnissen informieren.

Zur Studie

Die Befragungen für das IMSF-Stimmungsbarometer wurden im Jahr 2020 jeweils zu drei Zeitpunkten per YouGovOnline-Panel durchgeführt.

1.Befragungswelle: n=2.034 Zeitraum: 6. bis 8. Juli 2020

2.Befragungswelle: n=2.065 Zeitraum: 4. bis 7. September 2020

3.Befragungswelle: n=2.068 Zeitraum: 10. bis 12. November 2020

Die Stichproben wurden nach Alter, Geschlecht und Region bevölkerungsrepräsentativ ab 16 Jahren quotiert.Die Items wurden auf einer sechs-stufigen Skala abgefragt. Für den Artikel wurden die Top 2-Werte (sehr stark und eher stark) zusammengefasst ausgewertet.