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Olympia-Hoffnung euphorisiert den Schweizer Sport

Beim Sport.Forum.Schweiz wurde die goldene Sport-Ära eingeläutet.
Olympia-Hoffnung euphorisiert den Schweizer Sport © Sport Forum Schweiz
 

Die Schweiz steht vor aufregenden Zeiten im Sportbusiness. Mit einer Fülle an internationalen Sportgrossveranstaltungen in den kommenden zehn Jahren steht die Nation vor goldenen Jahren für den Sport. Gut zehn von 14 Wintersportweltmeisterschaften sollen dann stattfinden. Genau hier setzte das 29. Sport.Forum.Schweiz an und beleuchtete die bevorstehende Ära. Der zweitägige Kongress versammelte über 750 Teilnehmende und legte damit einen neuen Rekord hin.

Eine der brennendsten Fragen betrifft die Chancen für Olympische Winterspiele 2030 in der Schweiz. Und diese stehen gut - zumindest in Sachen Mitbewerber. Das IOC musste die Vergabe der Winterspiele mangels Bewerber auf 2024 verschieben. Neben der Schweiz sind heute nur noch Frankreich und Schweden im Austausch mit dem IOC. 

Die Schweiz hat jedenfalls das Potenzial, das Wissen und die Unterstützung der Bevölkerung, um die Spiele 2030 durchzuführen. Zu diesem Schluss kommt die Machbarkeitsstudie, die Swiss Olympic zusammen mit den olympischen Wintersportverbänden und Swiss Paralympic erarbeitet hat. 67 Prozent der Bevölkerung unterstützen demnach die Durchführung der Spiele. 

Nachhaltigkeit als Herausforderung für Grossevents

«Gute nachhaltige Winterspiele brauchen viel mehr Vorlaufzeit», meint die Nationalrätin Aline Trede (Grüne). Ihre Sorge gilt dem bisherigen Gigantismus, der mit den Spielen einherging. Zudem berücksichtige die Machbarkeitsstudie von Swiss Olympic nicht den Nachhaltigkeitsaspekt und den Klimawandel. «Wie lautet unsere Antwort, wenn der Schnee fehlt?», stellt Trede infrage.  

Für Urs Lehmann, Präsident von Swiss-Ski, stellt sich diese Frage jedenfalls nicht für das Jahr 2030. «Wir sprechen von Februar 2030 und nicht von 2050», mahnt Lehmann realistisch zu bleiben. Der Sport solle nicht für soziale und gesellschaftliche Themen missbraucht werden, auch wenn diese wichtig seien. 

Bisher scheiterten alle Schweizer Bewerbungen am politischen Willen, noch ehe sie den Status einer echten Kandidatur erreichten. «Wir wollen Spiele schaffen die ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig sind», sagt Ruth Wipfli Steinegger, Vizepräsidentin von Swiss Olympic. Kommende Woche entscheidet sich, ob das Sportparlament dem Antrag zustimmt.   

Olympia, wenn nicht in der Schweiz, wo dann?

«Der Grundgedanke von Olympia ist ein Friedensprojekt, ein Gleichberechtigungsprojekt. Der Grundgedanke ist grossartig», sagt Matthias Aebischer, Mitglied des Schweizer Nationalrats (SP). Man müsse die Spiele dort stattfinden lassen, wo die Infrastruktur und die Rahmenbedingungen stimmen. 

Das Konzept sieht laut Roger Schnegg Direktor Swiss Olympic vor, dass Disziplinen, wie etwa Eislaufen, im Ausland stattfinden werden. Somit spare man sich teure Neuanschaffungen, die man womöglich später nicht mehr benötigt.  

Die Finanzierung der Olympischen Spiele wird zu mehr als der Hälfte vom IOC getragen. «Und die übrige Finanzierung muss aus verschiedenen Budgets gestellt bekommen: Zum einen die Infrastruktur, die eben vorhanden ist. Zweitens die Sicherheit, die durch die Dezentralität bei den Kantonen getragen werden kann. Lediglich die Nachhaltigkeit ist eine Investition. Aber diese fliesst in die Zukunft des Sports», so Schnegg.  

Grossevents als wirtschaftliche Treiber 

 Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, wie der Schweizer Sport von Grossereignissen wie der Rad-WM 2024 und der Frauenfussball-EURO 2025 profitieren kann. Diese Events versprechen nicht nur sportlichen Glanz, sondern werden auch wirtschaftliche Chancen eröffnen. Doris Keller, Turnierdirektorin der Frauenfussball-EM 2025 erhofft sich ein ähnliches Sommerereignis, als es die Herren-EURO 2008 war. «Wir werden von den Ticketpreisen familienfreundlich sein und hoffen auf internationale Anziehung», sagt Keller. Und auch hier muss es nachhaltig zugehen. Angesprochen auf die Nachhaltigkeit von Olympia in der Schweiz meinte Nicholas Bornstein, Geschäftsführer von Protect our Winters Schweiz: «Wir haben hier ein Akzeptanzproblem, aber als Organisatoren und als Verbände müssen wir eine Haltung einnehmen und vorzeigen, wie man Ski- und Wintersport in Zukunft nachhaltig ausrichten kann. Wir wollen nicht in die Kritik einsteigen, sondern Lösungen finden», meint Bornstein.

«Die Stimmung in diesem Jahr ist hervorragend. Es geht nicht um die Existenzfrage einzelner Sportarten und Events, sondern um eine spürbare Euphorie, die dem Sport langfristige Perspektive gibt», resümiert Hans-Willy Brockes, Geschäftsführer vom ESB Marketing Netzwerk und Veranstalter des Forums. Die Schweiz steht zweifellos vor einer aufregenden Zeit im Sport.