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Zahlungsmoral erreicht Vorkrisenniveau

84,8 Prozent der deutschen Unternehmen zahlten im 4. Quartal 2010 ihre Rechnungen vereinbarungsgemäß.
Dun & Bradstreet | 24.02.2011
Darmstadt, 24. Februar 2011: So blendend wie es der deutschen Wirtschaft geht, so gut ist es auch um die Zahlungsmoral der Unternehmen bestellt. Das belegt die Studie Zahlungsmoral des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland. Im letzten Quartal 2010 zahlten 84,8 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen zum vereinbarten Zeitpunkt. Das ist ein Anstieg um 1,6 Punkte im Vergleich zum 3. Quartal 2010 und um 5,4 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Damit zahlen rund 240.000 Unternehmen mehr ihre Rechnung pünktlich im Vergleich zum 4. Quartal 2009. Auch der durchschnittliche Zahlungsverzug sank in den letzten 3 Monaten des vergangenen Jahr unter die 9-Tage-Grenze auf 8,8 Tagen (3. Quartal 2010: 9,1 Tage). "Ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent für 2010 hatte Anfang des Jahres kein Experte prognostiziert. Gleiches traf auch für die Zahlungsmoral zu", resümiert Thomas Dold, Geschäftsführer bei D&B Deutschland. "Doch mit dem Anziehen der Konjunktur in Deutschland verbesserte sich die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen von Quartal zu Quartal deutlich."

Deutschland hat es geschafft. Mit dem Rekordjahr 2010 holte die deutsche Wirtschaft einen Großteil dessen wieder auf, was sie im Krisenjahr 2009 an Wirtschaftskraft eingebüßt hatte. Kein anderes Industrieland konnte vergangenes Jahr eine vergleichbare Entwicklung verzeichnen. Mit 3,6 Prozent amtlich bestätigtem Wachstum für das abgelaufene Jahr ist Deutschland mehr als doppelt so schnell gewachsen wie die Eurozone mit 1,7 Prozent.

Baugewerbe - auch in der Krise solide gewirtschaftet

Im 4. Quartal 2010 beglichen 82,5 Prozent der Unternehmen im Baugewerbe ihre Rechnungen pünktlich. Damit liegt die Branche nur leicht unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Im Vergleich zum 4. Quartal 2009 konnte die Baubranche ihre Zahlungsmoral um 6,6 Prozentpunkte verbessern (Q4/2009: 75,9 Prozent).
Damit entwickelte sich die Zahlungsmoral der Bauunternehmen besser als die der deutschen Unternehmen gesamt gesehen. Trotz allem kann die Baubranche vom aktuellen Aufschwung noch nicht in vollem Maße profitieren. Vor allem beim Wirtschaftsbau gab es erhebliche Einbrüche bei den Aufträgen. Und enttäuscht zeigt sich die Branche von der Entwicklung öffentlicher Bauvorhaben. Trotz zweier Konjunkturprogramme sind hier die Umsätze im Jahr 2010 nicht gestiegen.
Der Ausblick der Branche für 2011 bleibt verhalten. Wenn sich der Aufschwung in Deutschland weiter festigt, und danach sieht es aus, werden die Unternehmen im produzierenden Gewerbe auch wieder vermehrt Bauprojekte anstoßen. Damit wird die Branche 2011 absehbar leicht wachsen. D&B erwartet in diesem Zusammenhang auch weitere positive Effekte auf die Zahlungsmoral. Wenn es die Branche ohne Umsatzwachstum 2010 schon geschafft hat, überdurchschnittlich besser zu zahlen, dann wird sie es absehbar auch 2011 schaffen.

Bundesländer einheitlich verbessert

Wie gewohnt belegen die Unternehmen aus Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen die ersten drei Plätze. Interessant ist, dass die anderen starken Bundesländer wie Hessen und Nordrhein-Westfalen an Boden verloren haben. Sie sind ins untere Mittelfeld abgerutscht. Die Plätze 4-7 belegen hingegen die eher struktur- und wirtschaftsschwächeren Bundesländer Schleswig-Holstein, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Schlusslichter sind unverändert die Unternehmen in Berlin und Hamburg. Die beiden Städte haben weiterhin damit zu kämpfen, dass sich produzierende Unternehmen mit guter Zahlungsmoral nicht in Berlin oder Hamburg ansiedeln oder gar abwandern.
In Hamburg bleibt abzuwarten, was der Machtwechsel in der Hamburger Bürgerschaft an Impulsen mit sich bringt. Die neue Bürgerschaft muss den angeschlagenen Haushalt in den Griff bekommen und die ausufernden Ausgaben begrenzen. Hier wird sich zeigen, ob die Stadt Hamburg als öffentlicher Auftraggeber den Spagat schafft, Ausgaben auf der einen Seite sinnvoll zu begrenzen, aber auf der anderen Seite den Aufschwung nicht zu bremsen. In Hamburg sind Unternehmen mehr als im Vergleich mit Flächenländern von öffentlichen Aufträgen abhängig. In diesem Zusammenhang hat das Wirken der neuen Bürgerschaft auch einen größeren Einfluss auf die Entwicklung der Zahlungsmoral bei den Unternehmen der Hansestadt.

Ausblick: Deutschland lässt die Krise hinter sich

Schon in diesem Jahr wird Deutschland wieder die Wirtschaftsleistung erreichen, die vor der Krise bestand. Bei der Kapazitätsauslastung liegen die deutschen Unternehmen mittlerweile schon wieder über dem Mittelwert der letzten 10 Jahre. Neben dem weiterhin boomenden Export stützt auch die Binnennachfrage den Aufschwung.
Entsprechend diesen Aussichten wird sich auch die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen positiv entwickeln, und das auch über alle Branchen hinweg. Risikofaktoren bleiben weiterhin ein langsameres Wachstum der Weltwirtschaft und damit eine zurückgehende Exportquote. Darüber hinaus müssen auch die anderen Länder in Europa ihr Wachstum vorantreiben und ihre Verschuldung in den Griff bekommen.

Deutschland - Top-Zahlungsmoral in Europa

Deutsche Unternehmen sind europaweit gesehen ebenfalls Spitze, wenn es darum geht, ausländische Gläubiger zu bezahlen. 95,4 Prozent aller Zahlungen erfolgen sofort oder bis spätestens 30 Tage nach vereinbartem Zahlungsziel. Besser schneiden nur Unternehmen aus den Niederlanden ab. Hier liegt der Wert bei 96,3 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass nur 4,6 Prozent der Zahlungen aus Deutschland und 3,7 Prozent aus den Niederlanden mit mehr als 30 Tagen Verzug eintreffen. Hingegen fallen Unternehmen aus Großbritannien und Spanien durch eine weitaus schlechtere Zahlungsmoral auf. Hier sind 17,1 Prozent der Zahlungen aus Spanien mehr als 30 Tage überfällig und aus Großbritannien sind es 12,3 Prozent. Deutsche Firmen zeichnen sich hierdurch als solider Handelspartner für Unternehmen aus dem Ausland aus.

Die komplette Studie zum Download finden Sie hier: http://www.dnbgermany.de/media/2011-02-23_StudieZahlungsmoralQ4-2010.pdf



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