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Chance für die grafische Industrie

Erschienen als Expertenthema auf der f:mp. Website
Die Notwendigkeit des Engagements rund um den Klimaschutz ist unbestritten. Bereits jetzt können die Folgen des Klimawandels kaum noch ungeschehen gemacht werden. Um die schlimmsten Auswirkungen abzuwenden, besteht dringender Handlungsbedarf – vor allem bei der Minderung von Treibhausgasemissionen.

Eine besondere Verantwortung haben aber nicht allein die Verbraucher. Immer mehr Markenartikler und Industrieunternehmen bekennen sich öffentlich zum Klimaschutz. Als Lösungsansatz kommen hierbei nur nachhaltige Strategien infrage. Das gilt in besonderem Maße für die grafische Industrie. Als Kommunikationslogistiker sind die hier tätigen Unternehmen zugleich auch wesentliche Multiplikatoren der Botschaften zum Klimaschutz.

Um Kunden und Auftraggebern schlüssige und praktikable Möglichkeiten der „nachhaltigen Medienproduktion“ vorschlagen zu können, reichen klimaneutrale Druckprodukte durch den Ausgleich von Emissionsminderungszertifikaten allein nicht aus. Die glaubwürdige Beratung auf Basis einer eigenen Strategie ist der Schlüssel zu einem differenzierten, wirksamen Angebot.

Nachhaltigkeitsstrategien dienen der Imagebildung und Positionierung eines Unternehmens im Wettbewerb. So ist die Balance zwischen wirtschaftlichen, ökologischen und auch sozialen Gesichtspunkten – Stichwort: Corporate Social Responsibility (CSR) – ein erwünschter Nebeneffekt einer klugen Unternehmenspolitik.

Künftig werden klimafreundliche Produkte mehr und mehr von der Print- und Medienindustrie gefordert werden. Das Expertenteam „nachhaltige Medienproduktion“ setzt sich mit der Problematik auseinander und diskutiert entsprechende Lösungsansätze für Medienproduktioner, Marketingentscheider und Druckdienstleister. Dazu gehören:

• Materialauswahl (Papier, Farbe, etc.)
• FSC-Zertifizierung
• Unternehmenszertifizierungen
• Senkung der CO2-Emission
• Emissions- bzw. Zertifikatshandel



Nachhaltige Medienproduktion auf einen Blick

Nachhaltige Medienproduktion bedeutet für den f:mp., dass sich Betriebe der grafischen Industrie darum bemühen,

negative Umweltfolgen gänzlich zu vermeiden,

negative Umweltauswirkungen nach Kräften zu reduzieren und

anschließend noch verbleibende negative Umweltfolgen auszugleichen.

In genau dieser Reihenfolge.



Materialauswahl

Laut Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz liegen in Baden-Württemberg die Materialkosten beim Offsetdruck bei einem Anteil von zirka 38 Prozent der Gesamtdruckkosten. Dieser amtlich festgestellte Wert darf wohl als grobes Mittel für deutsche Druckdienstleister angenommen werden.

In der Regel bestehen Druckplatten aus Aluminium, da die daraus entstehende hydrophile Oberfläche sich sehr gut zur Benetzung mit Feuchtmittel eignet. Gegenüber Zink hat Aluminium zudem den Vorteil, dass durch eine feinere Körnung der Plattenoberfläche die Platte rauer wird und sich das Feuchtmittel besser verteilen kann.

Aluminium wird aus Bauxit durch Schmelzflusselektrolyse gewonnen. Dieser Vorgang verbraucht mit etwa 13.400 kWh pro Tonne sehr viel Energie. Leider können Aluminiumdruckplatten nur einmal genutzt werden. So entsteht darüber hinaus auch eine Unmenge an Aluminiumschrott.

In Deutschland wird dieser Schrott weitgehend recycelt und als sekundärer Rohstoff genutzt. Bei der Herstellung von Aluminiumplatten aus Aluminiumschrott werden etwa achtmal weniger Emissionen produziert, als bei der Herstellung des Primärrohstoffs.

Um die Herstellung möglichst umweltverträglicher Druckfarben zu erreichen, haben sich Druckfarbenhersteller 1993 in einer Erklärung dazu verpflichtet, auf bestimmte Pigmente, Farbstoffe, Lösemittel, Weichmacher sowie giftige Stoffe zu verzichten.

So basieren Bogenoffsetfarben heute bereits zu mehr als 60 Prozent auf nachwachsenden Rohstoffen, der Chlorgehalt liegt bei unter 0,5 Prozent, Schwermetalle sind nur noch in geringem Umfang enthalten. Darüber hinaus wird am weiteren Austausch von Mineralölen durch pflanzliche Öle wie beispielsweise Sojaöl gearbeitet.

Die krebserregenden Nitrobenzol-Lacke, die im Tief- und Flexodruck Verwendung fanden sind mittlerweile den unbedenklichen Zwei-Komponenten-Lösemittellacken gewichen.

Die im Digitaldruck verwendeten Inkjet-Tinten sind leider nicht VOC-frei und basieren teilweise sogar auf besonders gefährlichen Lösemitteln wie Ethyl- und Butylacetat. Eine Alternative hierzu bilden wasserbasierende Tinten.

Als Feuchtmittel wird grundsätzlich Leitungswasser verwendet. Dennoch wird beim Abbau von notwendigen Zusatzstoffen wie etwa dem Alkohol Isopropanol (IPA) in nicht unerheblichen Maß CO2 freigesetzt.

Je nach Druckbedingungen können IPA-Anteile bis zu 20 Prozent verwendet werden, in der Regel liegt der Wert aber bei unter 10 Prozent. Bei Anwendung moderner Druckmaschinen, mit einer messtechnisch geregelten Reduzierung des IPA-Anteils oder der Substitution durch Ersatzstoffe bzw. des wasserlosen Offsetverfahrens kann auf den IPA-Einsatz teilweise vollständig verzichtet werden. Bei älteren Druckmaschinen kann der Anteil durch den Einbau von speziellen Feuchtwerken reduziert werden.



Senkung der CO2-Emission

Nachhaltiger Klimaschutz lässt sich nicht ohne einen effizienten Energieeinsatz und konsequente Energiesparmaßnahmen erreichen. Dabei ist es gerade in der von starkem Wettbewerb geprägten Druckindustrie wichtig, dass die entsprechenden Investitionen auch ökonomisch sinnvoll sind. Allerdings bedarf es in der Regel auch keines großen Aufwands. Bereits mit einfachen Mitteln lassen sich erhebliche Energiesparpotenziale ausschöpfen:

• Recycling des Altpapiers
• Nutzung der Abwärme der Druckanlagen
• Transportmanagement, Vermeidung unnötiger Transportfahrten
• Nutzung neuerer Produktionsanlagen
• Stromanbieter mit klimafreundlichem bzw. regenerativem Strom-Mix

CO2-Emissionen sollten bereits im Ansatz vermieden, beziehungsweise reduziert werden. In Druckereien ist dies jedoch mit hohem Aufwand verbunden. Emissionsfreie Druckprodukte können überhaupt nicht angeboten werden. Das Konzept der Klimaneutralität beruht deshalb auf dem Ausgleich dieser unvermeidbaren CO2-Emissionen durch Einsparungen an anderer Stelle, denn für den Klimaschutz ist es irrelevant, wo die Emissionen entstehen beziehungsweise wo sie vermieden werden. Emissionen lassen sich demnach durch zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen an einem anderen Ort neutralisieren. Auf diese Weise können Drucksachen klimaneutral hergestellt und entsprechend gekennzeichnet und vermarktet werden.

Als Grundlage für den Ausgleich dient eine detaillierte Emissionsbilanz der jeweiligen Drucksache. Dabei werden herstellungsseitige CO2-Emissionen (Energie, Logistik, Farben, Aluplatten, Reinigungsmittel, Arbeitszeit etc.) ebenso berücksichtigt wie die individuellen Parameter des jeweiligen Druckerzeugnisses; so unter anderem Auflage, Umfang, Farbigkeit, Papierart und -hersteller, Transport.

Das Prinzip der Datenunabhängigkeit gewährleistet, dass nur solche Datenquellen verwendet werden, die aus unabhängigen, wissenschaftlichen Forschungsprojekten stammen. Darüber hinaus müssen alle Faktoren berücksichtigt werden, die für die Berechnung und damit den Ausgleich der Emissionsmengen von Bedeutung sind. Sofern eine exakte Berechnung nicht möglich ist oder aufgrund des hohen Aufwandes nicht zu angemessenen Kosten durchführbar ist, werden Mittel- bzw. Erfahrungswerte verwendet. Allerdings muss in diesem Fall auf die vereinfachte Berechnung hingewiesen werden.

Auf Basis der Emissionsbilanz werden die CO2-Emissionen durch Investition wie zum Beispiel der Ankauf und die Stilllegung von Emissionszertifikaten in anerkannte, hochwertige und zusätzliche Klimaschutzprojekte ausgeglichen.



Emissionszertifikate

Bisher wichtigste Vereinbarung internationaler Staaten zum Klimaschutz ist das Kyoto-Protokoll. Hierin werden als Instrumente der Emissionsminderung die sogenannten flexiblen Mechanismen Emissionshandel (EH), Clean Development Mechanismen (CDM) und Joint Implementation (JI) benannt.

Dem Emissionshandel liegt als Basis die Idee zugrunde, dass Treibhausgasemissionen ein handelbares Gut darstellen können, wenn der Ausstoß von Schadstoffen nur dann gestattet wird, wenn man über entsprechende Emissionsrechte verfügt. Die Emittenten erhalten diese Rechte durch staatliche Zuteilung, können aber durch Auktionen oder Zukauf weitere Rechte erwerben bzw. überschüssige Emissionen verkaufen.

Bei CDM- und JI-Projekten werden Emissionsminderungen nicht in einem emittierenden Unternehmen, sondern in irgendeiner anderen Anlage entweder in einem Entwicklungsland (CDM) oder in einem anderen Industrieland (JI) vorgenommen. Im Gegensatz zum Emissionshandel wird die CO2-Emssion nicht nur umverteilt, sondern tatsächlich im Rahmen von bestimmten Projekten gemindert. Dafür gibt es Emissionsminderungsgutschriften, die zur Tilgung der Abgabepflicht durch getätigte Emissionen eingesetzt werden. Insgesamt gibt es folgende Emissionszertifikate:

• EU-Allowance (EUA): von der zuständigen Behörde
• Emissions Reduction Unit (ERU): Minderungsgutschriften aus JI-Projekten (ab 2008)
• Certified Emission Reduction (CER): Minderungsgutschriften aus CDM-Projekten

Darüber hinaus gibt es noch die sogenannten „Non-compliance“-Zertifikate, die nicht direkt zur Erfüllung der Abgabepflichten, wohl aber zur Neutralisierung von Treibhausgasemissionen eingesetzt werden können:

• Verified Emission Reductions (VER): Emissionsminderungen aus nationalen zertifizierten Projekten, wie z.B. kleineren Klimaschutzprojekten, für die der Aufwand der Anerkennung als CER zu hoch ist. (Diese können wie die CER mit dem Gold Standard des WWF* ausgezeichnet werden).
• Removal Units (RMU): Senkenprojekte, also Maßnahmen, die zur Einbindung von Treibhausgasen führen.
• Longterm CER/Temporary CER: Zertifikate, die im Gegensatz zu CER verfallen können. Temporary CER verfallen allerdings erst zum Ende der Verpflichtungsperiode, die der laufenden Periode folgt.

* Der Gold Standard, den führende Umweltexperten und Wissenschaftler sowie der WWF als ersten unabhängigen Standard für SDM- und JI-Projekte entwickelt haben, stellt sicher, dass entsprechende Projekte sowohl klima- als auch entwicklungspolitisch relevant sind.



Unternehmenszertifizierungen

Mit der Norm „Umweltmanagment ISO 14000“ wird die Einführung und Gestaltung eines Umweltmanagementsystems im Unternehmen geregelt. Die wichtigsten Schritte hierzu werden in der ISO 14001 beschrieben. In diesem Prozess wird ein firmenindividuelles Umweltprogramm entwickelt, zu dessen Umsetzung sich das Unternehmen verpflichtet.

Bei der Einführung eines Umweltmanagementsystems werden nicht nur Material- bzw. Ressourcenverschwendungen aufgedeckt, sondern auch Potenziale zur Prozessoptimierung. Dafür wird zunächst eine umfassende Analyse aller Prozesse unter besonderer Berücksichtigung von Umweltaspekten sowie -risiken vorgenommen. Anschließend wird ein Umweltprogramm festgeschrieben, das selbstverständlich alle relevanten Gesetze, Richtlinien und Verordnungen beinhaltet. Die Umweltleistung des Unternehmens wird durch gezielte Planung und Steuerung kontinuierlich verbessert. Umweltbetriebsprüfungen kontrollieren in regelmäßigen Abständen die Erfüllung des Umweltprogramms.

Ein positiver Nebeneffekt der Unternehmenszertifizierung ist die Tatsache, dass die Umweltpolitik schriftlich fixiert werden muss. Umweltschutz wird so ganz selbstverständlich zum Teil der Unternehmensphilosophie.

Das „Eco Management and Audit Scheme (EMAS, auch „Öko-Audit“ genannt) beruht auf der EG-Verordnung 761/2001/EG über die freiwillige Beteiligung an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung. EMAS geht weit über die ISO 14000 hinaus, da hier die Verpflichtung einer standortbezogenen Umwelterklärung besteht. Darin informiert das Unternehmen über die Ziel- und Umsetzung seiner Umweltpolitik, die Umweltbilanz sowie das Umweltmanagementsystem. Die Umwelterklärung muss durch einen unabhängigen Gutachter zertifiziert werden, bevor das Unternehmen von der zuständigen nationalen Organisation registriert werden kann.



Kennzeichnung der Drucksachen

Klimaneutrale Drucksachen können entsprechend gekennzeichnet werden. Hierfür gibt es zurzeit verschiedene Möglichkeiten. Diese reichen von der einfachen Formulierung „Klimaneutral gedruckt“ über eine Urkunde bis hin zum Abdruck einer Emissionsbilanz mit Beschreibung des Klimaschutzprojektes, mit dem der Ausgleich erfolgt.

Über den Erfolg der Kennzeichnung gibt eine Umfrage der schweizerischen Werbewoche Auskunft. Danach halten 34,78 Prozent aller Befragten das Angebot des klimaneutralen Druckens „grundsätzlich für wichtig und sinnvoll“. 56,52 Prozent befürworten klimaneutrale Druckangebote in dem Fall, dass „auch energieeffizient gedruckt wird“. Lediglich 8,7 Prozent der Befragten lehnten solche Angebote ab.

Der Fachverband Medienproduktioner e.V. empfiehlt zur Berechnung und Ermittlung der CO2-Emissionen den ClimatePartner-Druckprozess, der individuell auf Druckereien angepasst detaillierte Berechnungsergebnisse liefert und sich durch eine hohe Transparenz auch im Hinblick auf eine Emissionsreduzierung auszeichnet.

Grundlage für die Emissionsbilanz ist der ClimatePartner-Druckprozess, auf dessen Basis die relevanten Daten der Druckerei und des Druckerzeugnisses erfasst werden. Die Berechnung der CO2-Emission einer Drucksache erfolgt durch die Druckerei mit einem speziell programmierten Klimarechner innerhalb von weniger als zwei Minuten. Da die Rechenparameter den Gegebenheiten der jeweiligen Druckerei angepasst werden, ist die Genauigkeit der Berechnung sehr hoch.

Für den Emissionsausgleich stehen verschiedene Klimaschutzprojekte mit unterschiedlichen Zertifizierungsstandards zur Verfügung. Pro Druckerzeugnis kann eine Urkunde und eine Kennzeichnungsnummer bereitgestellt werden, die jede klimaneutral hergestellte Drucksache eindeutig kennzeichnet. Über diese Nummer kann anschließend genau nachvollzogen werden, wie viele CO2-Emissionen für diese Produktion angefallen sind und durch welches Klimaschutzprojekt sie ausgeglichen wurden. Dazu muss nur die entsprechende Nummer unter „Zertifikate suchen“ auf der ClimatePartner-Homepage (www.climatepartner.com) eingegeben werden.

Zudem bietet ClimatePartner ein Komplettpaket zur einfachen Einführung und Umsetzung. Von der Ermittlung bis zum Ausgleich der CO2-Emissionen, den schnellen Berechnungen pro Drucksache bis hin zu einem umfassenden Marketingpaket für die Kommunikation, bei alldem unterstützt ClimatePartner seine Kunden.

Durch den ClimatePartner-Prozessansatz und eine detaillierte Studie erhält die Druckerei eine hohe Transparenz der CO2-Emissionen im Betrieb und bei der Herstellung. Auf dieser Basis können Emissionen bereits im Ansatz reduziert und langfristig vermieden werden. Inzwischen setzen mehr als 30 Druckereien in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich auf den ClimatePartner Druckprozess und berichten durchweg von einem äußerst positiven Echo bei ihren Kunden.



Umweltschonende Technologie

Nachhaltige Produktionsmethoden und die Verwendung makulatursenkender Technologien tun ein Übriges, um Emissionen zu verringern. Zu den Problembereichen, die sich aufgrund der verwendeten Drucktechnologie ergeben können, zählen unter anderem die Entstehung von Farbnebel, Papierstaub, Ozon, flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) und Abwärme. Eine von Ökopol veröffentlichte Studie, „VOC-Datenbasis der deutschen Druckindustrie“, zählte die Druckbranche 1999 mit 70.000 freigesetzten VOC-Tonnen pro Jahr noch zu den relevanten Umweltverschmutzern. Seit dieser Zeit haben die meisten Druckmaschinenhersteller jedoch sehr viel Engagement in Richtung Umweltschutz und Emissionsreduzierung an den Tag gelegt. Besonders in der Druckvorstufe wurden durch die Einführung digitaler Workflows, chemiefreier Druckplatten und der Direktbebilderung viele umweltkritische Prozesse überflüssig. Sehr viel Energie verschlingt dagegen die Wärmetrocknung.

Die EG-Richtlinie „Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung“ (IVU-Regel) berücksichtigt bei der Genehmigung für Druckereien wie auch bei bestehenden Anlagen sämtliche Lösungsmittel (IPA, Reinigungsmittel, Verdünner etc.), die bei der Druckproduktion zum Einsatz kommen. Bei Überschreitung einer jährlichen Mengenschwelle von 200 Tonnen ist eine Genehmigungsverfahren notwendig. Eine Ausnahme hierbei bilden Heatset-Rotationen, die aber wie Flexo- und Tiefdruckanlagen nun in den meldepflichtigen Geltungsbereich der Lösemittelverordnung EG VOCRL fallen. Die Grenzwertlisten werden jährlich aktualisiert und angepasst. Die Druckbetriebe sind verpflichtet, sich über diese branchenübergreifenden Werte für maximale Arbeitsplatz- und Umweltkonzentrationen auf dem Laufenden zu halten.

Die IVU-Richlinie setzt bei Genehmigungsverfahren in EG-Ländern voraus, dass sich die Anlage „auf dem Stand der besten verfügbaren Techniken“ (BVT) befindet. Das impliziert den Einsatz neuester Technologie mit umweltoptimierten Prozessen. Die dazu grundlegenden BVT-Merkblätter werden nicht nur von Experten aus den Behörden, sondern auch von Experten der Industrie erarbeitet. Eine Ausnahme von der BVT-Regel macht übrigens der wasserlose Offsetdruck. Als BVT genügt hier neben der technischen Ausstattung zur Unterschreitung der Emissionsgrenzwerte das Potenzial zur IPA-Reduzierung.



„Fokus Umwelt bei Print und Papier“

Immer mehr deutsche Unternehmen legen Wert auf umweltgerechte Prozesse und Verfahren und investieren in Nachhaltigkeit. Ziel ist es, die Balance zwischen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Belangen zu gewährleisten. In Deutschland kaum vorstellbar, weltweit jedoch werden pro Minute durch illegalen Holzeinschlag oder Brandrodung 28 Hektar Wald zerstört, eine Fläche, so groß wie 38 Fußballfelder. Internationale Initiativen setzen sich daher für den weltweiten Schutz der Wälder und eine nachhaltige Bewirtschaftung ein. Auch die Print- und Medienindustrie hat die Ressource Holz – als Rohstoff für Karton und Papier – als wertvoll und schützenswert erkannt.

Die deutsche Konjunktur entwickelt sich dynamisch. Der Ifo-Geschäftsklimaindex erreichte im Dezember 2006 einen selbst von Optimisten nicht erwarteten Höchststand, vergleichbar der Euphorie des Vereinigungsjahres 1991. Eine boomende Wirtschaft und ein gutes Konsumklima lassen den pro Kopf-Verbrauch von Papier in Deutschland weiter gen 250 kg pro Jahr anwachsen.

Die deutsche Konjunktur entwickelt sich dynamisch. Der Ifo-Geschäftsklimaindex erreichte im Dezember 2006 einen selbst von Optimisten nicht erwarteten Höchststand, vergleichbar der Euphorie des Vereinigungsjahres 1991. Eine boomende Wirtschaft und ein gutes Konsumklima lassen den pro Kopf-Verbrauch von Papier in Deutschland weiter gen 250 kg pro Jahr anwachsen.

Da die verbrauchte Energie in den verschiedenen Papierfabriken aus sehr unterschiedlichen Quellen stammt, die von der Eigenerzeugung bis zur Kraft-Wärme-Kopplung reichen, lässt sich kaum eine allgemeingültige Aussage zu einem Durchschnittswert beispielsweise für die durch die Herstellung einer Tonne Papier erzeugten Emissionen treffen. Es bleibt festzuhalten, dass die günstigsten Emissionswerte von unter 200 Gramm CO2 pro kg Papier lediglich von 4 Prozent aller Papiere erreicht werden. Ein Drittel hingegen liegt mit den Emissionswerten jedoch zwischen 1.000 und 2.000 Gramm CO2 pro kg Papier.
Grundsätzlich weisen Papiere mit hohem Recyclinganteil geringere Emissionswerte auf.

Daneben ist die FSC-Zertifizierung von Papieren eine Richtlinie für nachhaltige Papierwirtschaft und den Schutz der Wälder.



f:mp.-Papierempfehlung - 1. Verwendung grafischer Papiere (Version 1.0)

Die richtige Papierauswahl für Druckproduktionen ist ein maßgeblicher Faktor für die Vermeidung von CO2-Emissionen. Daher empfiehlt der "Media Mundo Beirat für nachhaltige Medienproduktion":



(1) Die beste Form des Gebrauchs von Papier ist der sparsame und umsichtige Einsatz von Papier (gemäß der von 50 NGOs weltweit unterzeichneten PaperVision:
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_n...on_NGO.pdf)
http://www.wwf.de/themen/waelder/papier/verbrauchertipps/ 1) 2) 3)



(2) Der Einsatz von Recyclingpapier ist gegenüber
der Verwendung von Frischfaserpapier stets vorzugswürdig. Das Umweltzeichen Blauer Engel ist dabei das empfehlenswerteste Siegel. Denn nur dieses Siegel garantiert, dass das Papier überwiegend aus Altpapier hergestellt wurde, welches zudem bereits in Umlauf war. Zusätzlich fordert der Blaue Engel die Erfüllung strengster Umweltkriterien bei der Papierherstellung, verbietet schädliche Chemikalien und stellt gleichzeitig sicher, dass dieses Papier höchsten Qualitätsanforderungen (wie z.B. Gebrauchstauglichkeit, Archivierbarkeit) gerecht wird. 4) 5) 6) 7)

Sind entsprechende Papiere nicht verfügbar, sollten Papiere mit hohen Recyclinganteilen bevorzugt werden.



(3) Soweit der Gebrauch von wiederverwertetem Papier im Einzelfall nicht möglich ist, muss Papier eingesetzt werden, das nachweislich aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Diesen Nachweis kann nur ein unabhängiges Forstzertifikat erbringen, das der Wahrung und Verbesserung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen der Forstbetriebe verpflichtet ist. Als glaubwürdiges Zertifikat empfehlen wir derzeit Frischfaserpapier mit dem Zeichen des Forest Stewardship Council (FSC). 8) 9) 10) 11) 12) 13)



(4) Papier, das nahe am Verwendungsort produziert wird, hat Vorrang gegenüber Papier, das fern vom Verwendungsort produziert wird. 14)



(5) Zwischen mehreren gleichermaßen geeigneten Papieren hat dasjenige den Vorzug, welches unter Verwendung nachhaltiger und ressourcenschonenden Energiequellen hergestellt wird. 15) 16) 17)



(6) Papier ist nach seinem Gebrauch sauber von anderen Wertstoffen getrennt der Wiederverwertung zuzuführen. Herstellungs-, Druck- und Veredelungsverfahren sind so zu gestalten, dass das Papier ohne schädliche Umwelt- und Gesundheitseinflüsse wiederverwertet werden kann. 18) 19) 20)

Die komplette Empfehlung inkl. aller Erläuterungen finden Sie im zugehörigen PDF-Download: http://www.mediamundo.biz/res/pdf/Papier...ion1.0.pdf



FSC- und PEFC-Zertifizierungen

Die Papierindustrie erwächst durch die Nutzung der Ressource Holz eine besondere Klimaverantwortung. Die Druckindustrie wiederum ist auf Papier für die Herstellung von Printprodukten angewiesen. Ein Interesse an der Verwendung zertifizierter Papiere liegt daher auf der Hand.

Unternehmen der Holz verarbeitenden Industrie können sich bei zwei Initiativen zertifizieren lassen: Forest Stewardship Council (FSC) und Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC). Grundlage beider Initiativen ist die Zertifizierung des Forstmanagements. Das garantiert die Qualität der Bewirtschaftung und beinhaltet als Kernpunkte die Mischwald-Wiederaufforstung, das Schonen des Waldbodens und wertvoller Waldbestände sowie der Schutz der in Wäldern lebenden Völker. Es reicht aber nicht, wenn nur das Papier zertifiziert ist, deshalb wird neben diesen Schutzmaßnahmen die gesamte Chain of Custody (CoC) lückenlos zertifiziert. Das reicht von der Herkunft des Rohmaterials bis hin zum Endverbraucher. Somit können beide Umweltsiegel nicht nur Papierfabriken, sondern auch an die Bedruckstoffsortimente und die anwendenden Druckereien vergeben werden.

Darüber hinaus haben neun Papierhersteller bzw. -händler eine eigene Initiative gegründet. Holmen, Klippan, M-real, Myllykoski, Norske Skog, Sappi Fine Paper Europe, Stora Enso, Trebruk und UPM-Kymmene statten nun jedes Papier mit einem Paper Profile aus, welches über die Lieferkette, das Umweltmanagement und alle zum Einsatz gekommenen chemischen Stoffe informiert.

Regelmäßig werden wir gefragt, welche Verantwortung der Medienproduktioner oder gar die grafische Industrie in Bezug auf die nachhaltige Papierauswahl hat. In diesem Zusammenhang arbeitet der f:mp. mit dem WWF zusammen und verweist somit auf die Studien und Dokumentationen, die beim WWF publiziert wurden.