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Zahlungsmoral im 1. Quartal 2011 auf Rekordniveau

Im ersten Quartal 2011 zahlten 86,5 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen zum vereinbarten Zeitpunkt.
Dun & Bradstreet | 17.05.2011
So stabil, wie sich das Wachstum zeigt, entwickelt sich auch die Zahlungsmoral in Deutschland. Im ersten Quartal 2011 zahlten 86,5 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen zum vereinbarten Zeitpunkt. Das ist ein weiterer Anstieg um 1,7 Prozentpunkte im Vergleich zum vierten Quartal 2010. Bei den Verzugstagen blieben die deutschen Unternehmen weiterhin unter der 9-Tage-Grenze. Im ersten Quartal 2011 lag der Zahlungsverzug durchschnittlich bei 8,2 Tagen. „Weder die Unruhen in Nordafrika noch die Schäden in Japan durch Erdbeben, Tsunami und Fukushima konnten dem Aufschwung in Deutschland bisher etwas anhaben“, erläutert Thomas Dold, Geschäftsführer bei D&B Deutschland, die aktuellen Entwicklungen. „Deutschland hat damit die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 hinter sich gelassen.“

Positiv wirkt hier weiterhin die starke Nachfrage aus dem Ausland nach deutschen Produkten. Zusätzlich begünstigt das derzeitige Zinsniveau weiterhin die Investitionen der Unternehmen. Das hat wiederum positive Effekte auf die Binnenkonjunktur und zusammengenommen führt es zu einer weiteren Entspannung am Arbeitsmarkt.
Negative Effekte durch die zum Teil sehr unklare Lage und Entwicklung in einigen arabischen Staaten wie Libyen, Ägypten oder Syrien oder die Katastrophe in Japan sind derzeit in Deutschland nicht spürbar. Der Einfluss Japans auf die Ex- und Importe Deutschlands ist nicht allzu groß. Es gibt zwar Branchen in Deutschland wie den Maschinenbau oder auch Autohersteller bzw. -zulieferer, die intensiver auf dem japanischen Markt aktiv sind. Jedoch ist der Aufschwung in Deutschland so robust, dass er mögliche Ausfälle weitgehend kompensieren kann.



Handwerk – auch hier kommt der Aufschwung an
Der Aufschwung in Deutschland ist so robust, dass auch die Handwerksbetriebe in Deutschland spürbar davon profitieren. Die deutschen Handwerksbetriebe liegen mit 85,9 Prozent vereinbarungsgemäß zahlender Unternehmen nur 0,6 Prozent unter dem deutschen Durchschnitt. Lag die Zahlungsmoral im Handwerk im ersten Quartal 2010 noch bei 80,0 Prozent stieg sie dem deutschlandweiten Trend folgend ebenfalls um fast sechs Prozentpunkte. Einzig bei den Verzugstagen gibt es einen kleinen Unterschied. Wenn Handwerker ihre Rechnungen verspätet zahlen, dann mit einem durchschnittlichen Verzug von 9,6 Tagen. Damit liegen sie etwa 1,5 Tage über dem deutschen Durchschnitt.



Sachsen verdrängt Baden-Württemberg von Platz 2
Erstmals seit Erhebung der Studie Zahlungsmoral hat es Sachsen geschafft, die Phalanx von Bayern und Baden-Württemberg auf den Plätzen 1 und 2 bei der Zahlungsmoral zu durchbrechen und Platz 2 einzunehmen. Trotz des besten Wirtschaftswachstums aller Bundesländer mit 5,5 Prozent im Jahr 2010 konnten die Unternehmen in Baden-Württemberg ihren zweiten Platz nicht halten. Die Unternehmen in Sachsen konnten auch mit deutlich geringerem Wachstum (plus 1,9 Prozent) ihre Zahlungsmoral kräftiger steigern als die Unternehmen aus dem Südwesten. Zu verdanken ist das dem starkem Export mit einem Zuwachs von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und auch 6 Prozent im Vergleich zu 2007, dem bisher besten Exportjahr Sachsens.
Am unteren Ende der Bundesländertabelle liegen weiterhin Berlin und Hamburg und mittlerweile auch Bremen. Die drei Stadtstaaten haben augenscheinlich schwer damit zu kämpfen, dass ihnen weiterhin vor allem zahlungskräftige Unternehmen wegbrechen oder weggebrochen sind. Allen drei Ländern fehlt es an Unternehmen, die getrieben durch den Export für Wachstum sorgen.

Ausblick: Wachstum 2011 stärker als erwartet, Zahlungsmoral weiter auf hohem Niveau
Die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erhöhten in ihrem Frühjahrsgutachten die Wachstumsprognose von 2,0 auf 2,8 Prozent für das gesamte Jahr 2011. Die D&B Länderrisiko-Experten trauen der deutschen Wirtschaft sogar ein Wachstum von 3,0 Prozent zu. Mit Blick auf diese positiven Aussichten wird sich auch die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen gesamt gesehen, positiv entwickeln. Und nicht zuletzt die gestiegene Binnennachfrage und die niedrige Arbeitslosigkeit werden dazu beitragen, dass sich auch in den strukturschwachen Regionen Wachstum einstellt und sich damit auch die Zahlungsmoral verbessert.
Bei aller Wachstumseuphorie bestehen jedoch auch Risiken für die deutschen Unternehmen. Deutschland ist derzeit das einzige Land der Eurozone, das mit einem Wachstum der eben beschriebenen Art aufwarten kann. Das durchschnittliche Wachstum der Eurozone wird auch 2011 mit 1,7 Prozent lediglich nur dem von 2010 entsprechen. Die Schuldenkrise Griechenlands und Portugals ist noch längst nicht ausgestanden. Daneben spüren Unternehmen aktuell schon zum Teil extrem gestiegene Rohstoffpreise. Bedarfssicherung steht beim Einkauf in Unternehmen in diesem Jahr wieder ganz oben auf der Themenliste.

Die komplette Studie finden Sie hier zum Download:
http://www.dnbgermany.de/media/2011-05-13_StudieZahlungsmoralQ1-2011.pdf