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Die Kunst der Vernetzung mit Künstlicher Intelligenz

KI-Forschung wird pragmatischer
Gunnar Sohn | 17.08.2012
Regelfreie und flüssige Kommunikation in losen und netzartigen Strukturen, das unadressierte Senden, Folger-Strukturen, Mikrokommunikation und Instant-Kommunikationsakte wie Gefällt mir-Entscheidungen sind Stichworte, die die asynchrone Kommunikation des Netzes beschreiben. Man kann es auch in den Worten von Gerhard Wohland, Leiter des Instituts für dynamikrobuste Höchstleistung http://www.xn--hchstleister-4ib.de, ausdrücken: „Es breitet sich eine Kommunikation unter Abwesenden aus. Das ist allerdings schon in der Antike so gewesen. Sokrates wetterte gegen die Schrift. Erst Platon hat aufgeschrieben, was Sokrates gesagt hat. Der hat den Braten gerochen. Wenn ich aufschreibe, was ich denke und was ich sage, dann kann sich jeder Hinz und Kunz darüber her machen“, sagt Wohland.

Diese Effekte werden sich auch auf die unternehmensinterne Kommunikation auswirken, bemerkt Süleyman Arayan, Vorstandschef des Softwareunternehmens Ityx http://www.ityx.de in Köln: „Im vernetzten Unternehmen sind die Mitarbeiter jederzeit über den Fortlauf ihrer Angelegenheiten und Projekte informiert. Nicht die Mitarbeiter suchen die Informationen – die Informationen finden die Mitarbeiter.” Es spiele keine Rolle mehr, ob eine Information per E-Mail, über soziale Netzwerke oder als Postdokument eingeht: Sie werde genau jenen Mitarbeitern verfügbar gemacht, für die sie relevant ist.

Der Übergang zum vernetzten Unternehmen könne nur erreicht werden, wenn sich der Fokus von der reinen Informationslogistik verabschiedet und die Inhalte in den Mittelpunkt rücken. Ityx verfolgt dabei nach eigenen Angaben einen sehr pragmatischen Ansatz der Künstlichen Intelligenz. Arayan spricht deshalb von einer „Neuen Künstlichen Intelligenz“: „Sie leistet ihren Beitrag, indem sie das Verhalten der Mitarbeiter bei der Bewertung und Verwertung schriftbasierter Informationen erlernt. Die Neue Künstliche Intelligenz erweitert den klassischen Geschäftsprozess um das Verständnis der Inhalte. So stellen die Verfahren automatisch einen Kontext her zwischen der neuen Information, den beteiligten Mitarbeitern und den bereits vorhandenen Daten.“

KI-Forschung wird pragmatischer

Die Machbarkeitsphantasien der KI-Forschung seien einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen. „Durch die Leistungssteigerung der Computer ist es inzwischen möglich, mit neuronalen Netzen Funktionen des Gehirns nachzuahmen. Funktionen, für kein Bewusstsein benötigt wird. Als Lernumgebung sind Aufgaben nötig, die von geübten Könnern ebenfalls ohne Bewusstsein erledigt werden können. Etwa die Zuordnung eines freien Textes zu einem Stichwort, wobei der Text dieses Stichwort nicht enthalten muss“, erläutert der Ityx-Chef.

Diese Systeme würden also keine „Künstliche Intelligenz“ in der klassischen Definition bauen. „Es entstehen digitale Strukturen, die denen des Gehirns so ähnlich sind, dass sie, nach Training in geeigneter Umgebung, ähnlich operieren wie ein Gehirn“, so Arayan. Ein System der Neuen Künstlichen Intelligenz verstehe also nicht die Texte, dazu wäre Bewusstsein nötig, sondern es beschränkt sich auf das Nachahmen des Erkennens.

Mit traditionellen technischen Systemen könnten natürliche Vorbilder erst dann genutzt werden, wenn man sie versteht. Mit Systemen der Neuen Künstlichen Intelligenz könne auch Unverstandenes nachgeahmt werden. Sie könnten deshalb in Dimensionen vordingen, die den konventionellen Technologien verschlossen sind. Das sei eine moderne Form der Simulation.

Überholen ohne einzuholen

Um Künstliche Intelligenz richtig einzuordnen, schlägt Professor Hans Uszkoreit vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) http://www.dfki.de/~hansu den alten DDR-Slogan „Überholen ohne einzuholen“ vor: „Das ist der Trick. Wir laufen den Besten nicht hinterher. Wir überholen ihn, ohne ihn einzuholen. Der Teil mit dem ‚nicht einholen‘ hat auch in der DDR prima geklappt. Wenn man den Slogan richtig interpretiert, ist auch was dran. Wir wollen den Menschen übertreffen, ohne ihn auch nur annähernd zu erreichen.“

Maschinen könnten Millionen von Dokumenten nach komplexen Mustern durchsuchen, ohne dabei einzuschlafen. „Da könnte ich keinen Menschen dransetzen. Die Maschine kann einigermaßen akzentfrei in 20 Sprachen Texte vorlesen oder ist in der beim Educational Testing Service in der Lage, tausende Essays in einer Stunde zu bewerten. Beim Schachspielen und Jeopardy ist der Computer besser. Er kann 57 Sprachen leidlich übersetzen. Spannend ist es jetzt, uns Menschen so zu erweitern, dass wir Dinge machen können, die vorher nicht möglich waren - durch technische Vorteile der Maschinen in Perzeption, Gedächtnis, Geschwindigkeit, Ausdauer, Sprach- und semantische Technologien“, erläutert Uszkoreit. Diese Fähigkeiten ermöglichen die nahtlose, mühelose und neue Zusammenarbeit mit Computern. Kognition und Sinne des Menschen werden verbessert.

Blogpost unter: http://ichsagmal.com/2012/08/16/die-kunst-der-vernetzung-mit-kunstlicher-intelligenz/