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Nach Beinahe-Rezession Optimismus für 2019

Rückgang der Industrieproduktion. Automobilindustrie nur zum Teil wieder aufgeholt. Doch binnenwirtschaftliche Antriebskräfte stark.
ifo Institut | 14.02.2019
© Unsplash / Chuttersnap
 
„Die deutsche Wirtschaft ist 2018 nur ganz knapp einer Rezession entgangen.“ Mit dieser Einschätzung hat der ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser reagiert auf die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. „Maßgeblich für die deutliche Abkühlung der Konjunktur ist die deutsche Industrie, die sich im zweiten Halbjahr 2018 tatsächlich in einer Rezession befunden haben dürfte“, sagte Wollmershäuser weiter. Der starke Rückgang der Produktion in der Automobilindustrie im dritten Quartal sei im vierten Quartal nur zu einem geringen Teil wieder aufgeholt worden. Außerdem sei zum Jahresende die Produktion in allen anderen wichtigen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes geschrumpft.

„Für 2019 ist eine gesamtwirtschaftliche Rezession ist allerdings nicht in Sicht, da die binnenwirtschaftlichen Antriebskräfte weiterhin intakt sind“, sagt Wollmershäuser weiter. Die Beschäftigung wird in diesem Jahr wohl ihren Rekordwert vom Vorjahr übertreffen. Gleichzeitig dürften Lohnsteigerungen, Steuer- und Abgaben-Entlastungen sowie eine Ausweitung der Transfer-Leistungen für ein dickes Einkommensplus bei den Haushalten sorgen. „Zusätzlich weitet der Staat seine Ausgaben für Investitionen und Verteidigung aus, so dass der Impuls in diesem Jahr bei insgesamt 24 Milliarden Euro liegen dürfte.“ Schließlich dürfte die Baukonjunktur aufgrund der weiterhin niedrigen Zinsen lebhaft bleiben. Insgesamt aber werde das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr wohl niedriger ausfallen als im Vorjahr.

Wollmershäuser ergänzte zu 2018, zwar hätten die Warenexporte der deutschen Industrie im vierten Quartal wieder etwas zulegen können. Auf Jahressicht sei das Ergebnis allerdings enttäuschend, da die realen Ausfuhren im Verlauf weitgehend unverändert geblieben seien. „Hierzu dürfte vor allem die Abschwächung der Weltkonjunktur beigetragen haben, die durch zahlreiche wirtschaftspolitische Ereignisse wie den Zollstreit und den Brexit unter Beschuss geriet. Aber auch hausgemachte Probleme insbesondere in der deutschen Automobilindustrie, die im Zusammenhang mit neuen Abgasstandards standen, dämpften die Konjunktur spürbar.“

Die Wertschöpfung in den eher binnenwirtschaftlich orientieren Dienstleistungsbereichen (einschließlich Handel) und im Baugewerbe dürfte zum Jahresende zugelegt und den Rückgang im Verarbeitenden Gewerbe kompensiert haben. Insgesamt habe die deutsche Konjunktur damit ihren Hochpunkt, den sie zu Beginn des vergangenen Jahres erreicht hat, hinter sich gelassen und sei in einen Abschwung geraten, in dem die Überauslastung der Produktionskapazitäten zurückgehe, sagte Wollmershäuser.