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Auswanderer – Die Verantwortung der Politik gegenüber den Leistungsträgern

Ursachen und Hintergründe für die Entscheidung der Auswanderer und die Rolle der Politikauf diese Entscheidung
Markus Konrad | 25.10.2006
In den letzten Jahren verließen ca. 150.000 Menschen jährlich Deutschland um in einem anderen Land zu leben. Jedes Jahr, wenn diese Zahlen veröffentlicht werden, geht ein „Aufschrei“ durch die betroffenen sozialen Organisationen, um dem Einhalt zu gebieten, um wenigstens den motivierten Menschen, die ihre Heimat verlassen wollen und diesen Schritt noch nicht vollzogen haben, eine Perspektive für das Bleiben zu geben. Abgesehen von gegenseitigen Schuldzuweisungen ist von diesen Diskussionen bisher nichts übrig geblieben.
Der Grund, warum viele Menschen Deutschland den Rücken zuwenden ist vom Prinzip her mit einer zerrütteten Ehe zu vergleichen: Man lebt nebeneinander her, hat sich nichts mehr zu sagen – man meint, nicht mehr die gleiche Sprache zu sprechen, fühlt sich ignoriert und unverstanden, sieht keine Perspektive mehr miteinander, man fühlt sich ausgenutzt, enttäuscht und betrogen, man blutet innerlich aus. Der erlittene Schmerz wird schließlich so groß, dass man auf alle Sicherheiten, die man sich im Laufe der Ehe erschaffen hat, verzichtet. Es gibt nur noch den einen Gedanken – nichts wie weg – um in Freiheit und alleine auf sich gestellt nochmal von vorne anzufangen. Und dies obwohl man auf das Netz und den doppelten Boden als Sicherheit verzichten muss.
Genau dieses Beispiel der zerrütteten Ehe zeigt auch, warum diese Diskussionen im Sand verlaufen müssen: Es ist ein Berg an Veränderungen zu bearbeiten und zu bewältigen um diesen Menschen in Deutschland eine Perspektive zu geben, dem sich die meisten Verantwortlichen in unserer Politik nicht stellen wollen und können – genauso wie in einer zerrütteten Bezeihung wenn sich ein Partner nur im Wahren von Besitzständen verwirklichen kann und der andere sich nach neuen Aufgaben und Herausforderungen sehnt. Scheinbar erzielte Einigungen sind nicht mehr als Lippenbekenntnisse da die Standpunkte der Parteien bereits zu weit auseinander getriftet sind.
Das Fehlen des Netzes und des doppelten Bodens gibt denen, die den Mut zu dieser Veränderung hatten, den notwendigen Adrenalinstoß um die neue Situation zu meistern und sich eine neue Existenz aufzubauen.
Wer die Gewinner in dieser Geschichte sind, ist unschwer zu erkennen. Denn neben der eigentlichen Person die ausgewandert ist, profitiert natürlich auch das Zielland von diesem Motivationsschub.
Der Verlierer hingegen wird sich weiter im Verwalten des Mangels üben müssen und wird sich so seine eigene Wahrheit selbst bestätigen: Perspektivlosigkeit und Neid durch sein gekränktes Ego weil die anderen sich alle gegen ihn verschworen haben und ihn mit seinen Problemen alleine lassen. Sämtliche Apelle, wie wir sie jetzt von den Institutionen hören, die an die soziale Verantwortung und die Vernunft der Entscheidungsträger appellieren, haben diesen Hintergrund. Sie sind nicht mehr als ein hilfloses Betteln des Verlierers.
In diesem Artikel habe ich von Auswanderern geschrieben. Ersetzen Sie das Wort Auswanderer durch: „Auslagerung der Produktion“ oder „Internationalisierung der Wirtschaft“. Die Ergebnisse sind die Gleichen!
Bis Deutschland wieder dort ist wo es hingehört – an die Spitze der Industrienationen – ist noch ein langer und steiniger Weg zu gehen. Wenn wir heute anfangen diesen Weg zu gehen, kann erst die nächste Generation davon profitieren. Alternativen dazu gibt es aber keine.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Markus Konrad
Internet: http://www.maerkhe.de
E-Mail: Mark@maerkhe.de