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Ja statt Nein: Europas Verwaltungen auf dem Weg vom Bremser zum Treiber

Vor allem das E-Government-Potenzial sehen viele Regierungen der EU noch nicht ausgeschöpft
Die öffentliche Verwaltung in der EU plant, Unternehmen und Bürger stärker zu unterstützen. Beispiel Spanien: Wenn Behörden bei Anträgen von Firmen und Personen nicht in einer bestimmten Frist antworten, lautet die Standardantwort automatisch "Ja" und der Antrag ist bewilligt. Auf diese Weise wollen sich die Verwaltungen vom Bremsklotz zum Treiber entwickeln. Andere Länder haben ähnliche Initiativen gestartet. Das ergibt die europaweite qualitative Untersuchung "Beyond Efficiency: Public Administration Transformation" der Steria Gruppe, für die hochrangige Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung befragt wurden.

Vor allem das E-Government-Potenzial sehen viele Regierungen der EU noch nicht ausgeschöpft und handeln entsprechend. In Spanien übermitteln Bürger Dokumente und Daten nur einmal an die Verwaltung. Andere öffentliche Stellen in anderen Verfahren greifen hierauf zurück, ohne dass der Bürger erneut tätig werden muss. "Durch diese Form des Data Brokering eliminieren die Verwaltungen beispielsweise Duplikate von Ausweiskopien. Für Unternehmen und Bürger vereinfacht sich das Verfahren, und gleichzeitig entlasten die Behörden die eigenen Daten- und Dokumentenhaushalte", sagt Axel Drengwitz, Experte für E-Government und Open Government von Steria Mummert Consulting.

Für ihr Ziel einer unterstützenden Verwaltung setzen Behörden häufiger auf die Impulse aus der Privatwirtschaft. In Dänemark wurde beispielsweise Mindlab (http://www.mind-lab.dk/en) geschaffen. In diesem neutralen Think Tank entwerfen Behörden, Wirtschaft und Bürger gemeinsam Innovationen und Konzepte, wie Leistungen der öffentlichen Verwaltung erbracht werden sollen. "Koproduktion von Leistungen im Sinne des Bürgers heißt der neue Imperativ in den öffentlichen Verwaltungen. Unternehmen verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz im Aufbau wertvoller Beziehungen zu Zulieferern, um gemeinsam neue Ideen und innovative Dienste zu kreieren", so Drengwitz.

In Deutschland gibt es ebenfalls erfolgreiche Ansätze für mehr Koproduktion zwischen Verwaltung und Bürger. Noch scheitern allerdings viele Ideen und Anwendungen für neue Konzepte an organisatorischen, rechtlichen und kulturellen Hürden. Organisationskonzepte wie die der Koproduktion greifen in den Augen vieler Mitarbeiter und Führungskräfte in Behörden stark in traditionelle Arbeitsweisen ein. Initiativen wie "Bei Anruf Licht", der Landeshauptstadt München und weiter fortgeschrittene Dienste wie der "Maerker Brandenburg" belegen jedoch, dass die produktive, offene Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern mit traditionellen Organisationsformen der öffentlichen Verwaltung vereinbar sind.

"Koproduktion ist eines von vielen Instrumenten. Es liefert den besten Erfolg für mehr Teilhabe und Transparenz, wenn es mit anderen Maßnahmen zusammen umgesetzt wird, beispielsweise mit der Öffnung von Daten der Verwaltung für Wirtschaft und Bürger. Von entscheidender Bedeutung ist deshalb, Collaboration-Projekte in ein Gesamtkonzept für die Umsetzung von Open Government einzubetten", sagt Axel Drengwitz von Steria Mummert Consulting.

Hintergrundinformationen

Für die von Global Futures and Foresight (GFF) im Auftrag der Steria Gruppe durchgeführte Untersuchung wurden 62 hochrangige Verwaltungsbeamte in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Norwegen und den Niederlanden nach ihrer Einstellung zur Zukunft der öffentlichen Verwaltungen befragt. Die Studie wurde im Februar und März 2012 in einer Kombination von E-Mail- und Telefonbefragungen durchgeführt.

Die komplette Untersuchung steht in englischer Sprache kostenlos als Download bereit unter http://www.steria.com/beyondefficiency/