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"Das Alte bleibt, das Neue wächst"

Zukunftsgipfel: Digitalisierung und Individualisierung - Verdrängt die neue "Technokultur" die Massenmedien?
München – „Das Alte bleibt, das Neue wächst.“ Mit dieser Formel beschrieb der renommierte Media-Fachmann Michael Bohn, Geschäftsführer von ZenithOptimedia, die Entwicklung der Medien im digitalen Zeitalter. Auch die anderen Experten beim Zukunftsgipfel der 20. MEDIENTAGE
MÜNCHEN zeichneten das Bild einer Medienlandschaft im Wandel, die zwar durch neue inhaltliche Trends und moderne Vertriebsformen geprägt sein werde, jedoch nach wie vor die Unterhaltungs- und Informationsbedürfnisse der Konsumenten befriedige.
Michael Bohn prophezeite in seiner Rede die beschränkte Haltbarkeit der These vom „Content als King“. Der Geschäftsführer der Düsseldorfer Mediaagentur sieht für die nahe Zukunft sowohl Netze als auch Technologien im Zentrum der Medienlandschaft. Nach seinen Prognosen würden die traditionellen Massenmedien zwar an Reichweite verlieren und manche sogar ganz vom Markt verschwinden. Die Bedeutung der übrig bleibenden „Leuchttürme“ werde dadurch jedoch eher wachsen. Da die Werbung den Nutzern folge, erwartet Bohn bis 2016 einen Anteil der neuen Medien am gesamten Werbekuchen in Höhe von etwa vierzig Prozent. In seiner einleitenden Präsentation beschrieb Arthur Bastings, Executive Vice President von Discovery Networks, die Entwicklung seines Medienhauses vom reinen Inhalteproduzenten zum breit aufgestellten Multimedia-Anbieter. „Wir erproben Neues, ohne das Traditionelle zu untergraben“, berichtete der Manager, der für die Märkte in Europa, den nahen Osten und Afrika zuständig ist.

Ein Beispiel für die vielfältigen Aktivitäten von Discovery ist der soeben im Internet gestartete deutsche Breitband-Service. Aus dem Bereich des Abonnementfernsehens kommend, hat das USUnternehmen nun den Free-TV-Markt und regionale Angebote ins Visier genommen. Bastings räumte allerdings ein, noch nicht „den Königsweg“ gefunden zu haben. Seiner Meinung nach werden sich die Anbieter künftig aus mehreren, kleineren Erlösquellen finanzieren. Angesichts der Tatsache, dass sich die Verbraucher zunehmend ihr Medienmenü auf Abruf selbst zusammenstellen, sei es eine Herausforderung, ein hohes Niveau redaktioneller Qualität zu erhalten.

In der nachfolgenden Diskussion, die von n-tv-Redakteurin Leo Busch moderiert wurde, warnte Christiane zu Salm: „Unterschätzen Sie die Lernfähigkeit der Medienmacher nicht!“ Die Vorsitzende des Aufsichtsrats der Münchner Firma FON, die ein globales Hot-Spot-Netz auf Wireless LANBasis errichten will, bezeichnete die derzeitige Situation als „superspannend“, da Experimente möglich seien. Den traditionellen Medienhäusern werde es gelingen, neue Trends wie User generated Content sinnvoll in die redaktionellen Angebote einzubinden. Dr. Marcus Englert, Direktor Diversifikation bei der ProSiebenSat.1 Media AG, zeigte auf, wie traditionelle Angebote mit den interaktiven Möglichkeiten der digitalen Medien verbunden werden könnten. Die Kunst sei es allerdings,
den richtigen Mix zu erstellen.

Auch RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel hob die Innovationskraft der Medienmacher hervor und schilderte, wie sich durch die Digitalisierung die Arbeitsgebiete und -methoden der Journalisten geändert haben. Kloeppel kündigte an, dass RTL den Bereich Neue Medien mit Podcasts und anderen Angeboten weiter ausbauen werde. Bereits von Grund auf mit dem Internet vernetzt ist die neue Tageszeitung „Österreich“, die nach Angaben von Gerd Edlinger sehr erfolgreich gestartet ist. Der geschäftsführende Redakteur bei Fellner Medien betonte, Produktion und Aufbereitung von Inhalten seien das Kerngeschäft der Medienhäuser. Die Macher dürften sich neuen Angeboten nicht verschließen, aber die Tageszeitung bleibe ein reichweitenstarkes Medium. Christoph Keese, Chefredakteur der Welt am Sonntag, sieht die Zeitungsmarken nicht nur an die Drucktechnik gebunden und sagte ein größeres Engagement von Printmedien im Internet voraus. Mit Blick auf die von Amateuren erstellten Inhalte des Web 2.0 postulierte Keese: „Niemand ist so gut wie eine trainierte und professionelle Redaktion.“ Christoph Mohn hielt dagegen, die neuen Bürgermedien und Community-Portale im Internet dürften nicht unterschätzt werden. Der Geschäftsführer von Lycos Europe bezeichnete das World Wide Web als „größtes und bedeutendstes Massenmedium“, das in seiner Entwicklung noch ganz am Anfang stehen würde.

Veranstalter des Kongresses der MEDIENTAGE MÜNCHEN sind die DVB Multimedia Bayern GmbH und gotoBavaria, eine Abteilung des FilmFernsehFonds Bayern. Die MEDIENTAGE MÜNCHEN werden unterstützt von der Bayerischen Staatskanzlei und der Bayerischen Landeszentrale
für neue Medien (BLM).

Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.medientage.de.
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Über Medientage München GmbH

Die Medientage München GmbH ist Veranstalter der MEDIENTAGE MÜNCHEN sowie weiterer hochkarätiger Fachveranstaltungen. www.medientage.de