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Kreditinstitute 2008: Kampf um Marktanteile voll entbrannt

In den vergangenen Wochen ist die internationale Finanzkrise wieder in den Vordergrund gerückt: Institute mussten auch im zweiten Geschäftsquartal Abschreibungen vornehmen oder ihre Gewinnerwartungen zurücknehmen. 32 Prozent der Banken stellen die direkten und indirekten Folgen der Finanzkrise vor Herausforderungen. Mögliche finanzielle Belastungen werden sich insbesondere bei den Kreditbanken auf die Investitionsfähigkeit auswirken. Den Instituten bleibt insgesamt wenig Handlungsspielraum, der Krise aktiv zu begegnen. Deshalb gilt ihr Augenmerk vor allem dem Ertragsdruck infolge zunehmender Konkurrenz. Den verschärften Wettbewerb betrachten die Banken als größte Herausforderung. Jedes zweite Institut sieht sich durch die Konkurrenz massiv bedrängt. Drei Viertel der Institute rechnen damit, dass ihnen durch neue Anbieter Marktanteile streitig gemacht werden. Entsprechend skeptisch blicken die Unternehmen in die Zukunft: Knapp jede dritte Bank erwartet, dass sich ihr Geschäft in den kommenden drei Jahren schlechter als die Gesamtwirtschaft entwickeln wird. Dies ergab die Studie „Branchenkompass 2008 Kreditinstitute“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

Wurde der Wettbewerb früher vor allem im Firmenkundengeschäft ausgetragen, erhöhte sich der Druck in den vergangenen Jahren auch im Privatkundengeschäft stetig. Neue Marktteilnehmer wie Internetbanken, Auto- und Einzelhandelsbanken, aber auch ausländische Institute kämpfen vor allem mit Sonderkonditionen wie attraktiven Zinsangeboten oder gebührenfreien Leistungen um die Gunst der Kunden. Entsprechend geraten die Margen und damit auch die Ergebnisse unter Druck. 30 Prozent der Institute sehen in der Gewinnsicherung derzeit eine der größten Herausforderungen.

Neue Geschäftsfelder sollen dazu beitragen, die Erträge der Institute zu sichern. Im Privatkundengeschäft zeichnet sich ein Trend zum Ethnomarketing ab. Mehr als zwei Drittel der Befragten erwarten, dass das Geschäft mit ethnischen Zielgruppen wichtiger werden wird. Einige Banken haben bereits Initiativen gestartet, um mit besonderem Marketing und speziell ausgebildeten Mitarbeitern zum Beispiel türkischstämmige Kunden bedarfsgerechter zu bedienen.

Speziell für religiös orientierte Kunden aus islamischen Ländern sind Finanzprodukte konzipiert, bei denen der islamischen Lehre entsprechend Renditen ohne Zinszahlungen erwirtschaftet werden. Mit solchen Produkten wollen die Banken sowohl auf dem deutschen als auch auf dem internationalen Markt neue Kundenschichten erschließen. Knapp ein Drittel der Befragten erwartet, dass das so genannte Islamic Banking mittelfristig wesentlich wichtiger werden wird.

Im Firmenkundengeschäft wird sich der Trend zu alternativen Finanzierungsformen fortsetzen. Leasing, Factoring, Mezzaninekapital, Private Equity und Asset-Backed Securities werden weiter an Bedeutung gewinnen, davon sind 82 Prozent der Befragten überzeugt. Mit eigenen Angeboten wollen sich die Banken gegen den Wettbewerb unabhängiger Finanzdienstleister wehren und die Wertschöpfung im Firmenkundengeschäft verbessern.

Zugleich zeichnet sich ein weiterer Trend ab: Kredite werden zunehmend zu einem Bestandteil von Paketlösungen. Privat- oder Firmenkunden erwerben die Kredite dabei nicht mehr separat, sondern im Rahmen einer Waren- oder Dienstleistungstransaktion. Der Kreditnehmer rückt in den Hintergrund, das Projekt – bei Firmenkunden zum Beispiel der Bau einer Windkraftanlage – oder ein großes Immobilienvorhaben wird vorrangig betrachtet. Knapp drei Viertel der Banken streben entsprechende Vertriebsmodelle an.

Hintergrundinformationen
Die aktuelle Studie "Branchenkompass 2008 Kreditinstitute" von Steria Mummert Consulting entstand in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut. In einer Topentscheiderbefragung informierten 100 Führungskräfte aus 100 der größten Kreditinstitute Deutschlands über ihre Investitionsziele und ihre Marktpolitik bis 2011. Zusätzlich interviewte das F.A.Z.-Institut 14 Entscheider der größten Banken Österreichs.


Kontakt:
Jörg Forthmann
Faktenkontor
Tel.: +49 (0) 40 22703-7787
E-Mail: joerg.forthmann@faktenkontor.de