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Mehr Respekt vor dem Nutzer

(K)ein Grund zum Feiern! Am heutigen Europäischen Datenschutztag (Data Privacy Day) denken die meisten vor allem an die unliebsame DSGVO.
Christian Bennefeld | 28.01.2021
Mehr Respekt vor dem Nutzer © freepik / monsterstudio
 

(K)ein Grund zum Feiern! Am heutigen Europäischen Datenschutztag (Data Privacy Day) denken die meisten vor allem an die unliebsame DSGVO. Denn seit sie vor fast drei Jahren in Kraft getreten ist, hat die Rechtsnorm vielen Unternehmen große Sorgen und Mühen bereitet – und das tut sie auch heute noch. Zugleich stellt man auf Bürger-Seite kaum Verbesserungen fest, sondern eher noch neue Hindernisse: beispielsweise die zunehmende Verbreitung von Cookie-Bannern, die heute mindestens elf von zehn Nutzern unglaublich nerven.  

Die ursprünglich gute Idee der EU, den Nutzer selbstbestimmt entscheiden zu lassen, wer welche seiner Daten erhält, wird heute von den Unternehmen ad absurdum getrieben. Denn statt einer informierten und freiwilligen Einwilligung, wird der Surfer zu einer Generalgenehmigung genötigt, ohne dass er real Einfluss auf die Datenweitergabe hat. Dies liegt nicht in der mangelhaften Implementierung der Gesetzesvorgaben, sondern an der schlichten Gier der Unternehmen, den Nutzer weiter auszuspionieren und mit seinen Daten Geld zu verdienen, wie schon vor der DSGVO.

Denn durch sogenanntes Nudging – also die psychologisch geschickte Gestaltung der Einwilligungsbanner mit großem „Alles akzeptieren“ und kaum lesbaren oder gar fehlenden „Alles ablehnen“-Links – führen Websitebetreiber die Nutzer bewusst in die Irre. Darüber hinaus werden zahlreiche Datensammler, wie etwa Real-Time-Bidding oder Tracking-Systeme, von den Betreibern jetzt einfach als „zwingend notwendig“ deklariert, die sich dann gar nicht erst abwählen lassen. Klar, dass die Aufsichtsbehörden hier vermehrt einschreiten werden. Allerdings werden Verbraucher die Irreführung wohl noch einige Jahre ertragen müssen.

Was vielen Unternehmen heute schlicht fehlt, ist der Respekt vor dem Nutzer. Besonders im Internet schlägt die Gier nach Informationen allen Anstand. Unternehmen scheinen ihre Nutzer für dumm verkaufen zu wollen und verspielen dabei zunehmend und wissentlich deren Vertrauen – Gesetze hin oder her.

Zum Glück vollzieht sich nun langsam ein Wandel und Umdenken zu einem respektvollen Umgang mit Nutzer-Daten. So respektiert beispielsweise das Preisvergleichsportal geizhals.de bereits die von Datenschutz-sensiblen Surfern genutzte „Do-Not-Track“-Einstellung des Browsers. Statt eines trickreich gestalteten Consent-Banners bekommt der Nutzer nur den kurzen Hinweis, dass keine Daten erfasst werden. So kann er ohne nervige Cookie-Banner das Vergleichsportal nutzen und erfährt ein völlig neues, ungehindertes Surferlebnis. Diese positive Nutzererfahrung schafft Vertrauen – und vor allem Kundenbindung in einem hoch kompetitiven Umfeld, denn der Wettbewerber ist nur einen Klick entfernt.

Unternehmen sind daher gut beraten, heute nicht nur über die Einhaltung der Datenschutz-Vorgaben und den Einsatz rechtskonformer Tools nachzudenken, sondern vor allem wieder eins in den Fokus zu rücken: den Respekt vor dem Nutzer.