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Die gespaltene Beziehung der Generation Z zu KI: Zwischen Begeisterung und Bedenken

Für Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, sich bewusst zu machen, dass KI die Lebenswelt der Gen Z auf breiter Ebene beeinflusst
Maria Madert | 21.11.2023
© freepik
 

In einer Welt, die von Innovationen und Technologien geprägt ist, könnte man annehmen, dass die Generation Z als die wahren digitalen Natives Künstliche Intelligenz mit offenen Armen empfängt. Doch die Realität zeigt, dass die Reaktionen vielschichtig und teils überraschend sind. Wie genau diese Begeisterung und Besorgnis der Gen Z gegenüber KI aussieht und was Unternehmen in diesem Kontext tun können, wird im Folgenden geklärt.

Begeisterung für KI

Der "Ai Yearbook Trend" verdeutlicht die spielerische Anwendung von KI, die insbesondere von jungen Nutzer*innen gefeiert wurde. Die Smartphone-App EPIK ermöglicht es, in die 1990er zurückversetzt zu werden – und das als amerikanische Highschoolschüler*innen! Dazu müssen der App nur acht bis zwölf Selfies zur Verfügung gestellt werden. Die Begeisterung für den Retro-Trend war gewaltig, und Instagram sowie TikTok wurden mit KI-generierten Jahrbuch-Bildern überschwemmt. Und das trotz Bezahlschranke. So haben iPhone-Nutzer*innen 6,99 Euro zahlen müssen, um 60 Bilder bei einer Wartezeit von bis zu zwei Stunden zu erhalten. Unter dem Hashtag #aiyearbook sind zahlreiche Beispiele zu finden. Der Trend zeigt: Die junge Generation nutzt KI begeistert und ist bereit, dafür zu zahlen.

 

Jenseits von Social-Media-Trends unterstreicht eine kürzlich durchgeführte Umfrage im Auftrag von "congstar" und "share" die breite Nutzung von KI in der jungen Generation. 68 Prozent der Schüler*innen, Auszubildenden und Studierenden haben demnach ChatGPT oder ähnliche auf KI-basierende Tools bereits bewusst für Hausaufgaben oder Studienarbeiten eingesetzt.

 

Ein weiteres Phänomen, das die Begeisterung für KI deutlich macht, ist die innovative Wissenssuche. Aufgewachsen mit Technologie-Anwendungen hat die Gen Z das Prompten quasi im Blut. So wird Chat GPT aktiv als Suchmaschine genutzt! Sie wissen demnach, dass eine präzise Frage mit einer ebenso präzisen Antwort belohnt wird. Dies führt zu einer Zeitersparnis, die eine herkömmliche Google-Suche nicht bieten kann. Dennoch sollte betont werden, dass gerade KI-Bots keine fehlerfreie Alternative darstellen.

Besorgnis

Obwohl die Generation Z gerne auf KI-Trends aufspringt und sie in ihrem täglichen Leben nutzt, steht sie der Technologie auch kritisch gegenüber. Dies wird besonders deutlich anhand der neuesten Veröffentlichung von Meta. Was zunächst wie ein Volltreffer klingt: Stars sind durch KI zum Greifen nah – wird kritisch gesehen. Worum geht es?

 

Meta hat eine KI-Chatbot namens Billie eingeführt, die auf Instagram das Erscheinungsbild von Kendall Jenner annimmt und es Nutzer*innen ermöglicht, interaktive Gespräche zu führen. Der Instagram Account verzeichnet momentan 239k Follower*innen. Die Chat-Funktion ist zwar erst in den USA nutzbar, trotzdem äußern sich insbesondere junge Menschen kritisch gegenüber Metas Innovation: “Creepy” schreibt eine Nutzerin und erhält über 10.000 zustimmende Likes. Dies ist nur eins von vielen Negativbeispielen. Neben Kendall Jenner finden sich weitere Accounts auf der Plattform z.B. von Rapper Snoop Dogg, der als Dungeon Master vertreten ist.

 

Die Kritik der Generation Z an KI äußert sich aber nicht nur in Kommentarspalten. Fast 30 Prozent der Generation Z befürchten, dass sie durch den KI-Einsatz ihren Job verlieren könnten, so eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von eco - Verband der Internetwirtschaft e.V. Anfang November 2023 durchgeführt hat. Die Bedenken der Generation Z spiegeln sich hier insbesondere im Hinblick auf Junior-Level-Aufgaben wider. Die Angst liegt darin, dass durch die Automatisierung von Einstiegsaufgaben durch KI-Systeme nicht nur eine mögliche Entwertung dieser Positionen entstehen könnte, sondern auch die Karriereentwicklung und Lernmöglichkeiten für junge Fachkräfte beeinträchtigt werden. Folglich betrachten junge Menschen KI als potenzielles Hindernis für ihre berufliche Zukunft.

 

Was bedeutet das für Unternehmen?

Für Unternehmen ist es von entscheidender Bedeutung, sich bewusst zu machen, dass KI die Lebenswelt der Gen Z auf breiter Ebene beeinflusst, sei es in Bezug auf Social-Media-Trends oder in der Angst, in Zukunft keinen Job zu haben. Die bestehende Besorgnis kann insbesondere durch gezielte Aufklärung abgemildert werden. Unternehmen können Bildungsinitiativen starten, um die Generation Z über die Funktionsweise von KI aufzuklären. Dies kann durch Schulungen, Webinare oder informative Ressourcen erfolgen.

 

Weiterhin könnten kurze, teamübergreifende KI-Updates eingeführt werden, die wöchentlich stattfinden. Außerdem ist es wichtig, die Nutzung von KIs aktiv zu fördern. So werden Tools aufgrund einer Bezahlschranke oft nicht ausprobiert. Genau hier können Unternehmen ansetzen und Budget freigeben, um die KI der Wahl auszuprobieren. Wer noch ein Stück weiter gehen will, kann daraus einen unternehmensinternen Wettbewerb für junge Mitarbeitende machen. So fühlen sich Personen gehört und motiviert, sich zum einen selbst weiterzubilden, aber auch die ideale KI zu finden, die dem Unternehmen weiterhelfen kann.

 

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, auf die Sorgen der jungen Menschen einzugehen. Im ersten Schritt ist es dennoch wichtig zu verstehen, dass sich die Generation in vielen unterschiedlichen Lebensabschnitten befindet. So gehen die Gen Z´ler noch zur Schule, bestreiten ihre Ausbildung oder starten gerade in das Berufsleben. Eine neue Technologie kann in diesen jungen Jahren besorgniserregend wirken, insbesondere wenn noch nicht viele Entwicklungen miterlebt wurden. Gerade deswegen ist es entscheidend, in der Zukunft auf die Befürchtungen der jungen Menschen einzugehen, Verständnis zu zeigen und als Unternehmen aufzuklären und damit Sicherheit zu geben. Gleichzeitig sollte die Generation in Bezug auf KI nicht unterschätzt werden, denn sie nutzen die Innovationen bereits aktiv - sei es auf Social Media oder im Alltag.