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Handelsblatt, Kolumne "Mensch, Marke!" vom 03.07.2009: Poggenpohl-Vorbild Elmar Duffner

Die Kolumne "Mensch, Marke!" im Handelsblatt, geschrieben von Jon Christoph Berndt, ist vom 03.07.09 und handelt von...
Jon Christoph Berndt | 11.11.2009
Die Kolumne "Mensch, Marke!" im Handelsblatt, geschrieben von Jon Christoph Berndt, ist vom 03.07.2009 handelt von Poggenpohl-Vorbild Elmar Duffner.

Zu einer Luxusmarke gehört doch wohl ein alphatierischer Unternehmenslenker, der all das Glitzernde standhaft und hörbar vertritt – im Dreireiher fürs Büro, in der First Class nach Hongkong, bei Riesengambas zum Lunch! Beim Premium-Küchenhersteller Poggenpohl sieht das der Geschäftsführer anders: Elmar Duffner, seit 2002 dabei. Mit ihm hat sich der Umsatz um knapp 70 Prozent erhöht. Dabei wird sogar Gewinn gemacht, was erstens in der Möbelindustrie und zweitens bei einer Produktion ausschließlich in Deutschland nicht selbstverständlich ist.

„Luxus ist“, sagt Herr Duffner, „wenn die Leidenschaft den Verstand besiegt.“ Im Zürcher Superhotel Dolder Grand gefällt es ihm schon, wenn er auf dem Luxusmarken-Kongress der gefühlt vollzähligen Schweizer Uhrenindustrieführungsmannschaft die „P’7340“ schmackhaft macht; diese Superküche von Poggenpohl und Porsche Design: 1.000 Edel-PS zum Garen, Dämpfen, Unterheben, ab 120.000 Euro. Wahre luxuriöse Momente gibt es also für Herrn Duffner, aber, sagt er „bloßes Bling-Bling war gestern“.

Herr Duffner kann Ihr Vorbild sein. Bei ihm formen sich Bilder im Kopf von einem, der es schon mal gern ein wenig fein hat. Der aber noch viel lieber mit den kleinen Töchtern daheim im Schwarzwald ist; dann übernachten sie im Gartenhaus, das ist noch viel feiner. Und der an seinem Geburtstag Apfelkuchen für alle 570 Markenschreiner bei Poggenpohl mitbringt.

Müssen Sie denn so sein wie das Unternehmen, für das sie arbeiten? So bling-bling, weil Sie Ihre Brötchen mit hochhackigster Mode oder protzigen Chronographen verdienen? Sollen Sie sich umgekehrt ducken, nur weil Sie in Sachen Lochblech oder Altöl unterwegs sind? Elmar Duffner hat hier einen schönen Leitsatz: „Erst kommt das Unternehmen, dann kommt das Thema, dann komme ich.“ Er bringt zwar auch verbale Warmluft – „Verlässlichkeit“ (schnauf!) ist ihm wichtig, dazu kommen die „Werte“ (ächz!), nicht zu vergessen der „Entscheidungsmut“ (puh!). Jedoch – der Mann meint das auch so. Das sagen uns die beim Menschenmarkenerlebnis besonders wichtigen Organe Herz und Bauch. Deshalb darf der Poggenpohl-Starkmacher Folgendes sagen: „Ich habe all das durch meine erfolgreiche Tätigkeit bewiesen!“

Dürfen Sie über sich auch so tolle Sachen sagen? Am besten geht das, wenn bei Ihrem Reden bereits Ihr Tun anläuft; wenn Ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein unarrogant bleibt; und wenn Sie flach spielen, um hoch zu gewinnen. Wie griffig sind Sie denn, wenn Sie sich hinter der Marke Ihres Arbeitgebers verschanzen und dann wirken wie ferngesteuert? Wie hingebungsvoll, wenn Ihre Familie nach 351 anstrengenden Arbeitstagen nun im Urlaub auch noch was von Ihnen will?

Bleiben Sie standhaft, was Ihre Marke und deren fortwährende Profilierung angeht. Lassen Sie sich von der Marke Ihres Arbeitgebers durchaus prägen, aber nicht verbiegen. Und sorgen Sie dafür, dass Ihre Fassade nicht zu dick wird und für all unsere Sinne immer genug von Ihrer wahren Persönlichkeit durchschimmert.