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Fusionswelle: Immer mehr Mega-Deals in der Technologie-Branche

2013: Anstieg des weltweiten Transaktionswerts um 65% auf 188 Milliarden US-Dollar. Deutlich stärkere Dynamik in der zweiten Jahreshälfte.
Ernst & Young GmbH | 20.02.2014
Hohe Bewertungen, gute Geschäftsperspektiven und ein rasanter technologischer Wandel führen zu einem Boom bei Unternehmenskäufen und -verkäufen in der weltweiten Technologie-Branche. Im Jahr 2013 wurden Technologie-Unternehmen im Wert von 188,2 Milliarden US-Dollar gekauft - ein Anstieg um 65 Prozent gegenüber 2012, als bei Transaktionen im Technologie-Sektor insgesamt 114, 1 Milliarden US-Dollar bezahlt worden waren. Vor allem die Zahl der Mega-Deals im Wert von mehr als 1 Milliarde US-Dollar stieg deutlich: von 28 im Jahr 2012 auf 36 im vergangenen Jahr.

Insgesamt war die Zahl der Transaktionen im Gesamtjahr allerdings leicht rückläufig: Sie sank von 2.934 auf 2.710. Im Jahr 2011 waren weltweit noch 2.936 Transaktionen im Technologiesektor gezählt worden. Allerdings war im Verlauf des vergangenen Jahres ein deutlicher Aufwärtstrend sowohl bei der Zahl als auch beim Wert der Transaktionen festzustellen.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young).

"Mobile, Social Media, Cloud, Big Data: Diese digitalen Megatrends treiben das Fusionsgeschehen im Technologiesektor und haben zudem eine enorme Ausstrahlungswirkung auf andere Branchen, die die digitalen Innovationen nicht aus eigener Kraft stemmen können", stellt Peter Lennartz, Partner bei EY und Leiter des Bereiches Technology in Deutschland, Schweiz und Österreich, fest. "Diese Branche wandelt sich in einem atemberaubenden Tempo, dabei entstehen quasi aus dem Nichts binnen weniger Jahre Weltmarktführer und auch völlig neue Geschäftsmodelle. Etablierte Tech-Unternehmen, die im Wettbewerb nicht zurückfallen wollen, müssen mit dieser Entwicklung Schritt halten. Dabei dauert es aber oft zu lang, aus eigener Kraft Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen - zu-dem ist die Gefahr groß, dass zum Zeitpunkt der Marktreife das entsprechende Produkt schon nicht mehr attraktiv ist. Also kaufen die Unternehmen die entsprechenden Kompetenzen lieber ein". Diese Entwicklung dürfte in den kommenden Jahren weiter an Dynamik gewinnen, erwartet Lennartz.

"Kaum eine Branche weist solche Wachstumsraten auf und wandelt sich so schnell und so stark wie die Technologie-Branche. Entsprechend groß ist das Investoreninteresse", betont Carsten Risch, Partner bei EY und Leiter des Bereiches M&A Technology. Groß sei allerdings auch die Gefahr von Fehlkäufen, so Risch: "Ob sich zum Beispiel der Zukauf eines kleineren Nischenanbieters im Internet-Bereich oder eines Cloud-Anbieters wirklich lohnt, erweist sich immer erst mittelfristig - und zwar wenn klar ist, ob der entsprechende Markttrend von Dauer war". Viele Unternehmenstransaktionen hätten sich im Rückblick als Fehlschläge erwiesen, so Risch. "Dieses Risiko ist den Akteuren aber bewusst und bremst das Marktgeschehen kaum - zumindest nicht in Boom-Zeiten wie diesen".

Schwierig sei auch die Preisfindung, so Risch: "In traditionellen Branchen gelten vielfach andere Gesetze, es gibt relativ stabile Umsatz- und Gewinnentwicklungen und zumeist ein klar umrissenes Marktsegment mit einer überschaubaren Zahl an Wettbewerbern. In großen Teilen der Technologiebranche sind Unternehmenskäufe aber vor allem eine Wette auf die Zukunft - auf zukünftige Umsätze, Gewinne und Marktanteile."

Amerika dominiert

Die mit Abstand meisten Deals wurden in Nord- und Südamerika gezählt - mit Schwerpunkt USA. Der Transaktionswert stieg 2013 um 73 Prozent auf 153,8 Milliarden im Jahr 2013. Die Zahl der Deals ging allerdings um 9 Prozent auf 1.962 zurück.

Im Raum Asien-Pazifik stieg die Zahl der Technologie-Transaktionen um 8 Prozent auf 203. Der Gesamtwert stieg um 36 Prozent auf 13,8 Milliarden US-Dollar.

In der EMEA Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) wurden 545 Transaktionen gezählt - ein Rückgang um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Wert aller Technologie-Transaktionen stieg um 35 Prozent auf 20,6 Milliarden US-Dollar.

Ausblick: Boom wird anhalten
Schon die zweite Hälfte des Jahres 2013 war deutlich stärker als die erste Hälfte – die Zahl der Transaktionen stieg von 1288 auf 1422, der Gesamtwert der Transaktionen stieg von 69,8 Milliarden US-Dollar in der ersten Jahreshälfte auf 118,4 Milliarden US-Dollar im Zeitraum Juli bis Dezember. Und diese Dynamik dürfte anhalten, ist Lennartz überzeugt: „Die Bewertungen sind hoch, die Branche ist weiter im Aufwind, die Finanzierung ist für viele Unternehmen kein Problem: Wir stecken mitten in einer Fusionswelle, die mindestens noch das laufende Jahr anhalten wird“.