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Chinas neuer Fünfjahresplan mit Konfliktpotenzial

Beim neuen Fünfjahresplan setzt China deutlicher als bisher auf die Entkopplung vom Ausland und auf die Stärkung heimischer Unternehmen.
IfW Kiel | 08.04.2021
© freepik / 4045
 

Für deutsche und europäische Firmen dürfte es künftig schwieriger werden, Geld in China zu verdienen. Denn in seinem neuen Fünfjahresplan setzt China noch deutlicher als bisher auf eine Entkopplung vom Ausland und auf die Stärkung heimischer Unternehmen und des heimischen Absatzmarkts. „Der neue Fünfjahresplan macht einen konstruktiven Dialog mit China nicht einfacher, aber umso dringender“, sagt IfW-Expertin Wan-Hsin Liu.

Der 14. Fünfjahresplan Chinas 2021 – 2025 beruht wirtschaftspolitisch auf zwei Säulen. Dies ist zum einen die Förderung der technologischen Innovationsfähigkeit chinesischer Firmen sowie die Eigenständigkeit in Wissenschaft und Technologie, zum anderen die Stärkung der chinesischen Binnenwirtschaft als Hauptstütze des Wirtschaftswachstums. Wan-Hsin Liu und Frank Bickenbach vom Institut für Weltwirtschaft Kiel haben den Plan jetzt einer ausführlichen Analyse unterzogen („Chinas neuer Fünfjahresplan: Wirtschaftliche Kernelemente und Implikationen für Deutschland und Europa“).

„Chinas Ziele sind nicht neu, werden aber jetzt mit mehr Nachdruck verfolgt. Vereinfacht gesagt sollen chinesische Unternehmen in Zukunft in der Lage sein, technologisch auf dem neuesten Stand zu produzieren und verstärkt selbst entscheidende technologische Innovationen hervorbringen. Chinesische Konsumenten sollen sich diese Produkte dann auch leisten können“, so Liu.

„China will so seine Abhängigkeit von ausländischer Technologie, von ausländischen Zulieferern und von der ausländischen Nachfrage reduzieren. Dies ist vor allem auch eine Reaktion auf die Abhängigkeit von amerikanischer Halbleiter-Technologie, die die USA in der Vergangenheit als wirtschaftspolitisches Druckmittel einsetzten, aber auch auf die starken Schwankungen von Weltkonjunktur und Welthandel.“

Ausländische Unternehmen dürften zwar kurzfristig von einer stärkeren chinesischen Binnennachfrage profitieren. Mittelfristig dürften sich ihre Absatzchancen jedoch verschlechtern, wenn Chinas eigene Unternehmen ihre technologische Leistungsfähigkeit sowie die Vielfalt und Qualität ihrer Produkte steigern konnten. Dann dürften beispielsweise deutsche oder europäische Exporteure und Unternehmen vor Ort noch stärker als bisher schon gegenüber ihrer chinesischen Konkurrenz benachteiligt werden, wenn dies den Entwicklungszielen der chinesischen Regierung nützt. Um seine Ziele zu erreichen, ist China jedoch auf den Wissens- und Technologietransfer aus dem Ausland angewiesen, denn noch sind seine Unternehmen in vielen Technologiefeldern weit von der angestrebten Technologieführerschaft entfernt.

Anstieg von Firmenübernahmen in Deutschland und Europa

„Neben dem Werben um ausländische Unternehmen und Talente dürften auch gezielte Übernahmen führender ausländischer Unternehmen in wissens- und technologieintensiven Branchen weiter an Bedeutung gewinnen. Deutschland und Europa haben daher in Zukunft wieder mit einem Anstieg solcher Firmenübernahmen zu rechnen. Öfter als in der Vergangenheit dürften Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten oder auch Produktion dann aber von den europäischen Standorten nach China verlagert werden“, so Liu.

Dennoch raten die Autoren der EU davon ab, ihrerseits mit einer stärkeren Abschottung gegenüber China zu reagieren oder Firmenübernahmen über das bisherige Maß hinaus zu erschweren. „Es wäre vorteilhaft, wenn die EU das kürzlich geschlossene Investitionsabkommen ratifiziert, darin hat China Zusagen zur Marktöffnung und zur fairen Behandlung ausländischer Unternehmen gemacht, diese kann die EU dann überwachen und einfordern“, so Liu. „Außerdem muss die EU die Innovationsfähigkeit ihrer eigenen Unternehmen stärken, etwa durch Investitionen in Bildung, Grundlagenforschung und moderne Infrastruktur.“