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Mogelpackung des Jahres 2021

Glas mit weniger Inhalt zum höheren Preis. Bis zu 88 Prozent mehr müssen Verbraucherinnen und Verbraucher seit 2021 für das Produkt bezahlen.
Die Paprika Sauce von Homann ist Mogelpackung des Jahres © Verbraucherzentrale Hamburg
 

Sie haben die »Paprika Sauce« von Homann zur »Mogelpackung des Jahres 2021« gewählt. Mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen gingen an die Fertigsauce. Die Homann Feinkost GmbH hatte eine Design- und Namensänderung genutzt, um die Füllmenge des Produkts zu reduzieren. Der Handel hat darüber hinaus teilweise sogar noch den Preis erhöht. Wir fordern von Unternehmen mehr Ehrlichkeit gegenüber ihrer Kundschaft und weniger Verpackungsmüll.

Eindeutiges Votum für Homann Fertigsauce

Der drastische Preisanstieg für die Homann »Paprika Sauce« betrug bis zu 88 Prozent. Das Produkt war damit Spitzenreiter unter den fünf nominierten Kandidaten für die »Mogelpackung des Jahres 2021«. Statt 500 Milliliter füllt Hersteller Homann seit 2021 nur noch 400 Milliliter Sauce pro Glas ab. Gleichzeitig wurde trotz geringerer Inhaltsmenge der Preis im Handel angehoben.

Wir baten Homann um eine Stellungnahme, wurden jedoch mit der Begründung, man würde nur direkt mit Verbraucherinnen und Verbrauchern sprechen, abgewimmelt. Einer Kundin gegenüber erklärte das Unternehmen jedoch, man habe herausgefunden, dass „die Verbraucher bei Saucen eine Menge von 400 ml der Menge von 500 ml vorziehen“. Das habe mit der demografischen Entwicklung zu tun. Für immer mehr kleinere und Single-Haushalte sei „400 ml eine ideale Größe“. Ob im Rahmen der Marktforschung wohl auch über einen Preisanstieg von 88 Prozent gesprochen wurde?

Abstimmungsergebnis im Überblick

Neben der »Paprika Sauce« standen vier weitere Produkte zur Wahl. Auf dem zweiten Platz hinter der »Paprika Sauce« von Homann (8.476 Stimmen | 50,6 Prozent) landete ein »KitKat« Sammelpack von Nestlé (2.580 Stimmen | 15,4 Prozent), in dem die Anzahl der Riegel von fünf auf vier geschrumpft war. Auf Rang drei bis fünf folgen dicht beieinander das Waffelgebäck »Perpetum« von Bahlsen (1.980 Stimmen | 11,8 Prozent), die »Rahm Soße« von Knorr (1.917 Stimmen | 11,4 Prozent) und »Wurzener Waffelblättchen« von Griesson - de Beukelaer (1.806 Stimmen | 10,8 Prozent).

Politik lässt Verbraucherschaft und Umwelt im Stich

Seit Jahren gehen wegen Mogelpackungen zwischen 2.000 und 3.000 Beschwerden jährlich bei uns ein. Doch geändert hat sich die Situation für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht, denn versteckte Preiserhöhungen sind für Hersteller und Händler gleichermaßen attraktiv. Die Politik hat immer wieder mehr Klarheit diesbezüglich versprochen, aber nichts gegen die Tricksereien unternommen. Packungen müssten bis zum Rand gefüllt sein, wenn es technisch möglich ist. Das wäre ein längst überfälliger erster Schritt, der rechtlich umgesetzt werden könnte, meinen wir.

Eine solche Vorgabe würde auch helfen, den durch Mogelpackungen ohne Not zusätzlich produzierten Verpackungsmüll zu verhindern. 25 Prozent mehr Einweggläser benötigt beispielsweise Homann, um die gleiche Menge »Paprika Sauce« abzufüllen. Für sein Waffelgebäck »Perpetum« braucht Bahlsen wegen der verringerten Füllmenge pro Tonne Kekse 2.600 Stück mehr an Umverpackungen, Plastiktrays und -folien. Bei den »Wurzener Waffelblättchen«  bietet das Unternehmen Griesson - de Beukelaer jetzt quasi die gleiche Menge an Keksen in einer fast doppelt so großen Packung an. Nachhaltigkeit scheint beim Produktmanagement trotz anders lautender Beteuerungen der Hersteller offensichtlich kaum eine Rolle zu spielen.

Unser Rat

Wenn Sie der Mogeleien überdrüssig sind, sollten Sie Politik mit dem Einkaufszettel machen. Nur wenn wir alle die Produkte im Regal liegen lassen, über die wir uns ärgern, kommen die Unternehmen vielleicht endlich zur Besinnung!

Und Sie können uns Mogelpackungen natürlich auch melden. Wir machen diese dann in unserer Mogelpackungsliste öffentlich.