print logo

Deutsche Kommunikationsnetze sind besser als ihr Ruf

Hohe Zufriedenheit: Der Großteil der Deutschen schätzt seinen Internet- und Mobilfunkanbieter – trotz weiterhin verbreiteter Probleme.
Deloitte | 23.05.2023
Deutsche Kommunikationsnetze sind besser als ihr Ruf © freepik / rawpixel
 

Trotz andauernder Debatten rund um den Glasfaserausbau oder über Funklöcher im Mobilfunknetz: Die große Mehrheit der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher hat an ihren Breitband- und Mobilfunknetzbetreibern nur wenig auszusetzen. Sind in puncto Internetanschluss ganze 79 Prozent mit ihrem derzeitigen Anbieter zufrieden, beläuft sich die Zufriedenheit mit dem jeweiligen Mobilfunkprovider sogar auf 81 Prozent. 

Das zeigt die dritte Ausgabe des Broadband Consumer Survey, für den Deloitte im März 2.000 Konsumentinnen und Konsumenten aus Deutschland befragt hat. Allerdings ist Zufriedenheit nicht mit Makellosigkeit gleichzusetzen: 27 Prozent der Survey-Teilnehmenden hat mindestens einmal im Monat Probleme mit ihrem Internetanschluss, bei den Mobilfunknutzenden sind es 23 Prozent. Knapp vier von zehn Befragten attestieren deutschen Mobilfunknetzen eine niedrigere Qualität gegenüber ausländischen Netzen, nur 19 Prozent halten die heimischen Infrastrukturen für überlegen. 

„Die hohe Zufriedenheit der Deutschen mit ihren Providern ist aus Anbietersicht erfreulich, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in vielen Bereichen weiterhin Handlungsbedarf besteht“, so Dieter Trimmel, Partner Strategy & Business Design TMT bei Deloitte. „Zuverlässige Breitbandinfrastrukturen sind inzwischen fundamental für unsere Lebenshaltung, entsprechend sollte der Fokus der Netzbetreiber auf der weiteren Verbesserung der Ausfallsicherheit liegen. Und beim Mobilfunk zeigt der Blick auf die Nachbarländer, dass wir bei der Erschließung verbleibender Versorgungslücken besser werden müssen.“

Eher Marathon als Sprint: kontinuierliches Erklimmen höherer Bandbreiten

Für die weitgehende Zufriedenheit mit dem Status quo spricht, dass auch in diesem Jahr trotz steigender Verfügbarkeit ein rasanter Zuwachs der Gigabit-Anschlüsse ausbleibt. Wie im Vorjahr surfen 2023 nur vier Prozent der Befragten mit Bandbreiten über einem Gigabit/s. Allerdings: Die kontinuierliche Verlagerung der Geschwindigkeiten in höhere Bereiche setzt sich fort. Lag der Anteil der abonnierten Anschlüsse von 250 Mbit/s oder schneller im Jahr 2021 noch bei 16 Prozent, sind es nun bereits 26 Prozent – immerhin fünf Prozentpunkte Wachstum pro Jahr. Niedrige Bandbreiten befinden sich hingegen allmählich auf dem Rückzug: Waren 2021 noch 32 Prozent der Befragten mit Geschwindigkeiten bis 50 Mbit/s unterwegs, sind es in diesem Jahr lediglich 23 Prozent. 

WLAN-Router: Schon mal über den Energiebedarf nachgedacht?

Schon lange haben WLAN-Router den Status eines unverzichtbaren Haushaltsgegenstands inne und sind meist pausenlos im Einsatz. Über den hohen Stromverbrauch vieler Modelle haben sich jedoch knapp zwei Drittel der Befragten bislang keine Gedanken gemacht. Auf den Energiehunger angesprochen, geben allerdings 36 Prozent an, ihren Router zeitnah austauschen zu wollen, entweder über den jeweiligen Anbieter (22%) oder in Eigeninitiative (14%). Zwölf Prozent erwarten von ihrem Provider sogar einen proaktiven Hardware-Wechsel. Nur zehn Prozent interessieren sich nicht für die Energieeffizienz ihres Routers.   

„Sämtliche Router, WLAN-Repeater und Set-Top-Boxen in Deutschland verbrauchen im Jahr so viel Strom wie ganz Berlin“, stellt Dr. Philipp Geiger, Director Strategy & Transformation TMT bei Deloitte, heraus. „Ein Router verursacht Stromkosten von im Schnitt 50 Euro im Jahr, das ist vielen nicht klar. Mit energieeffizienten Modellen auch für Bestandskunden können sich Unternehmen wirkungsvoll im Nachhaltigkeitskontext positionieren und gleichzeitig die Verbraucherinnen und Verbraucher entlasten.“

Bedürfnis nach Stabilität befeuert Interesse an „Hybrid Access“

Der Wunsch nach einer zuverlässigen Verbindung in den eigenen vier Wänden hat auch in der aktuellen Ausgabe des Survey kaum an Relevanz eingebüßt: Für das Gros der Befragten steht Stabilität bei künftigen Anschlüssen nach wie vor klar an erster Stelle (78%) – weit vor dem Wunsch nach möglichst hohen Download-Geschwindigkeiten (48%). Passend dazu: Sogenannte „Hybrid Access“-Dienste, die zusätzlich zum primären Zugang einen Backup-Kanal über Mobilfunk bieten und so das Ausfallrisiko deutlich reduzieren, stoßen bei einem Großteil der Befragten auf großes Interesse. Zwar nutzen erst acht Prozent einen entsprechenden Dienst, allerdings zeigen sich fast 40 Prozent dafür aufgeschlossen. 

„Die große Offenheit gegenüber einer noch wenig verbreiteten Technologie wie Hybrid Access illustriert einmal mehr, dass es sich für Anbieter lohnt, bei der Vermarktung von Anschlüssen verstärkt auf den Aspekt Stabilität zu setzen“, resümiert Dieter Trimmel. 

Dr. Philipp Geiger ergänzt abschließend: „Stabilität schlägt weiterhin Speed, denn noch lassen sich die meisten Anwendungen mit den derzeit genutzten Anschlüssen bewältigen. Wenn allerdings mittel- bis langfristig Internet- und Medieninhalte zwingend höhere Bandbreiten einfordern werden, dürfte auch die bislang moderate Nachfrage nach hohen Geschwindigkeiten weiter anziehen.“