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Temu: Zu billig, um wahr zu sein?

Shoppen wie ein Milliardär – was Sie über das chinesische Verkaufsportal wissen müssen.
ESET | 19.02.2024
© Freepik
 

Seien es ein Paar kabellose Kopfhörer für 5 Euro, ein Wintermantel für 40 Euro oder Modeschmuck für Cent-Beträge: Auf Social Media und über Anzeigenkampagnen wirbt die chinesische Verkaufsplattform Temu mit Kampfpreisen – ein ähnliches Prinzip wie bei Wish.com. Jeder Vierte in Deutschland hat in den vergangenen sechs Monaten bei Temu bestellt – Tendenz steigend. Doch in letzter Zeit häuft sich die Kritik an der neuen Plattform. Ist Temu wirklich sicher und hält, was es verspricht: "Shoppen wie ein Milliardär"?

"Temu hat innerhalb der letzten zwölf Monate einen Blitzstart an den Tag gelegt und Märkte weltweit durchdrungen. Auch wenn viele Schnäppchen auf den ersten Blick verführerisch aussehen: Nutzer sollten wachsam sein, wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein – bei den günstigen Preisen auf der Plattform wahrlich keine einfache Aufgabe", sagt Christian Lueg, IT-Sicherheitsexperte bei ESET.

Was ist Temu?

Temu ist der westliche Zweig des chinesischen Online-Einzelhandelsriesen Pinduoduo und bietet seinen Kunden die Möglichkeit, direkt bei den bekannten chinesischen Billigherstellern einzukaufen. Außerdem können die Nutzer Gutschriften für künftige Einkäufe sammeln, entweder durch Minispiele oder indem sie andere dazu bringen, sich auf der Website zu registrieren.

Kritik am neuen Online-Marktplatz

Allerdings ist nicht alles eitel Sonnenschein und viele Kundenrezensionen sind durchaus kritisch. Ein Drittel der Bewertungen auf Trustpilot gibt Temu nur einen Stern. Häufigste Kritikpunkte sind falsche Produktbeschreibungen und Größenangaben, Probleme bei der Rücksendung von Waren, mangelhafter Kundenservice und minderwertige Produkte. Es gibt zudem Berichte über Produktnachahmungen, die nahe an den Grenzen der Patentverletzung liegen, ohne diese zu überschreiten. Wenn ein Nutzer beispielsweise nach einem Apple-Produkt sucht, werden ihm möglicherweise ähnliche Produkte zu einem Bruchteil des Preises angeboten. Die Qualität lässt aber häufig zu wünschen übrig.

Kritisiert wird außerdem, dass bei vielen Produkten kein CE-Zeichen angebracht ist. Die Produkte wurden also nicht europäischen Standards entsprechend geprüft. Das kann schwerwiegende Folgen haben – zum Beispiel eine erhöhte Brandgefahr bei Elektronik. Deshalb warnt auch die Verbraucherzentrale vor einem Einkauf auf Temu.

Die wohl einzige Shopping-App, die Screenshots macht

Darüber hinaus bedient sich die Temu-App großzügig bei den Daten ihrer Nutzer: Kamera, Mikrofon, Shopping-Verlauf, Fotos und Adressbuch, auf all diese sensiblen Informationen will die App nach der Installation zugreifen. Temu ist trotzdem die am häufigsten heruntergeladene App in Deutschland – noch vor TikTok, ChatGPT und WhatsApp.

"Temu ist eine wahre Datenkrake und fordert Berechtigungen ein, die die App gar nicht benötigt. Nutzer müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie auf der Verkaufsplattform nicht nur mit ihrem Geld, sondern auch mit ihren Daten bezahlen. Wie genau Temu diese Daten verarbeitet und ob der Datenschutz eingehalten wird, ist unklar", so Lueg weiter.

Tipps für die sichere Schnäppchenjagd auf Temu

Generell sollten Sie darauf achten, wie viele Daten Sie preisgeben und welche Berechtigungen Sie der Temu-App oder einer anderen mobilen App erteilen.

"Es gibt keine Hinweise dafür, dass es sich bei Temu selbst um eine Betrugs-Webseite handelt. Das bedeutet allerdings nicht, dass Temu als Plattform keine Betrüger anzieht. Wir raten, bei Online-Einkäufen Vorsicht walten zu lassen", erklärt Lueg.

Diese Tipps helfen beim sicheren Shoppen auf Temu:

  • Kaufen Sie bevorzugt auf der Website ein und nicht über die App.
  • Erstellen Sie ein eigenständiges Konto und nutzen Sie nicht den Social-Media-Login von Temu. Ebenso sollten Sie Sie keine anderen Online-Konten mit der Plattform verbinden.
  • Verwenden Sie Prepaid-Kreditkarten oder Zahlungsdienste wie PayPal, um Schäden durch gestohlene Kreditkartendaten zu vermeiden.
  • Lassen Sie sich Ihre Bestellung an ein Postfach oder eine Packstation schicken. So müssen Sie Ihre Privatadresse nicht angeben, die dann in den Händen von Temu landet.
  • Klicken Sie nicht auf Angebote, die Sie per E-Mail, Online-Werbung oder auf Social Media erhalten. Wenn Sie ein Temu-Angebot in Anspruch nehmen möchten, gehen Sie auf die Webseite der Plattform, um es zu überprüfen.
  • Speichern Sie Ihre Zahlungsdaten nicht in Ihrem Temu-Konto. Richten Sie außerdem eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) ein, damit Ihr Konto durch mehr als nur ein Passwort geschützt ist. Temu bietet bereits eine SMS-basierte 2FA an. Die ist zwar bei weitem nicht so sicher wie z. B. ein Hardware-Sicherheitsschlüssel oder eine Authentifizierung-App für das Smartphone – aber sie ist besser als nichts