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Wissmann: Deutsche Automobilindustrie startet mit Zuversicht in das Jahr 2010

700 Gäste beim VDA-Neujahrsempfang in Berlin / FuE-Investitionen trotz Krise erhöht
Berlin/Frankfurt am Main, 20.01.2010, "Die deutsche Automobilindustrie startet mit Zuversicht in das Jahr 2010. Diese Industrie hat sich im Krisenjahr 2009 besser geschlagen als ihre Wettbewerber und auf wesentlichen Wachstumsmärkten Marktanteile gewonnen. Wir haben - als einzige große Branche in Deutschland - unsere Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen um über 4 Prozent auf fast 21 Mrd. Euro erhöht. Ein Großteil dieser Mittel fließt in die Entwicklung spritsparender Antriebe und umweltschonender Technologien. Wir werden unsere FuE-Investitionen auch 2010 auf hohem Niveau halten. Das sind beste Voraussetzungen, um auch künftig mit neuen und attraktiven Modellen unsere Position auf den Weltmärkten weiter ausbauen und Marktanteile gewinnen zu können", betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), auf dem VDA-Neujahrsempfang vor 700 Gästen im Berliner "Meilenwerk".

Die Bundesregierung war mit Bundesaußenminister und Vize-Kanzler Dr. Guido Westerwelle, Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, der ein Grußwort sprach, Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer sowie Dr. Jens Weidmann, dem wirtschaftspolitischen Berater der Bundeskanzlerin, und zahlreichen Staatssekretären ebenso prominent vertreten wie der Deutsche Bundestag. Mehr als 80 Mitglieder des Bundestages (MdB) waren der Einladung gefolgt, darunter der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Dr. Hermann Otto Solms (FDP); Arnold Vaatz, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion; Hubertus Heil, Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion, und Kerstin Andreae, wirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Botschafter aus 16 Ländern, darunter Argentinien, Brasilien, Indonesien, Japan, den USA und Russland, fanden sich ebenso unter den Gästen wie die VDA-Vorstandsmitglieder VDA-Vizepräsident Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG; VDA-Vizepräsident Dr.-Ing. Jürgen Geißinger, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schaeffler Gruppe; Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH; Hans-Georg Härter, Vorsitzender des Vorstands der ZF Friedrichshafen AG; VW-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Martin Winterkorn; Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender der Audi AG; Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH, Tobias Hagenmeyer, Präsident der Getrag Corporate Group; Arndt G. Kirchhoff, Geschäftsführender Gesellschafter der Kirchhoff Gruppe; Ulrich Schöpker, Vorstand Schmitz Cargobull AG; und Gerti Moll-Möhrstedt, geschäftsführende Gesellschafterin der Akkumulatorenfabrik Moll GmbH & Co. KG.

Wissmann unterstrich: "Bei der CO2-Reduzierung kommen wir mit großen Schritten voran." Lag die CO2-Minderungsrate von in Deutschland neu zugelassenen Pkw im Jahr 2007 noch bei minus 1,7 Prozent, so waren es 2008 bereits minus 3 Prozent - und 2009 sogar minus 6,5 Prozent. "In neun von zehn Fahrzeugsegmenten - vom Kleinstwagen über die Kompakt- und Mittelklasse bis hin zur Oberklasse, den Gelände- und Sportwagen sowie den Mini- und Großraum-Vans - hatten die Neuzulassungen deutscher Konzernmarken im vergangenen Jahr durchschnittlich niedrigere CO2-Emissionen als die Importeure", so Wissmann: "Premium und Nachhaltigkeit sind längst kein Widerspruch mehr - sondern bedingen und ergänzen einander."

"Wir setzen dabei nicht alles auf eine Karte - auch wenn die Elektromobilität derzeit hoch im Kurs steht", betonte Wissmann. Vielmehr verfolge die deutsche Automobilindustrie konsequent ihre "Fächerstrategie". Dazu gehören die Optimierung der klassischen Antriebe Clean Diesel und direkt einspritzender Benziner, der Hybrid-Antrieb - vom Mild Hybrid bis hin zum Plugin -, die Brennstoffzelle sowie der "reine" Elektroantrieb. Weitere Beiträge zur CO2-Reduzierung seien durch Biokraftstoffe der 2. Generation sowie vom Leichtbau zu erwarten. "Die Potenziale, die unsere Ingenieure bei der Effizienzsteigerung unserer Fahrzeuge noch ziehen können, sind eindrucksvoll und liegen im zweistelligen Prozentbereich", so Wissmann. Gleichzeitig werde diese Schlüsselbranche ihren hohen Standard bei Qualität, Sicherheit und Komfort weiter ausbauen - und auch beim Design weiterhin wegweisend sein.

An die Politik richtete der VDA-Präsident die Bitte, die im Koalitionsvertrag vereinbarten Ziele rasch und vollständig umzusetzen: "Die Politik hat sich klar für eine bezahlbare Mobilität ausgesprochen. Das bedeutet für uns, dass Autofahren nicht teurer werden darf", unterstrich Wissmann. Er begrüßte die vor wenigen Wochen vorgenommene Verbesserung der Jahreswagenbesteuerung: "Damit werden die Werksangehörigen in unseren Unternehmen steuerlich nicht mehr schlechter gestellt als der Privatkunde, der ein Auto kauft." Auch für die Zulieferer, die für drei Viertel der automobilen Wertschöpfung stehen und derzeit besonders unter der restriktiven Kreditvergabe der Banken leiden, biete der Koalitionsvertrag Anknüpfungspunkte, die genutzt werden sollten. "Die Lieferstrukturen sind ohnehin angespannt", sagte Wissmann. "Wir müssen gemeinsam mit Politik und Kreditwirtschaft die Finanzierungsbedingungen der gesunden Unternehmen sicherstellen."

Die Investitionen in die Bundesverkehrswege müssten weiter auf hohem Niveau gehalten werden, die Einnahmen aus der Lkw-Maut sollten möglichst vollständig in die dringend notwendige Erhaltung und den Ausbau der Straßenverkehrswege fließen. Bei der von der EU-Kommission geplanten CO2-Regulierung für leichte Nutzfahrzeuge müsse Brüssel erkennen, dass ein Transporter nicht mit einem Pkw verglichen werden könne: "Beim Nutzfahrzeug kommt es nicht - wie beim Pkw - nur auf die gefahrenen Kilometer an, sondern vielmehr auf das transportierte Ladegewicht und Volumen je Kilometer. Es hilft weder der Umwelt noch dem Bürger, wenn ein großer Transporter durch fünf kleinere Fahrzeuge ersetzt wird - das würde nur zu mehr Verkehr, mehr Spritverbrauch und höheren CO2-Emissionen führen und die Transportleistung drastisch verteuern", betonte Wissmann, der darauf hinwies, dass sich gerade die Nutzfahrzeugindustrie in der bislang schwierigsten konjunkturellen Lage befinde. Es mache daher keinen Sinn, den Unternehmen noch zusätzlich "Steine in den Weg zu legen". Auf der IAA Nutzfahrzeuge, die im September in Hannover ihre Tore öffnet, werde die Branche ein Innovationsfeuerwerk zünden und neue Logistiklösungen vorstellen, die auch die Verbesserung der Aerodynamik von Nutzfahrzeugen und damit zusätzliches CO2-Minderungspotenzial beinhalteten.

Vom für das im Frühjahr geplante Spitzentreffen mit Bundeskanzlerin Merkel, bei dem es vor allem um die Elektromobilität gehen werde, verspreche sich die deutsche Automobilindustrie "wichtige Impulse zur Innovationsförderung in Deutschland". "Wir müssen auch erkennen, dass in wichtigen Ländern außerhalb Deutschlands die Elektromobilität ein strategisches Ziel ist. Es kommt nun entscheidend darauf an, dass der Industrie- und Forschungsstandort Deutschland hier keinen Wettbewerbsnachteil erleidet", sagte Wissmann mit Blick auf die Förderpolitik in Japan, den USA und Frankreich. Er wies darauf hin, dass die Multiplikatorwirkung sinnvoller Forschungsförderung sehr hoch sei: "Vier Milliarden Euro steuerliche Forschungsförderung schaffen zwölf Milliarden Euro an zusätzlicher Wertschöpfung am Standort Deutschland."

Wissmann forderte von der Politik auch die Unterstützung in europäischen und globalen Fragen ein: "Die neue Kommission in Brüssel muss sich für ein industriefreundliches Europa stark machen, das der Produktion in der EU auch in der kommenden Dekade angesichts des härter werdenden internationalen Standortwettbewerbs Chancen bietet und damit die Weichen für künftiges Wachstum stellt." Dies gelte insbesondere für eine Handelspolitik, die zu echtem Freihandel und damit zu einem verbesserten Marktzugang auf den wichtigen Wachstumsmärkten führen müsse. Die europäische Handelspolitik dürfe nicht zu einseitigen Vorteilen für Wettbewerber aus Asien führen, sondern müsse die europäische Industrie bei ihren globalen Aktivitäten unterstützen: "Wir brauchen gerade im internationalen Wettbewerb faire Rahmenbedingungen für alle", so Wissmann.