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Elektronische Gesundheitskarte: Wirtschaft weist Kritik von Ärzten zurück

Patientendaten bleiben vor unberechtigten Zugriffen geschützt / Industrie investiert 170 Millionen Euro in Sicherheitstechnologien
BITKOM | 15.05.2007
Berlin, 15. Mai 2007
Anlässlich des heute beginnenden Deutschen Ärztetages weist die Wirtschaft datenschutzrechtliche Bedenken einiger Mediziner zur elektronischen Gesundheitskarte zurück. Unbefugte werden auch in Zukunft keinen Zugriff auf die Daten der Patienten haben. Die Vertraulichkeit der Arzt-Patient-Beziehung ist gesichert. Das erklärte der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) heute in Berlin. „Datenschutz genießt bei der elektronischen Gesundheitskarte einen sehr hohen Stellenwert. Die Versicherten werden erstmals Herr ihrer eigenen Daten. Dafür sorgen anerkannte Sicherheitstechnologien“, sagte Jörg Menno Harms, Vizepräsident des BITKOM.

Die elektronische Gesundheitskarte wird ab 2008 die bisherigen Chipkarten der Versicherten ersetzen. Sie ermöglicht die Speicherung medizinischer Daten – etwa zu Krankheiten und Arzneimitteln. Jeder Einzelne entscheidet dabei individuell, welche Informationen hinterlegt sind und welcher Arzt sie nutzen darf. Sollen Daten heruntergeladen werden, greifen gleich mehrere Schutzmechanismen. Zum einen muss sich der Arzt mit seinem elektronischen Heilberufsausweis beim Lesegerät anmelden, zum anderen der Patient mit seiner Gesundheitskarte. Darüber hinaus ist es erforderlich, dass beide ihre persönliche PIN-Nummer eingeben – wie bei einem Geldautomaten. Ausgenommen davon sind Notfalldaten. Krankenkassen dürfen die gespeicherten Informationen nicht einsehen. Die missbräuchliche Nutzung der Gesundheitskarte ist strafbar. Harms: „Sieht man sich die bestehenden Sicherheitslücken beim heutigen Umgang mit Patientendaten an, so sinkt die Datensicherheit nicht, sie steigt.“

Mit der Speicherung persönlicher Medikamenten-Daten auf der Gesundheitskarte lassen sich unter anderem die Gefahren durch Wechsel- oder Nebenwirkungen besser beherrschen. Allein wegen vermeidbarer Fehler bei Krankenhausbehandlungen sterben in Deutschland jährlich bis zu 17.000 Menschen. Das geht aus einer Studie hervor, die das Aktionsbündnis Patientensicherheit gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit vor wenigen Wochen vorgestellt hat.

Doch nicht nur die Behandlung der Patienten verbessert sich. Nach konservativen Schätzungen ermöglicht die Gesundheitskarte zudem Einsparungen von jährlich über 500 Millionen Euro im Gesundheitswesen. So können Ärzte etwa Rezepte direkt auf der Karte speichern. Ein Ausdruck auf Papier ist nicht mehr nötig. Missbrauch wird dadurch schwieriger, Abrechnungen erfolgen schneller.

Letztlich geht es bei der Gesundheitskarte auch um ein Vorzeigeprojekt der deutschen Wirtschaft. Andere Nationen entwickeln ebenfalls Karten-Projekte für das Gesundheitswesen. Harms: „Wenn wir in Deutschland zu lange warten, werden wir in zehn Jahren die Lösungen aus dem Ausland einkaufen. Drücken wir aber jetzt aufs Tempo, können wir die Grundlagen für ein Vorzeigeprojekt mit Weltmarktpotenzial legen“. Bisher hat die deutsche Industrie schon über 170 Millionen Euro in die Entwicklung der Gesundheitskarte investiert, vor allem in Sicherheitstechnologien.

Ansprechpartner
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