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Website Relaunch – unterschätztes Vorhaben mit großem Potenzial

Erfahren Sie, wie Sie Hürden beim Website-Relaunch meistern. Tipps für Agilität, Teamarbeit und effektive Umsetzung.
Markus Stroh | 06.06.2023
Website Relaunch – unterschätztes Vorhaben mit großem Potenzial © Freepik
 

Jede Webseite erreicht irgendwann das Ende der Lebenszeit. Häufig sind technische Limitationen der Grund oder der Wunsch nach neuen Visionen. Von außen betrachtet erscheint ein Website Relaunch als klares Vorgehen mit festem Ziel. Doch der Weg von einer bestehenden Plattform zu einem erfolgreichen Relaunch ist selten gradlinig und lässt oft viel Potenzial ungenutzt. Dieser Artikel möchte Hürden aufdecken und den interessierten Lesern an Erfahrungswerten partizipieren lassen.

Schwieriger Start trotz klarem Ziel

Meist ist der Anfang bei einem Relaunch herausfordernd. Das Verständnis zur eigenen Vision erscheint klar, aber wie können die Gedanken umgesetzt werden? Klassisch drängt sich auf seine Anforderungen aufzuschreiben. Was in groben Punkten sehr gut funktioniert, verliert sich schnell in Details. Das Aufschreiben erfordert Zeit und wird von der Implementierungsrealität eingeholt. Speziell im Bereich von internationalen Firmen mit individuellen Märkten und Marken steigt die Komplexität.

Vordergründig erscheint eine Webseite primär von redaktionellen Inhalten geprägt zu sein, jedoch ist nur das Zusammenspiel von Shop, Webseite, Marketinginhalten und Produktinformationen plus Anwenderinformationen von Erfolg gekrönt. In den meisten Fällen wird festgestellt, dass auch diese Anwendungsgebiete nicht vollständig sind. Es entsteht ein Henne-Ei-Dilemma zwischen Klärung der Anforderungen und Beginn der Umsetzungsarbeiten.

Mit Agilität und technischen Proof-of-Concepts Meilensteine setzen

Ein Relaunch einer etablierten Website mit Sparten und regional individuellem Content ist heutzutage ein Unterfangen, das häufiger in Monaten oder Jahren und nicht in Wochen quantifiziert wird. Wer damit beschäftigt ist Anforderungen niederzuschreiben verliert Zeit und gewinnt zu wenig Erkenntnisse, um diese Investition zu rechtfertigen. Oft wird erst in einer Umsetzung bemerkt, ob der gewählte Weg auch der gewünschte beziehungsweise optimale ist. Daher ist das Festhalten von Anforderungen nur bis zu einem gewissen Grad zielführend und sollte dann mittels greifbarer Tatsachen validiert werden.

Viele Projektumsetzungen starten deshalb mit einer technischen Beratung und Sondierung der Hardware-Landschaft. Anschließend wird in Proof-of-Concepts ein klarerer Blick geschaffen, um den weiteren Relaunch zu bewerkstelligen. Ist das technische Fundament klar, helfen anfassbare Ergebnisse die Vision zu festigen. Je schneller Resultate für neue Diskussionen sorgen, desto einfacher fällt die Feststellung, was noch angepasst werden muss. Es entsteht eine Dynamik, die zum Ziel hinarbeitet, anstatt sich im Vorfeld aufzureiben. Ein weiterer Vorteil liegt darin flexibel zu sein und durch die gewonnenen Erkenntnisse auch Ideen verfeinern zu können. Durch das Erreichen früher Meilensteine gerät der Stein so ins Rollen.

Komplexität, Umfang und Teamstärke werden unterschätzt

Eine passende Teamkomposition stellt die Weichen für ein erfolgreiches Projekt. Irgendwer muss zuständig sein, dass Anforderungen bereitgestellt und verfeinert werden. Ein permanent etabliertes Implementierungsteam hilft langfristig die Effizienz zu steigern. In vielen Fällen muss im Projektverlauf die Personenstärke angepasst werden. Passiert die Vergrößerung anorganisch und zu schnell dann leidet die Performance darunter. Die Teams durchlaufen dann selten die Phasen von „Storming, Norming und Performing“, Reibungsverluste entstehen und Frust keimt auf. Wichtig ist unter Einbeziehung der relevanten Projektbeteiligten ein gutes Konzept zu etablieren, dass dieses benötigte Wachstum früh erkennt und in einen wandlungsfähigen Prozess integriert.

Mit kontinuierlicher Erschließung seiner Vision kristallisiert sich heraus, wie viele Drittsysteme notwendig sind und welche Limitationen sowie Datenbedürfnisse daraus resultieren. Dabei muss die bestehende Plattform funktionsfähig bleiben und die zukünftige aufgesetzt werden.

Divide & Conquer

Bestandssysteme, Return-On-Invest, neue Systeme, Technik und Contents stehen sich bei jedem Relaunch entgegen. Je mehr Wiederverwendung aus der Bestandsplattform zu Kompromissen in der neuen Welt führen, desto schlechter wird das Ergebnis. Technische Workarounds verringern die Usability und Innovationen werden verworfen. Umgekehrt kann ein Projekt auf der grünen Wiese teurer und langwieriger sein, wenn nicht auf bestehenden Fundamenten aufgebaut wird beziehungsweise Inhalte migriert und wiederverwendet werden. Dennoch ist der Vorteil alten Ballast hinter sich zu lassen, nicht zu vernachlässigen und einen prüfenden Blick wert. Ansonsten entsteht im schlechtesten Fall ein Ergebnis das nicht befriedigend ist. Unangenehmen Fragen sollte nicht aus dem Weg gegangen, sondern für alle Beteiligten die langfristig besten Entscheidungen gefunden werden.

Die Modularität der eigenen Webseite und Märkte sowie Marken kann helfen Komplexität zu reduzieren. Je besser ein Relaunch in sinnvolle Etappen untergliedert wird und mit Pilotprojekten zu frühen Erfolgen gelangt, desto einfacher wird das Gesamtunterfangen. Auch dann sollte von Anfang an ein ausreichender Blick auf das große Ganze geworfen werden, damit architektonisch die richtigen Grundlagen gelegt werden. Dazu gehört auch die Auswahl eines geeigneten Marktes im Falle eines Pilot-Launches und die passende Strategie bei einem Big Bang.

Vor dem Go-Live ist nach dem Launch

Die Wahl der geeigneten Strategie beeinflusst die Herangehensweise und an was für den Stichtag nachgedacht werden muss. In jedem Fall ändert ein Go-Live einiges an den Prozessen selbst. Bugfixing wird wichtiger und der stabile Betrieb der Plattform rückt in den Fokus. Entwicklungswünsche für den nächsten Plattformbestandteil bleiben dabei ein stetiger Begleiter und bekommen neue Wichtigkeit. 

Um Bedürfnisse sinnvoll und nachhaltig bedienen zu können, hilft vor einem Launch der Blick in die Zukunft. Was muss getan werden, damit der Launch erfolgreich wird? Hat das Team genügend Personenstärke und Expertise dafür? Wie wird verhindert, dass die Weiterentwicklungen stehen bleiben? Welche Prioritäten gelten in der Zeit rund um den Go-Live?

Abschließende Gedanken

Die in diesem Artikel erschlossenen Felder spiegeln einen Abriss dessen wider, was bei einem Website Relaunch beachtet werden muss, der in vielen Fällen sehr individuell zu betrachten ist. Jeder Neuanfang bietet Chancen für die Marken selbst, die Plattform dahinter und die Interessenten, die sich auf ihr bewegen. Nur wer Investitionen gegenüber Wiederverwendbarkeit abwägt und die Visionen auf eine nachhaltige Zeitlinie legt, wird am Ende seine Ziele erreichen. Viele Kompromisse zerstören das Potenzial für Veränderung. Wenig Fokus lädt zu Verschwendung ein. Nur mit einer frühen technologischen Beratung, klaren Prioritäten und einen Blick über das gesamte Unterfangen kann der Spagat gelingen und zu nachhaltigem Erfolg führen.