print logo

Handel 2020 – Wege in die Zukunft

Der Handel muss sich neu erfinden
Ulrich Eggert | 03.03.2010
Die letzten Monate haben gezeigt, dass der deutsche Einzelhandel nicht unberührt aus der Krise hervorgehen wird. Aber es gibt auch eine Zeit nach der Krise – und die will gut vorbereitet sein!

Die Menschen werden immer älter und daraus entwickeln sich besondere Qualitätsvorstellungen. Immer mehr neigen LOHAS zu – dem „Lifestyle of Health and Sustainability“. Das bringt einen entscheidenden Paradigmenwechsel in der Nachfrage, aber wir leben in Deutschland – und das heißt nichts anderes, als dass es auch nicht teurer werden darf!

Besonders gebeutelt ist der Mittelstand, denn sein Einkommen wächst nicht bzw. schrumpft sogar bei den Mitarbeitern vieler Firmen, aber er möchte sich seinen „kleinen Luxus“ weiter erhalten und neigt deshalb immer stärker zum Smartshopping: Er kauft morgens möglichst preiswert bei Aldi, Lidl & Co. Ein, um sich abends den Restaurantbesuch oder auch den Aldi-Champagner leisten zu können. Discount erobert immer mehr Märkte, aber es entsteht eine "Neue Mitte", die aggressiv angreift, um sich etwa in Form von Mehrwert-Marken oder Gourmet-Artikeln im Discount oder in Form von Convenience immer stärker im Markt durchzusetzen. Luxus und Premium sind nicht auf der Siegerstraße, denn sie sind sehr konjunkturempfindlich. Pseudo-Discounter, die sich ein Lifestyle-Mäntelchen umhängen wie IKEA und Hennes & Mauritz, gewinnen immer stärker.

Es bahnt sich eine enorme Konsolidierung im deutschen Handel an, denn seit 1991 sind die Umsätze praktisch nicht gestiegen, die Verkaufsflächen jedoch um ca. 40 % gewachsen – und das bedeutet: Wir haben ein Drittel „heiße Luft“ im Handel – und die muss raus. Und sie entweicht auch in diesem und in den nächsten Jahren, angefangen bei den Textilkaufhäusern und weiter über die Warenhäuser und Versender, wobei Möbel- und B+H-Märkte sowie Autohäuser nicht lange auf sich warten lassen.

Aber ein Zukunftsszenario zeigt völlig neue Entwicklungen im Handel auf, andere strategische Aspekte als bisher werden im Vordergrund stehen:
—Konzepte und Formate entscheiden den Wettbewerb, weniger der Preis, denn der ist und bleibt niedrig.
—Die richtige Finanzierung wird immer wichtiger, denn die Banken geben weniger Kredite; Eigen-Rating ist vor Verhandlungen angesagt.
—Wer die Kosten nicht im Griff hat, fliegt aus der Kurve.
—RFID-Technik hilft bei der Logistikoptimierung.
—Immer mehr Unternehmen drängen in andere Branchen hinein durch Category Migration – die Discounter und Kaffee-Röster sowie die Bau- und Heimwerkermärkte haben es schließlich vorgemacht.
—Die neue Kernkompetenz heißt nicht einfach Spezialisierung, sondern sie heißt Problemlösung, reiner Warenverkauf geht - nur? - über den Preis und ist für den Discount, die anderen müssen mehr bieten: Ware + Dienstleistung + Service + Informationen + Beratung + After-Sales-Service usw.
—Emotionalisierung und Lifestyle sind angesagt.
—Marken sind und bleiben wichtig – aber nicht nur Markenartikel, sondern immer mehr Handelsmarken dringen durch und der Handel macht sich selbst zur Marke/Retail Brand als entscheidende Strategie.
—Um die Kaufzurückhaltung der Senioren zu brechen, sind neue Ansätze erforderlich – sie sind service- und dienstleistungsgetrieben.
—Der Handel muss mehr als Ware verkaufen: Dienstleistungen, Dienstleistungen, Dienstleistungen. Waren sind das falsche Ende des Sozialprodukts!
—Wer nicht kooperiert, verliert: Alleinstehende Unternehmen verlieren im Markt, kooperierende halten sich, diejenigen, die Vertriebssysteme bilden oder dazugehören, sind im schnellen Marsch nach vorne.
—Nicht Neukundengewinnung, sondern Kundenbindung wird immer wichtiger – und das heißt in Zeiten des Internets: Social Marketing, also Foren, Blogs, Affiliate Marketing usw.

Aber die wahren Gewinner sind seltsamerweise völlig andere Unternehmen – Unternehmen, die sich eigentlich aus dem Markt zurückziehen: Sie verkaufen nichts, sie produzieren nichts, aber sie sind doch vorhanden, nämlich als Marke. Sie steuern alles, aber lassen alles Entscheidende eigentlich andere machen. Mit starker Werbung beim Endverbraucher ziehen sie diesen in die Systemvertriebskanäle, die die lizenzierte Ware vertreiben, die Dritte produziert haben – in Vereinbarung mit der Marken-Systemzentrale. Der Handel wird vielfältiger und doch systemischer: Es kämpfen nicht mehr Meyer gegen Müller, sondern Vertriebssystem A gegen Franchisesystem B gegen Filialsystem C gegen Verbundsystem D usw. Der Verbraucher wird auch in den nächsten Jahren nicht über wirklich mehr Geld verfügen, da der Staat zunächst einmal seine Löcher stopfen muss – und das Geld dazu holt er sich beim Bürger, dem Konsumenten. Dem Handel wird es fehlen, der Wettbewerb in Form des Kampfes um das Geld des Verbrauchers wird sich noch wesentlich verschärfen.

Zusammengefasst heißt das: Der Handel muss mitarbeiterorientiert vorgehen, damit die sich um den Kunden kümmern; er muss kooperieren, wo es nur geht, um Kosten zu sparen, er muss sich selbst oder in der Gruppe zur Marke machen und so den Großkonzernen gegenübertreten. Es geht um Macht, denn der Markt verlangt niedrige Preise, und Macht heißt Masse und wer keine Masse ist, muss sich durch Kooperation zur Masse machen – sonst machen ihn andere zur Masse!

Diese und viele weitere Details finden Sie in der Studie „HANDEL 2020 – WEGE IN DIE ZUKUNFT“ von der Ulrich Eggert Consulting in Köln, die soeben auf den Markt gekommen ist. Detaillierte Informationen und kostenlose Downloads zum Thema unter www.ulricheggert.de, Tel.02234-943937, mail@ulricheggert.de.