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Wo sind sie nur hin, die guten alten Kontakte zwischen Unternehmen und Dienstleistern?

Miteinander reden? Gar am Telefon? Nicht nötig, völlig überbewertet und ausserdem haben wir doch schon gemailt.
Holger Bartl | 08.06.2010
Woran liegt es eigentlich, dass immer weniger miteinander gesprochen wird? Gut. Man schickt Mails als das schnelle und direkte Kommunikationsmittel unserer Zeit. Doch ersetzen Mails auch den direkten Kontakt untereinander? Mails sind Informationsträger, aber auch Kontaktangebote. Aber es scheint so, als ob die nachfolgende Generation verlernt hat, miteinander zu reden. Privat ist das eine Sache, aber im Job ist es einfach unabdinglich.

Was waren das noch für Zeiten, als wir Agenturen unsere Kunden zum American Football eingeladen, das eine oder andere „Kaltgetränk“ getrunken und ganz nebenbei auch über den Job gesprochen haben? Nicht mehr angesagt? Warum eigentlich nicht?

Kundenbeziehungen haben etwas mit Vertrauen zu tun. Den Gegenüber verstehen und wissen, wie er „tickt“. Dies sind wichtige Grundvoraussetzungen für eine gemeinsame erfolgreiche Arbeit. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Bestechung und „eine Hand wäscht die andere“ zu tun. Heute reden alle von Netzwerken. Aber wie funktionieren denn Netzwerke? Nur über Mailkontakt oder durch ein persönliches Aufeinandertreffen?

Liegt es gar an der jungen Managergeneration? Zählt nur noch der Erfolg? Menschen, Kontakte und Emotionen spielen eine eher untergeordnete Rolle? Sind andere Typen gefragt als noch vor 10 Jahren?

Oder sind die schnellen Positionswechsel schuld? Der Druck zu groß?

Natürlich gibt es einen Verhaltenskodex und Compliance Regeln und die haben auch ihre Berechtigung; steuerlich wie moralisch, jedoch gehen Sie aus meiner Sicht einfach zu weit. Kundenbeziehungen können nur dauerhaft entstehen und bestehen, wenn man sich auf vielen verschiedenen Ebenen trifft und kennenlernt. Dazu gehören auch Maßnahmen, die eher privaten Charakter haben. Ein Mittagessen, eine Golfrunde oder der Besuch eines Fußballspiels.

Oder nehmen wir das Beispiel einer Vorrecherche-Reise ins Ausland. Es ist einfach unglaublich, dass viele Unternehmen das Geld sparen und alles den Dienstleistern überlassen. Es ehrt die Dienstleister, doch ist es eigentlich nichts anderes als eine Sparmaßnahme oder schlichtweg die Angst, es könnte schlecht ausgelegt werden; es sieht ja nach „Urlaub“ aus. Es herrscht ein Schubladendenken vor, das fest in vielen Unternehmensstrukturen verwurzelt zu sein scheint. Vielleicht ist auch ein wenig Neid dabei.

Würden Sie ein Millionensponsoring im Fußball einkaufen, ohne sich vorher die handelnden Personen anzusehen und ein oder mehrere Spiele besucht zu haben?

Würden Sie Ihr Jahresmeeting in einem Hotel ablaufen lassen, ohne das es die verantwortliche Person des Unternehmens in Augenschein genommen hat?

Sie etwa?

Ich nicht.
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