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Deutlicher Rückgang der Firmeninsolvenzen im Krisenjahr 2020

16.500 zusätzliche Insolvenzen möglich. Höchste Insolvenzdichte in Bremen.
CRIF GmbH | 19.03.2021
© freepik / patty-photo
 

Im Jahr 2020 haben in Deutschland 15.865 Unternehmen eine Insolvenz angemeldet. Damit verringerten sich die Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,5 Prozent (2019: 19.005 Firmeninsolvenzen). Hauptursache für die geringe Zahl an Insolvenzen ist die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht in Kombination mit den zahlreichen Hilfspaketen für die Unternehmen.

 

„Bedingt durch die Corona-Krise haben viele Unternehmen in Deutschland derzeit wirtschaftliche Probleme. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen aus dem letzten Jahr spiegelt diese Situation nicht wider", kommentiert CRIFBÜRGEL Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die aktuellen Zahlen.

Da in den Insolvenzstatistiken die Vergangenheit abgebildet wird, werden die genauen Auswirkungen der Corona-Krise erst nachgelagert sichtbar werden. Die Insolvenz-Welle wird auch noch in das Jahr 2022 hineinreichen. Die negativen Folgen des Corona-Lockdowns und der anhaltenden Wirtschaftskrise wurden somit lediglich verschoben. Geschädigte sind vor allem Gläubiger, das heißt Lieferanten oder auch Vermieter, die befürchten müssen, durch eine Insolvenz auf ihren Forderungen sitzen zu bleiben und so ihr Geld nicht zu bekommen. Derzeit sind Unternehmen vor allem aus den Branchen Gastronomie, Touristik (z.B. Reisebüros), Entertainment (z.B. Kinos), Einzelhandel (vor allem Textil) und Messebauer besonders insolvenzgefährdet.

Höchste Insolvenzdichte in Bremen

Die höchste Insolvenzdichte gab es 2020 in Bremen mit 100 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Der Bundesdurchschnitt lag bei 48 Pleiten je 10.000 Firmen. Über diesem Wert rangieren neben Bremen auch Berlin (75), Nordrhein-Westfalen (65), das Saarland (61), Hamburg (60), Sachsen-Anhalt (56) und Hessen (51). Die wenigsten Firmenpleiten gab es im letzten Jahr in Thüringen mit 31 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Aber auch in Bayern (35) sowie in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (je 36) mussten vergleichsweise wenig Firmen eine Insolvenz anmelden. Nach den absoluten Zahlen stehen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (4.357), Bayern (2.173) und Baden-Württemberg (1.723) an der Spitze der Insolvenzstatistik.

Anstieg der Firmeninsolvenzen in Bremen

Nur in Bremen gab es im letzten Jahr einen Anstieg bei den Firmeninsolvenzen. Die Insolvenzen stiegen um 25 Prozent auf 224 Fälle. Vor allem in Schleswig-Holstein (minus 32,7 Prozent), im Saarland (minus 28,6 Prozent) und in Hamburg (minus 25 Prozent) haben deutlich weniger Firmen eine Insolvenz angemeldet.

16.500 zusätzliche Insolvenzen möglich

Die aktuellen Insolvenzzahlen spiegeln die Lage der Unternehmen nur sehr bedingt wider. Über 300.000 Unternehmen in Deutschland haben derzeit finanzielle Probleme. Es stellt sich daher die Frage, wie sich die Insolvenzzahlen weiterentwickeln werden. CRIFBÜRGEL hat in einem Modell den Rückstau an Firmeninsolvenzen berechnet. „Laut unseren Modellberechnungen besteht die Welle derzeit aus circa 16.500 zusätzlichen Insolvenzen. Betroffen sind vor allem Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern“, sagt Schlein. Unter der Voraussetzung, dass die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht im vollen Umfang aufgehoben wird, sind dann insgesamt 35.500 Firmeninsolvenzen in Deutschland möglich. Die Zahl könnte aber noch steigen, wenn sich die Pandemie noch länger fortsetzt und die Politik gezwungen wäre, die Antragspflicht auch über den 30.04.2021 hinaus auszusetzen.

Die Insolvenzzahlen werden auch dadurch beeinflusst, dass der Gesetzgeber im letzten Jahr das Insolvenzrecht für Unternehmen erweitert hat. Betriebe mit positiver Fortführungsprognose können nun auch außerhalb eines offiziellen Insolvenzverfahrens eine Sanierung in Eigenregie in Anspruch nehmen. Ob dieses neue Instrument ausreichend angenommen werden wird und auch für alle Betriebsgrößen gleichermaßen praktikabel ist, bleibt abzuwarten.

Das Berechnung-Modell von CRIFBÜRGEL basiert auf Zahlungsverzugsdaten, aus denen auf Basis des Vergleichs von 2020 mit den Vorjahren ein branchenspezifischer Risikofaktor errechnet wurde. Über diesen ist dann eine Prognose der zu erwarteten Insolvenzen aufgrund des Corona-Lockdowns erfolgt. Durch den Vergleich mit den tatsächlich angemeldeten Insolvenzen 2020 lassen sich die zusätzlichen Insolvenzen abschätzen. Diese zusätzlichen Insolvenzen aus 2020 ergeben zusammen mit den prognostizierten Insolvenzen für 2021 die finale Modellschätzung, die auf Bundeslandebene aggregiert wurde.