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Zeitarbeitsbranche sieht Licht am Ende des Corona-Tunnels

Zeitarbeitsunternehmen erwarten für 2021 Trendumkehr. Zeitarbeit in Automobilbranche sinkt weiter.
© freepik / user19622617
 

Während der COVID-19-Pandemie vermittelten Zeitarbeitsunternehmen 15,5 Prozent weniger Zeitarbeiter:innen als im Vorjahr. Aber schon im laufenden Jahr 2021 erwarten sie eine Trendumkehr mit einer branchenübergreifenden Wachstumsrate von durchschnittlich etwa 11 Prozent, im Einzelfall sogar mehr. So lautet das Kernergebnis der aktuellen Studie „Zeitarbeitsbranche aktuell 2021“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Vom 19. April bis zum 4. Mai 2021 hat PwC die Geschäftsführer:innen von 300 deutschen Unternehmen der Zeitarbeitsbranche mit einem Umsatz zwischen einer halben Million und drei Milliarden Euro befragt. Die Rücklaufquote war mit 30 Prozent sehr solide und ist statistisch signifikant. Die Zeitarbeitsbranche gilt als frühzyklischer Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung.

Zeitarbeitsbranche rechnet für 2021 mit Trendumkehr

Bereits 2019 war die Nachfrage nach Zeitarbeiter:innen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 11 Prozent zurückgegangen. Im Corona-Jahr 2020 ging sie abermals zurück, von 895.000 auf rund 750.000 vermittelte Zeitarbeitnehmer:innen (ca. minus 11 Prozent). Seit 2018 hat sich das Marktvolumen somit um rund ein Viertel reduziert. Als Hauptgrund für den aktuellen Nachfrageeinbruch nennen fast alle der befragten Unternehmen (94 Prozent) die COVID-19-Pandemie und ihre Folgen.

Nun sind die befragten Zeitarbeitsunternehmen wieder zuversichtlich: Die überwiegende Mehrheit (69 Prozent) rechnet spätestens 2022 mit einer Erholung der Branche. Für 2021 erwarten sie ein Wachstum von durchschnittlich 11,6 Prozent, für 2022 sogar von 18,6 Prozent. Dr. Ralph Niederdrenk, Partner in der PwC Deals Strategy Group bei PwC Deutschland, erklärt: „Die Zeitarbeit hat sich in Deutschland als systemrelevanter Sektor nachhaltig etabliert. Die Zuversicht für neuerliches Wachstum ist groß, hängt aber stark davon ab, auf welche Branchen sich die Zeitarbeitsunternehmen fokussieren.“ Die Bandbreite bei den Wachstumsprognose reiche von minus 10 bis plus 20 Prozent.

Ausschlaggebend für den grundsätzlichen Optimismus ist für 48 Prozent der Befragten der konjunkturelle Aufschwung durch die Eindämmung von COVID-19. Aber auch die Flexibilisierung der Personalkosten (28 Prozent), die bessere Verfügbarkeit von Fachkräften und die höhere Akzeptanz von Zeitarbeit (je 18 Prozent) treiben den Befragten zufolge das Wachstum an.

Gastronomie, Hotellerie und Tourismus sind Corona-Verlierer

Die COVID-19-Maßnahmen haben die Gastronomie am stärksten betroffen. Hier verzeichnete 2020 die Mehrheit der befragten Zeitarbeitsunternehmen (69 Prozent) eine geringere Nachfrage nach Arbeitskräften. Auch Hotellerie (59 Prozent), Tourismus (53 Prozent) und die Automobilindustrie (53 Prozent) fragten 2020 deutlich weniger Zeitarbeitskräfte nach. Ausnahmen waren lediglich medizinische Sektoren wie die Pflege und die Vermittlung von Ärztinnen und Ärzten sowie die Bauindustrie; sie benötigten 2020 mehr Zeitarbeitskräfte als im Vorjahr.

Zeitarbeitsbranche sucht Unabhängigkeit von der Automobilindustrie

Die Nachfrage der Automobilindustrie ist bereitsf seit 2019 rückläufig. Wegen der Umstellung auf alternative Hybrid- bzw. Elektroantriebe produzieren die Unternehmen weltweit deutlich weniger Fahrzeuge. In der Folge benötigt die Branche weniger Zeitarbeitnehmer:innen, und zwar entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette, vom Rohstofflieferanten bis zum Händler. COVID-19 hat die Situation der Branche zusätzlich verschärft. Isabella Calderon Hoyos, Senior Managerin und Zeitarbeitsexpertin bei PwC Deutschland, sagt: „Der Transformationsprozess der Automobilbranche wird sicherlich noch fünf bis zehn Jahre andauern. Deshalb bemühen sich die Zeitarbeitsunternehmen derzeit stark darum, weniger abhängig von dieser Branche zu werden.“

Branche setzt auf Digitalisierung, Spezialisierung und Präsenzkultur

Um ihre Wettbewerbsfähigkeit auch in wirtschaftlichen Schwächephasen zu sichern, investieren mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten noch stärker in die Digitalisierung. Dennoch wollen 83 Prozent an physischen Standorten festhalten. Ebenfalls 68 Prozent der Befragten planen, sich spätestens ab 2022 stärker auf Nischen zu spezialisieren bzw. ihre Kostenstrukturen noch flexibler zu gestalten (61 Prozent). „Effizienzvorteile durch Digitalisierung, Prozessautomatisierung und flexiblere Kostenstrukturen bleiben das Gebot der Stunde“, betont Dr. Ralph Niederdrenk von PwC Deutschland.

Die gesamte Studie können Sie hier: https://www.pwc.de/de/industrielle-produktion/fuer-die-zeitarbeitsbranche-sind-wieder-bessere-zeiten-in-sicht.html herunterladen.