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Weniger als 10 Prozent der Deutschen nutzen Shared-Mobility-Lösungen

60,8 Prozent der Befragten lehnen Freigabe ihrer Mobilitätsdaten ab. Jüngere Generation aufgeschlossener gegenüber Shared-Mobility-Diensten.
Nutzung von Mobilitätsdiensten © eco Verband der Internetwirtschaft
 

Die Mobilität der Zukunft ist digital, vernetzt und auf Abruf verfügbar. Das zukünftige Mobilitätsökosystem basiert auf digitalen Plattformen, die Nutzern über alle Verkehrsmittel hinweg Mobilität als Dienstleistung anbieten. Die zentralisierten Service- und Datenplattformen ermitteln mithilfe künstlicher Intelligenz die komfortabelste und effiziente Route. Verkehrsflüsse können so optimal ausgesteuert werden und tragen zu einer erheblichen Entlastung von Umwelt, Ressourcen und Verkehrsinfrastrukturen bei – so die Zukunftsvision.

Aktuell fällt die Nutzung der neuen Mobilitätsdienste allerdings noch eher gering aus. 87,5 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen derzeit keinerlei smarte Shared-Mobility-Dienstleistungen. So das Ergebnis einer Umfrage des eco – Verbands der Internetwirtschaft e. V. in Kooperation mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Civey*, an der sich 2.500 Menschen aus Deutschland Anfang September beteiligt haben. Ein Grund für diese Zurückhaltung könnte die besonders in Deutschland noch weit verbreitete Skepsis im Zusammenhang mit der Nutzung persönlicher Daten sein. So lehnen es laut Umfrage aktuell über 60 Prozent der Befragten ab, ihre Mobilitätsdaten mit Anbietern zu teilen.

„Für eine nachhaltige Mobilitätswende braucht es ein Mobilitäts-Ökosystem, das den souveränen und sicheren Austausch von Daten unter allen beteiligten Akteuren ermöglicht. Nur so können Anbieter vernetzte Plattformen realisieren, die unter Berücksichtigung von Echtzeitdaten das best-geeignete Verkehrsmittel und die effizienteste Route ermitteln. Ebenso zwingend erforderlich sind leistungsfähige digitale Infrastrukturen zur Datenverarbeitung sowie das Vertrauen und die Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern“, betont Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender vom eco Verband. Ein nachhaltiger und innovationsgetriebener Fortschritt im Mobilitätssektor sei ohne aussagekräftige Daten und deren Verfügbarkeit und Vernetzung schier unmöglich. Die „Mobilithek“, der Mobility Data Space und die neue Mobilitätsdatenverordnung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) seien hierbei ein erster Schritt in die richtige Richtung, um Mobilitätsplattformen zu schaffen, die auf Basis von Daten beispielsweise zur Auslastung und zur Verfügbarkeit Verkehrsflüsse optimal aussteuern und entsprechende Antworten auf die zunehmende Urbanisierung, den Klimawandel, den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und veränderte Mobilitätsbedürfnisse liefern. Ein solcher Regulierungsrahmen sei außerdem eine wichtige Voraussetzung, um das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer in smarte Mobilitätsdienste zu stärken und Akzeptanz für eine transparente Verwendung dort entstehender Daten zu schaffen, so Süme weiter.

Jüngere Generation ist aufgeschlossener gegenüber Shared Mobility

Die Nutzungsraten verschiedener Formen neuer Mobilitätsdienste bewegen sich über alle Altersgrenzen hinweg zwischen 3,5 Prozent (Fahrdienste) und 0,6 Prozent (Ride-Sharing-Dienste). Gesamt betrachtet nutzen aktuell 3,5 Prozent der Befragten Fahrdienste wie Uber, bei den unter 30-Jährigen sind es hingegen mehr als viermal so viele (15,2 Prozent). Bei den 30- bis 39-Jährigen sind Bike-Sharing-Dienste (15,6 Prozent) gefolgt von Car-Sharing-Diensten (10,2 Prozent) am beliebtesten. „Die Verkehrswende weg vom Individualverkehr und Besitz hin zu Shared-Mobility-Services bedarf eben auch eines Einstellungswandels auf Individualebene“, begründet Süme. Dieser Wandel sei in der jüngeren Generation bereits stärker vorangeschritten und spiegele die veränderten Nutzungsbedürfnisse im Mobilitätssektor wider.

Hinsichtlich der Auswahl eines Shared-Mobility-Services ist für die Befragten vor allem der Preis (14,2 Prozent) entscheidend, dahinter folgen die einfache Nutzung der App (11,8 Prozent) sowie die Sicherheit der persönlichen Daten (10,6 Prozent). Die Faktoren sollten bei der Entwicklung innovativer Smart Services im Mobilitätssektor berücksichtigt werden.

Nutzer stehen Datenfreigabe kritisch gegenüber

Das höchste Gut des Mobilitätsökosystems der Zukunft sind Daten, die durch die Vernetzung digitaler Services generiert werden. Über 60 Prozent der Befragten sind jedoch nicht bereit, ihre Daten mit Mobilitätsanbietern zu teilen, selbst wenn sich daraus persönliche Vorteile oder Vorteile für die Allgemeinheit ergeben. 9,4 Prozent würden ihre Mobilitätsdaten Preis geben, wenn damit ein Nutzen für den Klimaschutz einhergeht. 8,6 Prozent der Befragten stehen einer Datenfreigabe positiv gegenüber, wenn sie dadurch Kosten sparen. Neben dem Aufsetzen von Datenräumen sollten somit auch Anreize und Treiber wie Vorteile im Bereich Klimaschutz und Kostenersparnisse stärker im kommunikativen Fokus stehen, um die Akzeptanz und die Bereitschaft der Nutzerinnen und Nutzer zu erhöhen, Daten unter Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen mit den beteiligten Akteuren zu teilen. Besonders hoch ist die Bereitschaft zur Datenfreigabe bisher nur unter Studierenden: 65,1 Prozent wollen ihre Daten Mobilitätsdienstleistern zur Verfügung stellen, ohne daran Bedingungen zu knüpfen.

 

Welch immenses Potenzial Shared-Mobility-Konzepte im Bereich Klimaschutz bergen, verdeutlicht die Studie „Der Smart-City-Markt in Deutschland, 2021-2026“ von Arthur D. Little im Auftrag des eco. Allein durch die Optimierung von Verkehrsflüssen im städtischen Pkw-Verkehr lassen sich mittels vernetzter Mobilität bis 2030 bis zu 50 Prozent der CO2-Emissionen einsparen. Optimierte Verkehrsflüsse helfen Stau und Parkplatzsuchen zu verhindern und senken dadurch auch den Kraftstoffverbrauch.

*Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag von eco 2.500 Personen zwischen dem 08. und dem 09.09.2022 befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Einwohner der BRD ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 3,6 Prozent.