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Menschen verspüren Emotionen auch bei Computergenerierter Kunst

Menschengemachte Kunstwerke werden allerdings positiver bewertet.
Universität Wien | 04.08.2023
Abb. 1: links: Beispiel für ein von Menschen erstelltes Kunstwerk; rechts: Beispiel für ein vom Computer generiertes Kunstwerk © Theresa Demmer
 

Auch in der Kunstwelt werden Computer und künstliche Intelligenz (KI) immer wichtiger. KI-generierte Kunstwerke erzielen Millionenpreise bei Auktionen, und Künstler*innen nutzen Algorithmen routinemäßig, um ästhetische Inhalte zu generieren. Ein Team an Wissenschafter*innen der Universität Wien konnte nun durch Experimente zeigen, dass entgegen verbreiteter Annahmen Menschen bei der Betrachtung von Kunst auch dann Emotionen und Absichten wahrnehmen, wenn sie wissen, dass das Werk von einem Computer generiert wurde. Die Studie wurde kürzlich im Fachmagazin Computer in Human Behaviour veröffentlicht. 

In einer neuen Studie untersuchte ein Team der Universität Wien in Kooperation mit der Humboldt Universität zu Berlin unter der Leitung von Theresa Demmer, ob Menschen auch emotional auf Kunst reagieren oder Intentionalität in Kunst erkennen, von der sie denken, dass sie von einem Computer generiert wurde. Die Forscher*innen zeigten Proband*innen abstrakte, schwarz-weiße Kunstwerke, die entweder von einem Computer zufällig generiert oder von einer Person gestaltet wurden, letzteres mit der Intention Emotionen zu vermitteln. "Wir haben für die computer-generierten Bilder keine KI oder einen selbst lernenden Algorithmus, die mit menschengemachten Bildern gefüttert werden, verwendet, sondern einen ganz einfachen Algorithmus. So wollten wir ermöglichen, dass wir Bilder bekommen, die nicht auf menschengemachte Bilder aufbauen, sondern die wirklich möglichst frei von menschlichen Einflüssen sind", erklärt Demmer. Nicht Teil der Forschung war die tiefergehende und technische Frage, ob und wann Kunst von Computern erstellt werden kann, die im Erscheinungsbild nicht mehr von menschengemachter zu unterscheiden ist.

Vor dem Betrachten der einzelnen Kunstwerke bekamen die Teilnehmer*innen jeweils gesagt, ob das Kunstwerk angeblich von einem Computer oder einer Person gemacht wurde – in der Hälfte der Fälle entsprach diese Information auch der Wahrheit. Anschließend wurden die Teilnehmer*innen gebeten, die Kunstwerke hinsichtlich verschiedener Kriterien zu bewerten. Zudem sollten sie angeben, welche Emotionen sie selbst beim Betrachten empfunden hatten, welche Emotionen sie glauben mit dem Kunstwerk beim Betrachter ausgelöst werden sollten und welche – wenn überhaupt welche – Emotionen die Künstler*innen selbst mutmaßlich beim Schaffen der Kunstwerke empfanden.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Proband*innen fast immer zumindest einige Emotionen empfanden und eine gewisse Intentionalität wahrnahmen. 

Die Studie lieferte damit neue empirische Evidenz dafür, dass Menschen emotionale Verbindungen zu computergenerierter Kunst aufbauen können, entgegen verbreiteten Annahmen scheinen Menschen also Emotionen und Absichten wahrzunehmen, auch wenn sie wissen, dass etwas von einem Computer stammt. Sie berichteten allerdings stärkere Emotionen und bewerteten die Kunstwerke positiver, wenn diese tatsächlich von einer Person geschaffen worden waren – selbst dann, wenn sie die falsche Information bekommen hatten, dass die Kunst computergeneriert sei.
Die Ergebnisse zeigen also auch, dass ein feiner, aber bedeutsamer Unterschied in der emotionalen Wirkung zwischen menschlicher und künstlicher Kunst bestehen bleibt. Dies könnte auf spezielle Charakteristika in von Menschenhand geschaffener Kunst hindeuten, die von Betrachter*innen wahrgenommen werden.

Insgesamt werfen die Ergebnisse neue Fragen für die Mensch-Computer-Interaktion und die wachsende Rolle von KI als kreative Entität in Kunst, Design und Unterhaltung auf. Wie reagieren Menschen auf komplexere Kunstwerke, die von KIs generiert werden und was sind Charakteristika, an denen Menschen computer- und menschengemachte Kunst unterscheiden können – wenn überhaupt?  Weitere Studien sind nötig, um die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Maschine in diesem Bereich zu verstehen.