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BAW-Expertendiskussion: PR und Journalismus - eine Hassliebe

PR und Journalismus – Verschiedene Welten oder doch nur zwei Seiten der selben Medaille. Experten diskutieren über Unterschiede und Gemeinsamkeiten
marketing-BÖRSE | 14.12.2005

Journalisten und PR-Leute verbindet eine uralte Hassliebe, die zunehmend öffentlich ausgetragen wird. Jüngstes Beispiel: Der Forderungskatalog der Journalistenvereinigung „Netzwerk Recherche“ gegen den wachsenden PR-Einfluß und die Stellungnahme dazu von der Deutschen Public Relations Gesellschaft. Journalisten kritisieren PR-Leute dabei immer wieder als „Einflüsterer", „Lobbyisten“, mitunter als „Manipulateure“, diese wiederum kontern mit dem Vorwurf schlampiger Recherche und unzureichender Fachkompetenz vieler Journalisten. Die Fronten scheinen verhärtet.

Kein einfaches Thema also, dem sich die Bayerische Akademie für Werbung und Marketing (BAW) bei ihrem jüngsten Expertenpodium angenommen hat. Unter dem Titel „Grenze zwischen den Welten“ diskutierten im gläsernen Pavillon der BAW in München die PR-Fachleute Christina Kahlert, Landesvorsitzende der DPRG Bayern, und Ullrich Esser, Leiter des Zentralbereichs Kommunikation der Messe München sowie auf Seite der Journalisten Ulrich Brenner, Leiter der Deutschen Journalisten Schule und Welt-Korrespondent Stefan Keidel. Moderiert wurde der Abend von Sebastian Vesper, Chefredakteur des Magazins PR-Report.

Und selbst die „Lager“ konnten sich untereinander auf keine gemeinsame Linie einigen. Während Ulrich Brenner forderte, „Journalisten und PR-Leute müssen Partner mit fest definierten Aufgaben sein“, sieht Wirtschaftsjournalist Stefan Keidel aus persönlicher Erfahrung keine Basis für eine Partnerschaft mit PR-Leuten. „PR-Mitarbeiter wollen ihren Auftraggeber möglichst gut aussehen lassen. Das will ich als Journalist nicht. Ich will hinter die Kulissen schauen“, so Keidel.

Überbewertet und hochstilisiert findet dagegen Christina Kahlert den angeblichen Streit zwischen PR und Journalismus. „Es gibt den ordentlichen Journalisten und den ordentlichen PR-Mann. Diese sind in der Überzahl und sie können ganz gut miteinander arbeiten. Aber wie überall stechen eben die Negativbeispiele besonders heraus und vergiften das Klima“, bekräftigt die bayerische DPRG-Vorsitzende.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Ullrich Esser: „Natürlich muss es Grenzen zwischen PR und Journalismus geben, aber grundsätzlich können beide Seiten doch nur voneinander profitieren. Insbesondere in Zeiten immer dünner werdender Redaktionen können Kommunikationsabteilungen wertvolle Vorarbeit für die Journalisten liefern, für die sie gar keine Zeit mehr haben“, findet der Kommunikationschef der Messe München.

Zufrieden mit dem Expertenpodium zeigt sich BAW Akademie-Direktor Dr. Matthias Lung: „Unsere Gäste haben gezeigt, dass man dieses oft emotionsgeladene Thema auch konstruktiv und sachlich diskutieren kann“, freut sich Matthias Lung. „Wir haben die Problematik sicher nicht abschließend gelöst und auch einen Schulterschluss von PR und Journalismus hat es nicht gegeben, aber ich denke, die Akzeptanz und das Verständnis für die Position des jeweils Anderen sind bei den Zuhörern heute Abend gewachsen“, so Lung.

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